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Gemeinsam etwas bewirken. Mittlerweile haben sich auch viele Eltern „Fridays for Future“ angeschlossen. Am 24. Januar findet die nächste Großdemo statt.

© Shutterstock / anokato

Plastikfrei und politisch aktiv: Nachhaltig leben – so können Eltern Vorbilder sein

Viele Eltern wollen sich umweltfreundlicher verhalten, um ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Was können Familien tun?

Feinstaub, den wir mit unseren Autos produzieren, atmen wir wieder ein. Plastik gelangt in Form von Mikroplastik in unsere Körper. Pestizide, mit denen wir unsere Böden belasten, landen über das Obst und Gemüse direkt bei uns auf dem Teller. Mit unserem Energieverbrauch tragen wir zur globalen Erwärmung bei. Viele Eltern möchten gerne umweltschonender leben, um ihren Kinder eine bessere Welt zu überlassen, scheitern im Alltag aber doch häufig. Hier sind einige Ratschläge, wie man etwas verbessern kann.

DAS MÜLLPROBLEM

Insbesondere beim Thema Müll tragen Familien eine besondere Verantwortung. 47 Prozent der Verpackungen, die in Deutschland in der Tonne landen, fallen in den privaten Haushalten an. Das waren 107 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2017. So viel Müll wie nie zuvor.

Familien können also, wenn sie ihr Einkaufsverhalten ändern, zum Umweltschutz beitragen. Der BUND schickt zum Beispiel Profis zu Berlinern, die in einem Abfallcheck Familien individuell beraten, wie sie Müll vermeiden können.

Informationen dazu gibt es unter www.bund-berlin.de/service/tipps/detail/tip/bund-abfallberatung.

ABFALL VERMEIDEN

Immer eine Einkaufstasche mitzunehmen, ist ein guter Anfang. Noch besser: Jutebeutel für Obst und Gemüse dabeizuhaben oder auch für das Brot beim Bäcker – statt Papiertüte. Am umweltschädlichsten sind übrigens Verbundverpackungen wie Tetrapacks: Wenn verschiedene Materialien miteinander verschmolzen werden, sind diese schlecht zu recyclen.

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Komplett ohne Verpackungen einkaufen, kann man in Berlin etwa in den „Original Unverpackt“-Läden in Kreuzberg, an der Wiener Straße und der Großbeerenstraße. In Prenzlauer Berg an der Lychener Straße gibt es den Unverpackt-Laden „Der Sache Wegen“. Auch einige Filialen der Biocompany (etwa an der Yorckstraße) bieten lose Haferflocken, Rosinen und anderes.

SELBSTVERSORGER WERDEN

Shampoo, Spüli und Waschmittel enthalten viele chemische Stoffe (Tenside, synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe). Sie gehen als Umweltbelastung in unser Abwasser über. Auf der Plattform www.smarticular.net finden sich viele Tricks, wie man Reinigungsmittel, Pflegeprodukte oder Kosmetik umweltfreundlich selber herstellen kann. Dies ist zusätzlich auch gesünder für Haut und Haar.

Einen normalen Haushaltsreiniger kann man aus Natron, Kernseife und Zitrone herstellen. So produziert man auch keinen Verpackungsmüll. Die Zutaten findet man etwa in den Unverpackt-Läden. Dort kann man sich auch Bio-Shampoo und Spüli abfüllen. Auf smarticular.net gibt es auch Tipps, wie man zum Selbstversorger werden kann oder der saisonale Einkauf gelingt.

PLASTIK IN KLEIDUNG

Zehn Kilo Kleidung kauft jeder Deutsche im Jahr, rund 1,3 Millionen Tonnen Altkleider wurden 2016 gesammelt. Und auch in dem Bereich wachsen die Müllberge, selbst Altkleiderverwerter müssen viel Gespendetes wegwerfen. Eltern, die nachhaltig leben möchten, sind gut beraten, wenn sie auf Flohmärkten stöbern oder im Internet bei mamikreisel.de oder Ebay-Kleinanzeigen nachschauen.

An jedem letzten Sonnabend im Monat gibt es einen Kinderkleidertausch im Familienzentrum Nostizstraße 6 in Kreuzberg – einfach Gebrauchtes hinbringen und sich dafür Benötigtes mitnehmen. Wer neue Sachen kauft, sollte sich auch immer den Plastikanteil angucken. Fleece-Stoffe und vieles an Outdoor-Bekleidung besteht fast vollständig aus Plastik.

Generell gilt: Wenn Lycra, Nylon, Polyacryl oder Polyester auf den Etiketten steht, dann lösen sich bei jedem Waschen winzige Plastikpartikelchen aus diesen Chemiefasern - die am Ende in unseren Gewässern landen. Und Plastik, das wir auf der Haut tragen, gelangt in unsere Körper.

CO2 REDUZIEREN

Laut Umweltbundesamt liegen die Deutschen beim CO2-Verbrauch (bei rund 11,6 Tonnen pro Kopf) deutlich über dem Weltdurchschnitt und auch über dem durchschnittlichen EU-Wert. Wer Auto fährt, in den Urlaub fliegt, Fleisch isst und eine Wohnung beheizt, trägt täglich dazu bei. Seine persönliche CO2-Bilanz kann man unter uba.co2-rechner.de ausrechnen lassen.

Dort erfährt man, wie man im Vergleich dasteht und erhält Tipps, wie man seinen CO2-Ausstoß reduzieren kann, etwa durch vegane Ernährung oder Fahrradfahren. Einen Energieberater, der den Haushalt nach Energiefressern durchsucht, findet man unter www.berliner-energiecheck.de.

POLITISCH AKTIV WERDEN

So gut man sich bemüht, wer wirklich etwas bewirken möchte, solle sich politisch beteiligen, sagt Umweltaktivistin Milena Glimbovski von „Original Unverpackt“. Auf zu viele Entscheidungen habe der Verbraucher keinen Einfluss: Warum sind besonders umweltschädliche Verpackungen nicht verboten und warum gibt es immer noch so viele Autos in der Stadt?

Politisch aktiv werden kann man beim den klassischen Umweltschutzorganisationen (BUND oder Nabu) oder auch bei den Ablegern von Fridays for Future (parentsforfuture.de oder www.omasforfuture.de)

BÜCHER ZUM THEMA

„Einfach Familie leben - der Minimalismus-Guide “, Susanne Mierau und Milena Glimbovski (Knesebeck, 25 Euro).

„Einfach öko - Besser leben, nachhaltig wohnen! 200 Tipps, die wirklich was bringen“, Marcus Franken, Monika Götze (Oekom, 20 Euro).

Beim Smarticular-Verlag sind unter anderem erschienen: „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“, „Plastiksparbuch“ oder „Selber machen statt kaufen - Haut und Haar“. Zu finden unter: www.smarticular.net/verlag

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