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Berlin: Tortenschlacht: Bierhimmel in Kreuzberg

Locker lungern die Torten in der Vitrine, und das, obwohl der Himmel voller Biere hängt Das sagt ja auch schon der Name, und auf den Stühlen reden die Kumpel und Kumpelinen aus Kreuzberg. Sie trinken Bier aus Flaschen, und nie wurde über Tortenstücke lauter geredet als im "Bierhimmel".

Locker lungern die Torten in der Vitrine, und das, obwohl der Himmel voller Biere hängt Das sagt ja auch schon der Name, und auf den Stühlen reden die Kumpel und Kumpelinen aus Kreuzberg. Sie trinken Bier aus Flaschen, und nie wurde über Tortenstücke lauter geredet als im "Bierhimmel". Das liegt an der Musik. Das liegt an den vielen Menschen. Die Gruppen von Männern und Frauen sitzen eng beisammen, sonst könnte man sich nicht verstehen.

Sie teilen die Tische und ein halbes Leben. Sie kennen sich aus stilleren Augenblicken, soviel ist sicher, sonst säßen sie hier nicht so vertraut beieinander.

Sechs Männer sitzen um einen Tisch, auf dessen Platte stehen sechs Jever Fun alkoholfrei. Sie lachen und tragen ähnliche Brillen und diktieren einander in Blöcke. Nur wenige sitzen allein, hell ausgeleuchtet im gelben Raum, denn erst später wir das Licht gedimmt, wenn man hinter dem Tresen ein Einsehen hat mit den Gesichtern der Gäste über den steinernen Tischen auf Mosaikboden aus Stein.

Im Bierhimmel hat dieser Meteorit eingeschlagen, dieser Tortenmeteorit aus einem anderen Sternensystem. Bloß aus welchem? Es ist das Sternensystem der älteren Charlottenburger Damen, die Torten als Grundnahrungsmittel täglich empfehlen, obwohl sie selbst sich hier keinen Fuß hineinzusetzen trauten. Es sei denn, es wäre eine unerschrockenes ältere Dame, und sie zöge eine Lederjoppe über. Zwei Frauen, heißt es, backen hier selbst.

Es müssen schöne, traurige Frauen sein, denn es gibt Tränentorte. Aber sie schmeckt gar nicht salzig, die Tränentorte, wie Tränen doch schmecken sollen. Sie schmeckt frisch und erhaben mit ihrer aristokratischen Baiserhaube, als würde sie unter ihren Karameltränen lächeln. Sollte doch jemand eine salzige Träne auf den steinernen Boden fallen gelassen haben - nach diesem Stück würde dieser jemand die Nase hochziehen und ein Lächeln läge auf seinen Lippen, als wäre er gerade getröstet unter die Baiserdecke geschlüpft.

Kämen die Charlottenburger Damen doch noch zu Besuch, fänden sie die Torte ganz köstlich und den Kaffee sowieso. Danach würden sie dann ein Flaschenbier trinken und ins SO 36, den legendären Club, tanzen gehen.

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