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© Vivico Real Estate

Total Tower: Ein Hochhaus als Wegweiser zum Hauptbahnhof

17 Geschosse soll der erste Turm der neuen Europacity bekommen. In Mitte gibt es viele neue Baustellen und von der Finanzkrise keine Spur.

Locker über die Lippen ging Baustadträtin Regula Lüscher dieser Wortwitz: Das neue Hochhaus nördlich des Hauptbahnhofes sei „nicht nur für Total wichtig, sondern auch total wichtig für die Entwicklung des Quartiers“, sagte sie. Auch Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) scherzte über die Millionen-Investition von Vivico, die das Gebäude für den neuen Deutschlandsitz des Mineralölkonzerns errichtet: „Wir müssen den Baustellenverkehr neu organisieren, denn im Bezirk wächst ein Wald von Kränen.“ Baustellen am Potsdamer Platz, am Hackeschen Markt, Am Zirkus, am Alexanderplatz, der Neubau der BND-Zentrale – „alle reden von Wirtschaftskrise, am Baugeschehen ist davon nichts zu bemerken“, sagte Gothe.

Total Tower
Der 70 Meter hohe Total Tower. -

© Promo

Von der neuen „Europacity“ ist bisher allerdings auch nur wenig zu sehen. Der Neubau ist das erste von vier geplanten Hochhäusern in der Nachbarschaft des Hamburger Bahnhofs. Ein Hotel könnte als nächstes gegenüber wachsen. Dafür gibt es aber noch keinen Investor, sagte Vivicos Berlin-Chef Henrik Thomsen. Vor dem inneren Auge der Senatsbaudirektorin hat das Gebiet östlich der Heidestraße trotzdem schon ein Gesicht: Ein Geschäftsviertel werde dort entstehen, das von der Nähe zum Kunstquartier profitiere und ein neues „hochwertiges Wohnquartier“ an der Spree komme dazu.

„Berlin 2.0“ nennt es Vivico-Chef Thomsen auch und schwärmt von der Möglichkeit, „ein neues Stück Berlin“ zu erschaffen. Dessen Grundstein ist auf den ersten Blick nicht der ganz große architektonische Wurf – „banal“ nennt einer das Hochhaus der Architekten Barkow Leibinger bei der Vorstellung sogar. Das könnte ein vorschnelles Urteil sein: Das Modell folgt zwar dem Berliner Zwang zum Raster und erinnert durch die feinen vertikalen Träger etwas an das Art-Deco-Mimikry, das Hans Kollhoff am Potsdamer Platz schuf. Es könnte aber auch sein, dass die in sich verdrehten Stahllinien die Monotonie des Rasters aufbrechen und dem Gebäude eine in Berlin sonst selten zu findende Leichtigkeit verleihen. Ob die Idee wirklich trägt, wird man wohl erst im Jahr 2012 sehen, wenn das Gebäude steht und die Mitarbeiter von Total einziehen.

Deren Deutschland-Chef Michel Mallet spricht dennoch heute schon bescheiden von einem „neuen Kapitel in der Stadtgeschichte“. Der 59-jährige Manager spricht so gut deutsch, dass fast der ganze Charme des französischen Akzents verloren ist. Baustadtrat Gothe lobt den Total-Chef dafür, dass er sich „unseren Meinungen ausgeliefert“ hat bei der Entwicklung der Hochhauspläne. Dass ein solches Projekt in einem offenen Verfahren mit Baustadtrat und Senatsbaudirektorin entwickelt werden konnte, „ist nicht selbstverständlich für Konzerne wie Total“, sagt Gothe.

Für Berlin bringt Mallet noch diese gute Nachricht mit: „Wir wollen weiter wachsen und mieten deshalb mehr Fläche, als wir gegenwärtig brauchen“, sagt er. Zurzeit arbeiteten 1400 Mitarbeiter in der Jerusalemer Straße in Mitte. Die ziehen alle in die Europacity um. Vielleicht kommen noch einige aus Düsseldorf dazu, denn den Standort am Rhein will der französische Ölmulti aufgeben.

Und wie geht es nun weiter im Umfeld des Hauptbahnhofs? Der Bebauungsplan für weitere Teile der Europacity soll im Frühjahr stehen. Dann wird es „weitere Produkte“ geben, sagt Thomsen. Auch die Baupläne für das westlich anschließende Gebiet Heidestraße sollen nach dem Willen der Senatsbaudirektorin bereits im nächsten Jahr verabschiedet werden. Und für das Wohngebiet, das am Wasser entstehen soll, habe man die Ausrichtung eines „Workshops“ vereinbart. An Fantasie, wer dort was bauen darf, fehlt es bei Vivico nicht. Nicht einmal „Baugruppen“ schließt der Manager aus.

Schreckt der Rückschlag bei der Entwicklung des Humboldthafens aber nicht ab, wo die Ausschreibung für ein Quartier mit Kunsthalle mangels Nachfrage ins Wasser fiel? „Der Zeitpunkt war unglücklich, mitten in der Finanzkrise“, wiegelt Thomsen ab. Gut möglich, dass am Hauptbahnhof schon bald eine der größten Baustellen Europas entsteht.

Total Tower
Der Ausblick aus dem Hauptbahnhof. -

© Promo

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