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© Mike Wolff/ Montage: Mika

Titelrechte: Olympiastadion – ein Name soll Millionen bringen

Linke und CDU plädieren für einen Verkauf des Titelrechts. Mehrere Unternehmen haben bereits Interesse gezeigt.

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Nach dem geplatzten Traum von Olympischen Spielen in Berlin spricht sich die Linkspartei für den Verkauf der Namensrechte am Olympiastadion aus. Stefan Liebich, Vize-Chef der Linksfraktion, sagte dem Tagesspiegel: „Wir sollten ernsthaft sondieren, ob sich ein privater Namensgeber findet und das Geld für die bezirkliche Sportförderung verwenden.“ An das Thema müsse man unideologisch herangehen. Unterstützung kommt von der CDU. Generalsekretär Frank Henkel kann sich eine Umbenennung gut vorstellen. Allerdings sollte der Name des Sponsors mit dem Begriff „Olympiastadion“ verbunden bleiben, damit „die Marke nicht verloren geht“.

Es geht um Geld – viel Geld. Nach Branchenschätzungen sind die Namensrechte pro Jahr zwischen sechs und acht Millionen Euro wert; abgeschlossen werden müsste ein Zehn-Jahresvertrag. Der Senat hatte den Verkauf bisher abgelehnt, auch um eine Olympia-Bewerbung für die Jahre 2016 oder 2020 nicht zu gefährden. Nach der Absage fällt diese Argumentation weg. „Es wird der Politik nun vielleicht leichter fallen, über das sensible Thema offener zu reden“, sagt Andreas Zinkhan, Berlin-Chef von Sportfive, dem Vermarkter von Hertha BSC.

Die Senatskanzlei bleibt jedoch skeptisch. Michael Donnermeyer, Sprecher des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, sagt: „Das machen wir nicht.“ Den Namen gebe man nicht weg, außerdem könne es sein, dass sich Berlin nach 2020 wieder um die Sommerspiele bemühe. Die Senatsinnenverwaltung, zuständig für den Sport, will das Thema auch nicht diskutieren. In der Vergangenheit standen viele Berliner einer Umbenennung kritisch gegenüber. Und auch Stefan Liebich schränkt ein: „Es kommt auf den Preis und den Sponsor an.“

Mindestens ein Konzern hat in der Vergangenheit über den Kauf der Namensrechte nachgedacht. Angeblich sollen die Bahn, Samsung oder Nike – die in der Vergangenheit als eine Art „Testballon“ ins Gespräch gebracht wurden, um die Stimmung zu testen – nicht dazugehören. Interesse hätte „ein großes Unternehmen gezeigt, das in jedem Haushalt bekannt ist, also kein Exot“, sagen ranghohe Insider unabhängig voneinander.

Hertha BSC ist – mit jährlich bis zu sechs Millionen Euro – wichtigster Mieter der Arena, hält sich aber zurück. Manager Dieter Hoeneß bedauert die Olympia-Absage, bestätigt aber, dass „der Verkauf der Namensrechte ein Thema war und bleibt“. Aktuelle Gespräche gebe es jedoch nicht. Entscheidungen treffe der Eigentümer: der Senat des Landes Berlin.

Es gibt die Vision, mit den Einnahmen das marode Olympiagelände zu sanieren, explizit die Tribünen des Maifeldes, das Reiterstadion und auch das alte Olympiabad. Auch CDU-Generalsekretär Henkel schlägt vor, das Geld für den Breitensport und die Entwicklung des Olympiageländes auszugeben.

SPD, Grüne und FDP wollen aber am Olympiastadion festhalten. Der FDP-Abgeordnete Sebastian Czaja will den „gewachsenen Namen“ nicht privatisieren. Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt- Bohlig macht geltend, „dass unsere Gesellschaft schon werbe-überfüttert ist“. Nicht alles müsse kommerzialisiert werden. Zudem werde sich Berlin wieder um Olympia bemühen, „vielleicht für 2024 oder 2028.“ Erst dann macht die Bewerbung einer deutschen Stadt wieder Sinn, nachdem München für die Winterspiele 2018 ins Rennen geschickt wird.

Das Berliner Olympiastadion sei zudem ein „weltweit bekanntes Markenprodukt“, argumentiert der SPD-Sportexperte Markus Pauzenberger. Schließlich habe ja auch München sein Olympiastadion nicht umgetauft – dort finden nun Weinfeste oder Events wie der Bezirkskongress der Zeugen Jehovas statt. Stadionkenner verweisen dagegen auf das Olympiastadion Sydney: Der Name wurde 2002 an einen australischen Kommunikationsriesen verkauft.

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