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Parkende Reisebusse vor dem Neuen Museum.

© Kai-Uwe Heinrich

Tourismus in Berlin: Reisebusse sollen weg aus der Mitte

Eine Initiative will Touristenbusse von der Museumsinsel verbannen. Die Anrainer sind begeistert. Doch der Senat gibt ihnen keinen Termin - und baut Parkplätze.

Von Fatina Keilani

Wenn voraussichtlich in diesem Herbst das Humboldt-Forum eröffnet wird, wird es wahrscheinlich noch mehr Reisebusse in der historischen Mitte geben - und kein Konzept. Vielmehr entwickelt sich das Thema offenbar gerade zu einem weiteren Verwaltungsdesaster. Dabei gibt es zwei unabhängig voneinander erstellte Studien, die zum selben Ergebnis kommen - zur Freude der Anrainer.

Leider gibt es wohl auch zwei unabhängig voneinander arbeitende Senatsverwaltungen. So klingt es jedenfalls, wenn die Betroffenen erzählen.

Parkplätze zwischen Schloss und Einheitsdenkmal

Das neueste zuerst: Der Verein Changing Cities hat sich jetzt mit einem Konzept zu Wort gemeldet, wonach Reisebusse ganz aus dem historischen Zentrum verschwinden sollen. Stattdessen sollen Kurzhaltestellen eingeführt werden, an denen Reisebusse Touristen absetzen und wieder abholen können. Parken sollen die Fahrzeuge in der Zwischenzeit auf zwei neuen Busparkplätzen an der Karl-Marx-Allee und der Straße des 17. Juni, deren Einrichtung der Verkehrsverein fordert.

Zum selben Ergebnis kam eine Studie der TU Berlin, die im Auftrag des Humboldt-Forums schon vor mehr als einem Jahr erstellt wurde.

Beide Studien halten das Marx-Engels-Forum für einen guten Ort, um Touristen abzusetzen und wieder abzuholen. Im September 2017 übergab der Vorstand des Humboldt-Forums die Studie an den damaligen Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner, der sich im Juni 2018 zu Gesprächen mit den Akteuren traf. Kirchner ist inzwischen erkrankt und außer Dienst.

Am Montag wollte Senatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) den Akteuren Gehör schenken. Die warten schon lange darauf. Noch lieber hätten sie auch die Bauverwaltung dabei, denn diese bebaut in der Zwischenzeit Teile der Spreeinsel. Derzeit errichtet sie Busparkplätze vor der Musikhochschule, was der Hochschule nicht gefällt. Noch absurder wirken aber die Parkplätze, die zwischen Schloss und Einheitsdenkmal im Ausführungsplan vorgesehen sind.

"Wir wünschen uns alle an einen Tisch - das klappt nicht"

Das Humboldt-Forum beteiligt sich an der IG Spreeinsel. In dieser Interessengemeinschaft haben sich sechs große Berliner Kultur- und Bildungseinrichtungen im April 2017 zusammengetan. Das ist bald zwei Jahre her. Sie forderten vom Senat ein zukunftsweisendes Verkehrskonzept für das Weltkulturerbe Museumsinsel. Die Beteiligten haben Gewicht: Humboldt Forum, Berliner Dom, die Staatlichen Museen zu Berlin, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) und ESMT Berlin.

Svenja Pelzel vom Berliner Dom kritisiert, dass es bisher nicht gelungen sei, einen Termin mit beiden dafür zuständigen Senatsverwaltungen zu bekommen. "Wir wünschen uns alle an einen Tisch - das klappt irgendwie nicht", sagte Pelzel. Es entstehe vielmehr der Eindruck, die Senatsverwaltungen würden gar nicht miteinander reden. Unbeeindruckt von allem habe nämlich der Bau der Parkplätze am südlichen Schloßplatz begonnen. Dafür ist nicht die Verkehrsverwaltung, sondern die für Stadtentwicklung zuständig, die seit November vor der Musikhochschule Bushaltestellen baut. "Das ist mit uns abgestimmt", heißt es dazu aus der Verkehrsverwaltung.

Den Bau und die Beplanung der gesamten Areals erledigt die DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbh & Co. KG als Treuhänder für die Senatsbauverwaltung. Auskunft will sie jedoch nicht erteilen, das mache der Senat.

Die Senatsbauverwaltung lässt sich jedoch Zeit damit, Anfragen zu beantworten. Das Gespräch zwischen der Verkehrssenatorin und den Akteuren der IG Spreeinsel sollte am Montagnachmittag stattfinden. Eine Sprecherin wollte vorbeugend schon einmal "Erwartungsmanagement" betreiben. Sie rechne nicht damit, dass bei dem Gespräch gleich Ergebnisse herauskommen würden. Erstmal gehe es darum zu besprechen, "wo der Schuh drückt".

Auch der Senat sei ja für Haltestellen, an denen Reisebusse kurz halten, um die Besucher von Museen und Humboldtforum ein- und aussteigen zu lassen. Der Senat schlage jedoch die Bodestraße und die Straße am Lustgarten vor. Gegen das Marx-Engels-Forum spreche, dass die Busse dort keine Wendeschlaufe hätten. Auf die Frage, wo die Busse denn in der Bodestraße oder am Lustgarten wenden könnten, blieb sie die Antwort schuldig.

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