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Blaszkiewitz

© dpa

Tierschutz: Zoo-Direktor entzweit Tierfreunde

Die Debatte um den Chef des Berliner Zoos und Tierparks reißt nicht ab. Bernhard Blaszkiewitz sieht sich neuen Vorwürfe ausgesetzt. Jetzt hat auch der Umweltausschuss einige Fragen an ihn.

Der Verein der Freunde und Förderer des Zoologischen Gartens fürchtet um seine Mitglieder. „Wir bekommen Mails und Anrufe von Menschen, die angesichts der gegenwärtigen Debatte überlegen, auszutreten oder kein Geld mehr zu geben“, sagt Vereinsvorstand Jürgen Brückner. Sie seien empört über den Zoo- und Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz, der sich seit einiger Zeit mehrfachen Vorwürfen von Tierschützern ausgesetzt sieht.

Zu diesen Vorwürfen soll Blaszkiewitz jetzt auch im Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses äußern. Auf Antrag der Grünen sollen Blaszkiewitz und einer seiner Kritiker, der FR-Professor am Institut für Tierschutz, Jörg Luy, zur nächsten Sitzung am 14. April eingeladen werden. Die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling hatte, wie berichtet, Strafanzeige gegen Blaszkiewitz erstattet. Sie wirft ihm vor, etwa durch Inzucht entstandenden Tiernachwuchs, den andere Zoos nicht haben wollten, über Händler zum Schlachter gegeben zu haben. Blaszkiewitz bestreitet die Vorwürfe. Allerdings gab er zu, vor 17 Jahren vier streunenden Katzenwelpen im Tierpark das Genick gebrochen zu haben, damit sie keine Krankheiten wie Staupe, Tollwut oder die für den Menschen gefährliche Toxoplasmose einschleppten. Zuletzt war nach den Vorwürfen eine Drohung gegen Blaszkiewitz per E-Mail eingegangen; die Polizei wurde eingeschaltet. Die Fördergemeinschaft Tierpark und Zoo Berlin wandte sich indes gegen Rücktrittsforderungen an Blaszkiewitz. Auch sollten Zoo und Tierpark weiter von einer Person geführt werden, hieß es.

Der neu ernannte Pressesprecher von Zoo und Tierpark, Detlef Untermann, sagte dem Tagesspiegel, er freue sich darüber, dass sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor den Direktor gestellt habe – dieser hatte Blaszkiewitz in einer Boulevardzeitung einen „hervorragenden Zoologen“ genannt.

Am Montag hatte sich Blaszkiewitz mit Berlins Tierschutzbeauftragten Klaus Lüdcke getroffen. Dieser halte die Vorwürfe nach Angaben des Zoo-Sprechers mittlerweile für „hinreichend aufgeklärt“ und somit widerlegt – nachdem der Tierschutzbeauftragte die Anzeige von Hämmerling zunächst begrüßt hatte.

Was die Vorwürfe zur Tötung der Katzenbabys angehe, seien Lüdcke und Blaszkiewitz einer Meinung gewesen, dass wegen der Gefahr für schwangere Zoobesucherinnen durch Toxoplasmose ein schnelles Handeln sinnvoll gewesen sei. Allerdings, gab Untermann eines der Besprechungsergebnisse wieder, „würde man in heutiger Zeit da anders rangehen“. Eine Pflegerin aus dem Tierpark hatte angegeben, sie wisse von Zeugen, dass Blaszkiewitz die verwilderten Katzenbabys im Lamahaus zu Boden geschleudert habe. Blaszkiewitz sagte, das sei nicht der Fall gewesen, er habe den Tieren fachgerecht das Genick gebrochen. Unterdessen sagte eine praktizierende Tierärztin dem Tagesspiegel, dass der Zoo-Direktor dies nach der Tollwutverordnung möglicherweise hätte nicht tun dürfen. Nach dieser Verordung sei man schon vor 17 Jahren verpflichtet gewesen, einen Amtstierarzt hinzuzuziehen, der die Tiere untersuchen müsste.

Die Grünen-Tierschutzexpertin Claudia Hämmerling erhebt unterdessen bereits neue Vorwürfe gegen den Zoochef: Er habe von 1998 bis 2004 im Tierpark Füchse ohne Ausnahmegenehmigung der obersten Jagdbehörde abschießen lassen. Zoo-Sprecher Untermann wies dies zurück. Der Abschuss der Füchse sei nur solange geschehen, wie es eine Ausnahmegenehmigung gab. Danach sei die Verfolgung der für Zoos ebenfalls wegen der Tollwutgefahr gefährlichen Tiere eingestellt worden.

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