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Berlin: Tierschützer fordern Untersuchung im Zoo

Bis zu 500 Tiere sind angeblich verschwunden Zoo-Chef Blaszkiewitz: Unwahrheiten und Lügen

Die Diskussion um den Verbleib von Zootieren hält an. Jetzt verlangt die Tierschutzorganisation Peta Aufklärung und fordert den Rücktritt von Tierpark- und Zoochef Bernhard Blaszkiewitz. Dieser wies die Vorwürfe entschieden zurück. Die Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.

Nach Ansicht der Tierschutzorganisation Peta wird aus „Profitgier“ in Zoo und Tiergarten zu viel Nachwuchs gezüchtet. Dadurch wolle Blaszkiewitz mehr Besucher anlocken. Später gebe es jedoch keine Verwendung mehr für die Tiere. „Der Verbleib der Jungtiere ist ungeklärt“, kritisierte Frank Albrecht von Peta. In den vergangenen fünf Jahren seien bis zu 500 Tiere „verschwunden“. Blaszkiewitz sei nicht bereit, Peta gegenüber etwas über den Verbleib zu sagen. „Da muss man ja Verdacht schöpfen“, so Albrecht. Peta wirft dem Tierpark vor, Anfang der 90er Jahre Zwergflusspferde und Kragenbären an Händler verkauft zu haben, die die Tiere von einem Schlachter in Belgien töten ließen. Auch in jüngerer Zeit verschwänden Tiere spurlos, erst vor einigen Jahren seien Tiger aus dem Tierpark an eine Tigerfarm in China verkauft worden, wo sie unter schrecklichen Bedingungen gehalten würden. Peta fordert Geburtenkontrolle bei Zootieren und mehr Transparenz über ihren Verbleib.

Blaszkiewitz weist die Vorwürfe zurück. „Nichts verschwindet bei uns, die Schlachtungsgeschichten sind erfunden.“ In den Jahresberichten seien alle Tiere quantitativ verzeichnet. Die Bestands-, Geburts- und Abgabezahlen könnten dort von jedem nachgelesen werden. „Wir geben über 90 Prozent der Tiere an andere Zoos ab, manche werden an Privatpersonen verkauft, manche an Tierhändler unseres Vertrauens.“ Die Kritik an diesem Berufsstand könne er nicht nachvollziehen. „Wir kaufen auch bei Tierhändlern, zum Beispiel Fische, das ist ganz normal.“ Peta sei für ihn keine Tierschutz-, sondern eine „politische Organisation“, unterstrich der Direktor. Die Aufzucht von Tieren ist für Blaszkiewitz eine wichtige Aufgabe von Tiergärten, die mit Profitgier nichts zu tun habe. „Das ist für die Tiere gut, und natürlich sollen unsere Besucher auch die Aufzucht beobachten können.“ Ein Zoo sei kein Museum. Chemische Geburtenkontrolle lehne er ab. „Wir lassen zu bestimmten Zeiten Männchen und Weibchen nicht zusammenkommen.“ Bei Herdentieren, etwa Elefanten, sei das allerdings schwierig. Platzprobleme gebe es trotzdem nicht. „Wir haben sicherlich nicht zu viele Tiere.“ Alle Vorwürfe gegen ihn beruhten auf „Unwahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen“.

Die Grünen-Tierschutzexpertin Claudia Hämmerling hat – wie berichtet – Anzeige wegen Verstoßes gegen den Tierschutz bei der Staatsanwaltschaft erstattet; der Tierschutzverein unterstützt dies. Auf „Töten ohne vernünftigen Grund“ stehe eine Freiheitsstrafe von höchstens drei Jahren, sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde. Die Tat verjähre in der Regel nach fünf Jahren. Die Vorwürfe würden derzeit geprüft. ddp

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