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Fataler Leichtsinn. Passanten entdeckten Freitag früh einen Hund, der winselnd neben dem Eisloch auf der Großen Krampe hockte. Hilfeschreie waren zu hören. Doch für den 71-jährigen Schlittschuhläufer kamen die Retter zu spät. Foto: Steffen Tzscheuschner

© Tzscheuschner

Berlin: Tödlich dünnes Eis

71-Jähriger brach beim Schlittschuhlaufen in Müggelheim ein. Feuerwehr konnte ihn nicht mehr retten

Trotz aller Warnungen der Wasserschutzpolizei der vergangenen Tage ist am Freitag früh ein 71-jähriger Mann beim Schlittschuhlaufen auf der Großen Krampe in Müggelheim ins Eis eingebrochen und ertrunken. Die Feuerwehrtaucher konnten den Mann nur noch tot bergen. Identifiziert wurde der Rentner mithilfe des Hundes, den er dabei hatte: Der implantierte Mikrochip half den Ermittlern weiter. Das Tier blieb unversehrt.

Der Rentner, der aus Müggelheim am südlichen Berliner Stadtrand kommt, war offenbar gegen kurz vor acht Uhr auf dem Fahrrad zu einem Bootssteg in Höhe Gosener Damm gefahren. Dort zog er sich seine Eishockey-Schlittschuhe an und ging auf die nur sehr dünne Eisfläche des Gewässers. An seiner Seite war auch „Tommy“, ein Labrador Retriever. Der ausgebildete Blindenhund soll einem Verein gehören. Der Rentner wiederum soll „Pate“ für den Hund gewesen sein und ihn in Obhut gehabt haben.

Rund 30 Meter vom Ufer entfernt brach der Schlittschuhläufer dann in das Eis ein. „Ein Passant hörte noch die Hilfeschreie des Mannes und wählte sofort den Notruf“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr schickte einen Rettungshubschrauber mit einem Notarzt an Bord sowie ein Großaufgebot an Einsatzkräften zur Unfallstelle. Auch die Wasserschutzpolizei rückte an.

Doch der Mann war bereits unter die Eisdecke gerutscht und trieb im Wasser. Knapp eine Stunde dauerte die Suche nach dem Opfer. Die Bergungsversuche der Wasserschutzpolizei, die mit einem sogenannten Rettungsschlitten zu Hilfe kam, schlugen fehl.

Gegen kurz nach 9 Uhr gelang es den Tauchern der Feuerwehr, die Leiche des 71-Jährigen aus dem Wasser zu bergen. Der Hund, der in Ufernähe gesessen hatte, blieb unversehrt. Da der Rentner keine Personalien dabei hatte, versuchten die Kripo-Ermittler die Identität über den Mikrochip, der dem Hund implantiert war, zu klären. Mithilfe der ausgelesenen Daten wird angezeigt, zu wem das Tier gehört. „In diesem Fall war die Arbeit etwas aufwendiger, sagte ein Beamter. Da das Tier dem Mann nicht gehörte, sondern einem Verein, musste dieser erst einmal benachrichtigt werden. Darüber ließen sich dann die Personalien des Mannes klären.“ Anschließend informierten die Beamten die Ehefrau des tödlich verunglückten Rentners.

Erst am Mittwochnachmittag hatten Passanten fünf Kinder aus einem Karpfenteich am Sowjetischen Ehrendenkmal in Treptow gerettet. Sie waren ebenfalls auf das zu dünne Eis gegangen und eingebrochen. Mit leichten Unterkühlungen waren die Kinder anschließend von der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht worden. Polizei und Feuerwehr warnen weiterhin davor, die verbliebenen Eisdecken der Gewässer zu betreten. „Die Menschen begeben sich in Lebensgefahr“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Insbesondere jetzt, wo die Temperaturen steigen, sind die teilweise noch gefrorenen Eisflächen nicht tragfähig. Selbst im tiefsten Winter geschieht das Betreten des Eises immer auf eigene Gefahr.

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