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Berlin: Tödlich und teuer: Berliner rauchen und trinken sich krank Gesundheitsbericht enthüllt erschreckende Zahlen zur Sucht

500 Klinikbetten täglich von Alkoholkranken belegt

Die Gesundheitssenatorin Heidi Knake- Werner schlägt Alarm: Tausende Klinikaufenthalte und Todesfälle seien vermeidbar, wenn die Berliner deutlich weniger legale Drogen wie Alkohol und Nikotin konsumierten. Nach dem jetzt von der Gesundheitsverwaltung vorgelegten Gesundheitsbericht für 2002 wurden im vergangenen Jahr rund 20 000 Alkoholiker im Krankenhaus behandelt. Rund 500 Klinikbetten – das ist die Größe eines durchschnittlichen Berliner Krankenhauses – seien täglich von Alkoholkranken belegt. Und diese Zahl steige von Jahr zu Jahr weiter an. Bei den Männern stehe Alkoholismus nach den Herzkrankheiten an zweiter Stelle der Krankheitsdiagnosen. Und auch die Berlinerinnen sind auffällig: 30 Prozent der Frauen hängen an der Zigarette, weit mehr als der Bundesdurchschnitt.

„Die Lebenserwartung der Berliner würde deutlich steigen, wenn wir die vermeidbaren Sterbefälle reduzieren könnten“, sagte Knake-Werner. Im vergangenen Jahr diagnostizierten die Ärzte bei 9500 Patienten Lungenkrebs durch übermäßiges Rauchen – täglich werden knapp 340 Berliner Krankenhausbetten für deren Behandlung benötigt. Und rund 1600 Menschen starben an dieser Sucht.

Auch Alkoholiker segnen vorschnell das Zeitliche, denn die Leber hält dem Dauerbeschuss oft nicht lange stand. Rund 2000 Berliner überlebten ihre Sucht nicht, so die Gesundheitsstudie, davon ein Drittel Frauen. Bei Berliner Männern im Alter von 25 bis 54 Jahren ist Alkoholismus inzwischen die häufigste Todesursache. Rehabilitationsmaßnahmen und Frühberentungen von Männern gehen ebenso auf dieses Konto.

Gerade die sozial schwachen Bezirke sind auch die mit dem höchsten Risiko, dem Alkohol zu erliegen. Die meisten Männer starben in Friedrichshain und in Prenzlauer Berg am Suff, die meisten Frauen in Wedding und in Prenzlauer Berg. Eine ähnliche Tendenz gilt für die Nikotinabhängigkeit. So starben beispielsweise in Neukölln weit mehr Menschen an Lungenkrebs als in Steglitz-Zehlendorf. „In Berlin gibt es eine zunehmende Flucht in legale Drogen“, sagt Knake-Wernesr Sprecherin Roswitha Steinbrenner. „Und dies hängt offensichtlich auch mit den Lebensumständen zusammen.“

Doch nicht nur damit, denn auch das Image der legalen Drogen bereitet den Gesundheitspolitikern Sorge. „So lange die Zigarette schon für Jugendliche als cool gilt, ist die Prävention schwer“, sagt Steinbrenner. Deshalb befürworte die Gesundheitssenatorin auch ein generelles Verbot von Tabakwerbung. Fast jeder kennt die Gefahren – schon allein deshalb, weil auf jeder Zigarettenschachtel davor gewarnt wird. Und trotzdem hält es sie nicht vom Konsum ab. Die Lösung: „Rechtzeitige präventive Interventionen“, sagt Knake-Werner. Und zeichnet am kommenden Freitag Schüler aus, die sich an einem Plakatwettbewerb gegen das Rauchen beteiligten.

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