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Cooler Typ. Tim Renner verstand es schon immer, sich in Szene zu setzen.

© Imago

Tim Renner für Berlin: Der Coolturchef

Berlins neuer Kulturstaatssekretär Tim Renner ist äußerst umtriebig auf Facebook: ein unvollständiger Reisebericht mit Hoffnung auf Fortsetzung.

Tim Renner musste da noch etwas klarstellen. „Liebe Facebook Gemeinde, liebe Werktätige in den Medien, ich freue mich über die Glückwünsche, wollte aber kurz darauf hinweisen, dass ich nicht am 28.2. Geburtstag habe, nicht Sting und Bon Jovi (wtf!) entdeckt habe, nicht über Wasser laufen, geschweige denn auch nur schwimmen kann. Dennoch habe ich mich über all den Zuspruch extrem gefreut.“ Das war am Sonnabendmittag, ziemlich genau zwei Tage lang war Tim Renner da schon Kulturstaatssekretär – zumindest im Geiste, denn offiziell antreten wird der Musikproduzent sein Amt erst am 28. April.

Der 49-Jährige ist äußerst umtriebig im sozialen Netzwerk Facebook, seine Seite ist nicht nur für seine knapp 4000 „Freunde“ einsehbar, sondern öffentlich für alle Internetnutzer. Neben vielen Fotos (auch privaten von seiner Frau und seinen beiden Töchtern), die Renner hier postet, schreibt er über alles das, was ihn so bewegt von Nahverkehr bis Nahrungsaufnahme. Politisch korrekt ist das, was er dort so von sich preisgibt nicht immer; das (wtf!) im aktuellen Post heißt beispielsweise „what the fuck“.

Harmlos sicherlich für die Facebook-Gemeinde, doch ob sich der Berliner Kulturbetrieb damit auf Dauer identifizieren kann? Bisher sieht es jedenfalls nicht so aus, als habe Tim Renner vor, sein Verhalten im sozialen Netzwerk der neuen politischen Position anpassen zu wollen. Das verspricht zumindest einen hohen Unterhaltungswert – schließlich kennt sich Renner in der Unterhaltungsbranche aus. Das Beste aus den vergangenen Monaten haben wir hier schon mal gesammelt.

18. Juni 2013. Tim Renner fährt bei Rot über die Ampel: „Uff, eben bei Rot mit dem Fahrrad über den Stern gedonnert und dabei ein Auto übersehen. Als ich auf der anderen, rettenden Straßenseite war, rannte einer der vielen Polizisten auf mich zu: ,Passen Sie auf, wenn Sie bei Rot rüberfahren! Wir sperren die Kreuzung für Obama, nicht für Sie...!’“

19. August 2013. Tim Renner freut sich über verunstaltete CDU-Plakate.

13. September. Tim Renner zeigt den Stinkefinger. Es geht um Herdprämie, Syrienresolution und andere politische Unappetitlichkeiten.

22. September. Tim Renner freut sich, dass die FDP aus dem Bundestag und Cindy aus Marzahn aus „Wetten, dass...“ geflogen sind.

25. September. Tim Renner befindet sich in der S-Bahn auf dem Weg vom Flughafen München in die Stadt. Er lauscht zwei Briten, die sich darüber klar werden, dass Mauerpark und Berghain wohl nicht an der Isar liegen.

7. Oktober. Tim Renner brandmarkt das Berliner Oktoberfest als Folge der Globalisierung.

14. Oktober. Tim Renner macht sein Buchcover zum Profilbild: „Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten.“

29. Oktober. Tim Renner verlässt Zürich.

3. November. Tim Renner freut sich, dass CNN den Grünen Christian Ströbele zum Foreign Minister macht.

4. November. Tim Renner erfreut sich am coolen Aussehen einer U-Bahn-Fahrkartenkontrolleurin.

23. Dezember. Tim Renner will Edward Snowden Asyl gewähren und findet, wir sollten aufhören, der „Pudel der USA“ zu sein.

17. Januar 2014. Tim Renners Firma Motormusik wird von der Brunnenstraße zur Leipziger Straße weggentrifiziert. Mit Hilfe des Umzugsdienstleisters Zapf.

22. Januar. Tim Renner erholt sich mit Frau und Kindern im „Alpengut Elmau“.

25. Januar. Tim Renner besichtigt das Heinz-Berggruen-Gymnasium und wundert sich, dass dort Speers „Germania“- Entwurf nachgebaut wird.

2. Februar. Tim Renner befindet sich auf Clubvisite in Sofia und dreht nachts ein 180-Grad-Panoramavideo.

4. Februar. Tim Renner mit schwarzem Skihelm und Barbarossa-Dreitagebart. Örtlichkeit unklar.

9. Februar. Tim Renner bittet die EU, den 49 Prozent Schweizern Asyl anzubieten, die sich gegen das neue Einwanderungsgesetz ausgesprochen haben.

11. Februar. Tim Renner zeigt, wie er als blutjunger Plattenlabelchef mal beim „Heißen Stuhl“ von RTL gegen einen christlichen Hardliner und dessen These „Rockmusik ist Teufelswerk“ antrat.

23. Februar. Tim Renner liest eine Sarrazin-Schlagzeile und findet, der Ex-Finanzsenator sei jetzt „komplett verblödet“.

25. Februar. Tim Renner verspeist zum Mittagessen einen saftigen Burger auf dem sonnigen Gendarmenmarkt.

28. Februar. Tim Renner postet den „Personalfragebogen für Beamte/Beamtinnen“, unausgefüllt. Daraufhin spotten seine Facebook-Freunde: „Herr Coolturstaatssekretär“.

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