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Berlin: Tod auf der Skitour

Berlinerin von Lawine begraben – Freund versuchte sie zu retten

Der Mann hat in höchster Verzweiflung noch alles versucht. Da ist er mit der Freundin im Skiurlaub im österreichischen Vorarlberg, hat gerade auf das neue Jahr angestoßen – und dann liegt sie hier irgendwo im riesigen Nichts, verschüttet von einer Lawine. David B. hat die 24-jährige Berlinerin Laura R. sogar noch mit Lawinensignal und Sonde einen Meter unter dem Schnee ausfindig machen können. 20 Minuten lang buddelte der 26-Jährige um Lauras Leben – und versuchte sogar, die Verschüttete wiederzubeleben. Vergebens. Der Notarzt des mit dem Handy herbei gerufenen Rettungshubschraubers „Christoph 8“ konnte nur den Tod der Frau feststellen.

Am Freitag nun gab die Sicherheitsdirektion aus Bregenz den Unglücksfall bekannt, der sich bereits am Donnerstag nahe dem kleinen Familien-Skiort Gargellen ereignete. „Die Verwandten der verunglückten Berlinerin werden wohl heute noch ankommen“, sagte Reinhard Stoderegger vom Gendarmerieposten Gaschurn gestern. Drei Gendarmen, die Besatzung des Polizeihubschraubers „Libelle“ und ein Experte vom Lawinenwarndienst waren bis Sonnenuntergang an der Unglücksstelle rund dreihundert Meter unterhalb des Schlappinerjoches, um den tragischen Vorfall nachzuzeichnen.

Seit Jahren schon kommt diese Gruppe zum Wintersport ins Valzifenztal, in jene Selbstversorgerhütte knapp oberhalb der Talstation. Das Wetter am Unglückstag war viel besser als sonst, nach all den trüben Tagen mit diesem gerade für Wintersportler so unangenehmen Mix aus Schnee und Regen. Plusgrade also, Lawinenwarnstufe drei. Das ist nicht ungefährlich, die höchste Warnstufe beträgt fünf. Vierzehn Leute waren von der Madrisahütte in Gargellen gestartet, um Natur pur fernab der überfüllten Pisten zu erleben. David B. – ein seit Jahren erfahrener Tourengänger – und Laura R. waren später dran, sie klebten die Aufstiegsfelle gegen Mittag unter die Tourenski. Die anderen waren schon wieder vom Gipfel der 2442 Meter hohen Schlappinerspitze abgefahren – Laura R. und David B. warteten damit bis kurz vor 16 Uhr. Ob die kühlen Temperaturen am Nachmittag die Schneeschichten rutschen ließen? „Es weiß niemand genau, warum das passierte“, sagt der Gaschurner Gendarm.

Auch für die Berlinerin muss jedenfalls alles sehr sicher gewirkt haben, denn sie wedelte mit ihrem Freund aus Karlsruhe nahe den Spuren der anderen Gruppenmitglieder den Berg hinunter. Ein Schneebrett löste sich rund 100 Meter unterhalb des Schlappinerjoches und riss Laura und ihren Freund 200 Meter mit. David konnte oben auf dem Schnee schwimmen, seine Freundin erstickte.

Das Unglück löste auch in Berlin Bestürzung aus. „Die beiden haben ja Ahnung gehabt“, sagt Matthias Mikolajski, Vorsitzender des Skiverbandes Berlin. „Die Frau in so einer Paniksituation überhaupt zu finden, das ist schon unglaublich“, sagt Heino Grunert, Tourenski-Experte vom Alpenverein. Doch beide schließen sich auch dem an, was der Gendarm aus Österreich sagt: „Ein Restrisiko ist bei Skitouren nie auszuschließen.“

Laura soll in Berlin beigesetzt werden.

Annette Kögel

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