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Berlin: Tödliche Geschwindigkeit

Bei zwei Verkehrsunfällen wegen Raserei starben am Wochenende zwei junge Männer

Sie fuhren zu schnell und sie haben sich überschätzt: Bei zwei Verkehrsunfällen am späten Sonnabend und in der Nacht zu Sonntag starben zwei junge Männer. Der eine war im Auto unterwegs, der andere auf dem Motorrad. Alkohol soll bei beiden Unfällen keine Rolle gespielt haben.

Um 19.35 Uhr kollidierte ein 25-Jähriger aus Marzahn mit seinem Motorrad auf der Allee der Kosmonauten mit dem Wagen eines entgegenkommenden 54-Jährigen, der nach links auf einen Parkplatz abbiegen wollte. Zeugen berichteten jedoch, dass der Motorradfahrer kurz vor dem Unfall mit Vollgas extrem beschleunigt hatte und in Richtung Rhinstraße gerast war. Der Autofahrer hat die hohe Geschwindigkeit des Motorrades möglicherweise nicht erkannt. Der 25-Jährige wurde durch den Zusammenstoß mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Die Feuerwehr brachte ihn noch ins Krankenhaus, doch die Ärzte konnten ihn nicht retten: Der 25-Jährige starb Stunden später.

Um 4 Uhr früh am Sonntagmorgen raste ein 20-Jähriger auf der Rummelsburger Landstraße in Lichtenberg mit seinem „Opel Tigra“-Sportwagen in einer leichten Rechtskurve gegen eine Laterne. Der 20-Jährige aus Oberschöneweide starb noch am Unfallort, sein bislang nicht identifizierter Beifahrer musste aus dem Wrack geschnitten werden. Er liegt jetzt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Vor dem Unfall hatte der junge Mann kurz hinter der Einmündung Blockdammweg einen BMW überholt, beim Einordnen kam er ins Schleudern, überfuhr ein Verkehrsschild, das 40 Meter weit über den Gehweg geschleudert wurde. Das Tempo des Wagens war so hoch, dass er erst 20 Meter weiter von einer Laterne gestoppt wurde.

Für die Polizei ist das ein klassischer Unfall: Junger Mann, flottes Auto und leere Straßen spät nachts – oft am Wochenende, wenn man aus der Diskothek kommt. Raserei ist eine der Hauptunfallursachen und besonders gefährdet – und andere Verkehrsteilnehmer gefährdend – sind junge Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Sie überschätzen ihre Fahrkünste und unterschätzen gleichzeitig Tempo und Risiken. Häufig wollen sie mit ihrem Auto vor ihren Kumpels oder ihrer Freundin protzen.

Diese beiden jüngsten tödlichen Unfälle – es sind die Verkehrsopfer 37 und 38 – erinnern an den bislang grausamsten Crash dieses Jahres in Berlin: Im Februar veranstalteten zwei 22-Jährige mit einem geliehenen 200-PS-Audi nachts eine „Probefahrt“ auf dem Tempelhofer Weg in Neukölln. Mit etwa Tempo 180 kam Adrian Sch. auf der teilweise vereisten Fahrbahn ins Schleudern, raste gegen einen abgestellten Sattelschlepper. Der Beifahrer wurde 39 Meter aus dem Audi geschleudert, er war sofort tot. Sein Freund am Steuer starb eine Woche später im Krankenhaus. Den 30 000 Euro teuren Sportwagen hatte sich Adrian Sch. von einer Freundin ausgeliehen.

Das völlig zerstörte und in mehrere Teile gerissene Wrack hatte die Polizei im Februar zur Abschreckung bei der Vorstellung der Unfallbilanz 2002 ausgestellt. Dabei hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch angekündigt, dass Raser in diesem Jahr schärfer kontrolliert werden.

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