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Tor ohne PS.

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Tierschutz in Berlin: „Die Pferdekutschen gefährden keine Fußgänger“

In Kürze ist das Areal vor dem Brandenburger Tor für Kutschen tabu. „Dann können wir uns alle arbeitslos melden“, sagt ein betroffener Unternehmer.

Alle üblichen Verdächtigen sind da. Der Leierkastenspieler steht – umringt von Touristen mit Selfiesticks – vorm Brandenburger Tor. Die Polizisten bewachen die Botschaften. Und vor dem Hotel Adlon steht der Trabi von Trabi-Andy. Nur die Kutscher mit ihren Pferden fehlen.

Was an diesem Montagnachmittag am pfeifenden Wind liegt, soll bald zur Regel werden. Der Bezirk Mitte will die Droschken vom Pariser Platz vertreiben. Das hat der Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Die Grünen) am vergangenen Donnerstag verkündet.

Seit Jahren wird in der Stadt kontrovers über die Pferdekutschen diskutiert. Im vergangenen Jahr haben mehr als 100.000 Bürger eine Petition unterzeichnet, die fordert, dass die Pferde-Taxis aus Tierschutzgründen verboten werden mögen. Und SPD, Linke und Grüne haben schon Ende 2016 im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Pferdekutschen nicht mehr in Mitte unterwegs sein sollen.

Die Verbotsschilder sind bestellt

Nun schafft der Bezirk mit dem Verbot auf dem Pariser Platz erstmals Fakten. Schon im Dezember, sagte von Dassel, habe die Straßenverkehrsbehörde eine Anordnung erlassen, die das Befahren des Platzes mit Pferdekutschen untersage.

Jetzt hat der Bezirk auch die entsprechenden Verkehrsschilder bestellt. Wann diese aber eintreffen und montiert werden und ab wann das Verbot greift, konnte man zunächst im Bezirksamt nicht sagen.

Tierfreunde hatten gegen Kutschen protestiert. Foto: Maurizio Gambarini/dpa
Tierfreunde hatten gegen Kutschen protestiert. Foto: Maurizio Gambarini/dpa

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Der Bezirk will durch das Verbot Fußgänger besser schützen. Schließlich ist der Platz vorm Brandenburger Tor seit Jahren eine Fußgängerzone. Von Dassel hat das Verbot aber auch zum Wohle der Tiere erlassen: „Der Pariser Platz ist für den Aufenthalt der Pferde nicht geeignet. Es gibt dort keine Möglichkeiten zum Trinken und Ausruhen und keine Schattenplätze.“ Der Bezirksbürgermeister stört sich zudem an den Pferdeäpfeln, die die Tiere an diesem repräsentativen Ort hinterlassen.

Trabi-Andy: „Pferde haben diese Stadt mit aufgebaut“

Klaus Winkelmann, der seit zwölf Jahren mit Kutschenfahrten für Touristen sein Geld verdient, kann all diese Argumente nicht nachvollziehen. „Die Pferdekutschen gefährden keine Fußgänger“, meint er. „Da sind doch all die Taxis und Autos, die den Platz illegal befahren ein viel größeres Problem.“

Der 56-Jährige ist von der Debatte inzwischen spürbar gereizt. „Diese ganzen Tierschutzargumente“, meint er, kämen von Menschen die am Schreibtisch sitzen. „Natürlich gibt es am Pariser Platz Wasser für die Tiere. Wir haben dafür extra einen Hydranten.“ Und im Sommer, wenn die Sonne knalle, führen er und seine Kollegen eh nur in den Abendstunden.

Winkelmann glaubt, dass der Bezirk auf die linke Tour die Existenz der Kutscher vernichten wolle. „Wenn wir nicht mehr am Pariser Platz stehen dürfen, können wir uns alle arbeitslos melden.“ Andere Stellplätze wie der Berliner Dom oder der Gendarmenmarkt würden schlicht nicht funktionieren.

Am Pariser Platz würden manche das Ende der Pferdedroschken bedauern. „Die Pferde gehören doch dazu“, sagt Trabi-Andy, der auf dem Platz Werbung für Kinder-Archen macht. „Pferde haben diese Stadt mit aufgebaut“, meint er. „Die Tiere haben die Baustoffe herangekarrt und die ersten Straßenbahnen gezogen und jetzt soll das alles plötzlich Tierquälerei sein?“

Caspar Schwietering

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