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Berlin: Tödlicher Streit um eine Zigarette

Zwei 18-Jährige wegen Totschlags vor Gericht

Erst waren sie in einem Internet-Café, tranken dann Wein und Wodka in einem Park und sahen zufällig einen rauchenden Mann. „Gib mal ’ne Zigarette“, soll einer der beiden jungen Männer gefordert haben. Der 48-jährige Hubert S. aber wies den Schnorrer zurück. Es kam zum Streit, der tödlich endete: Firat B. stach S. in den Hals. Seit gestern steht er mit Gürel Y. wegen Totschlags vor dem Landgericht.

Die Zeit ihrer Freundschaft ist vorbei. Die beiden 18-Jährigen aus Kreuzberg belasteten sich wie im Ermittlungsverfahren vor den Richtern gegenseitig. „Y. hat den S. angepöbelt“, sagte B. und sprach von einer „gezielten Provokation“. Sein einstiger Kumpel Y. werde „richtig aggressiv, wenn er Alkohol getrunken hat“. Gürel Y. konterte wenig später: „Wenn Firat böse ist, kann ihn nichts aufhalten.“

Es war am Abend des 24. Oktober, als Hubert S. mit einer Bierflasche in der Hand auf der Manteuffelstraße in Kreuzberg stand. Möglicherweise hat S. nicht gerade freundlich geantwortet, als er eine Zigarette herausgeben sollte. Nach der Version von B. soll Y. handgreiflich geworden sein. „Dann hat Herr S. mit einer Bierflasche zugeschlagen“, begann Firat B. seine Schilderung, die auf Notwehr hinauslief. Sein Kumpel habe einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Wie im Reflex will B. sein Messer gezogen haben. Er versicherte aber, dass er es wieder weggezogen habe.

Gürel Y. habe gerufen: „Gib her, lass mich zustechen!“ Angeblich wollte er das verhindern. „Doch dann kam S. mit einer abgebrochenen Bierflasche auf mich zu“, sagte B. Da habe er einen Arm vors Gesicht gehalten und „das Messer einfach durch die Luft gezogen – nur zur Verteidigung.“ Der Mitangeklagte widersprach. Y. will derjenige gewesen sein, der Schlimmeres verhindern wollte. „Ich wollte B. das Messer wegnehmen, da fügte er mir eine tiefe Schnittwunde an der Hand zu.“

Ein vergessener Rucksack der mutmaßlichen Täter und Zeugen brachte die Ermittler auf die Spur der Angeklagten. Sie gaben sich zuerst unschuldig, stellten sich als Zeugen dar, verwickelten sich dann in Widersprüche und begannen, sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe zu schieben. Der Prozess gegen die beiden, die der Polizei bislang vor allem durch Eigentumsdelikte bekannt waren, wird am 3. Mai fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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