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Ideenreich. Brigitte Koch (rechts oben) und Kollegen aus dem Team.

© Promo

Tourismus in Zeiten von Corona: Wie eine Hotelmanagerin versucht, ihr Unternehmen zu retten

Brigitte Koch leitet ein Hotel in Moabit - und versucht mit kreativen Ideen, der Coronakrise zu trotzen. Auch Zimmer für Geflüchtete würde sie bereitstellen.

Langsam gehen Brigitte Koch die Ideen aus, sagt sie. Zu Beginn der Coronakrise hätten die Hotel-Managerin und ihr Team die ersten Stornierungen noch mit Humor genommen und mit „kreativen Ideen“ versucht, auf die Lage zu reagieren. Doch nun sei alles eine einzige Katastrophe.

Sie leitet das „Hotel Tiergarten“ in Moabit – drei Sterne und 65 Zimmer – nahe dem U-Bahnhof Turmstraße. „Normalerweise haben wir eine Auslastung von 80 bis 90 Prozent das ganze Jahr über“, sagt die Hotelmanagerin. 

Darunter seien auch viele Stammgäste, denn das Familienunternehmen besteht seit 1986. Wie wahrscheinlich alle zu Beginn der Coronakrise seien sie und ihr Team, das aus 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, noch „unerschrocken“ mit der Lage umgegangen.

Als Mitte Februar etliche Touristen, darunter auch Schülergruppen aus Italien, abgesagt hatten, „haben wir uns auf die Individualreisenden konzentriert und uns etwas Neues ausgedacht“.

Am Anfang versuchte es Koch mit einem „Walk durch Moabit“ 

Zunächst versuchte die Hotelmanagerin es mit dem „Walk durch Moabit“: Zu Fuß oder auch per Rad sollten die Gäste durch den Kiez geführt werden, „denn wir haben hier einiges zu erzählen, über die Gebrüder Sass oder über die Kommune I zum Beispiel“. Ein paar Buchungen habe es gegeben. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern habe sie weiter überlegt, wie man der Krise trotzen kann.

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Als die Lage sich verschärfte, bot sie etliche Zimmer als „Wohnen auf Zeit“ auf den üblichen Mietportalen wie „WG gesucht“ sowie auf den Social-Media- Kanälen und ihrer Website an.

„Viele Firmen suchen ja vorübergehend Unterkünfte für neue Mitarbeiter, die in die Stadt gezogen sind.“ Warum also nicht im Hotel wohnen? Udo Lindenberg macht das schließlich schon sein halbes Leben lang. Doch daraufhin hätten sich nur zwei Privatpersonen gemeldet, zudem überschlugen sich die Ereignisse.

Die Hotelmanagerin bietet Zimmer für Geflüchtete an

Brigitte Koch dachte noch mal ganz neu nach und kam mit ihrem Team auf die Idee, die dritte Etage des Hotels an Geflüchtete zu vermieten. „Ich habe mich mit dem zuständigen Lageso in Verbindung gesetzt“, doch um Geflüchtete aufzunehmen, müssen bestimmte Auflagen erfüllt sein. Dazu gehört auch, einen Kühlschrank und Kochplatten pro Zimmer bereitzuhalten. „Die habe ich im Internet bestellt“, sagt Koch. Das Lageso werde demnächst eine Begehung machen. Doch die Rettung für ihr Hotel sei das auch nicht.

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Seit einigen Tagen beschäftigt sich Koch mit Dingen wie: Wie geht es weiter? Was wird aus meinen Mitarbeitern? „Einem Azubi und einem Zimmermädchen, das ich zusätzlich im Januar eingestellt hatte, weil wir so viel zu tun hatten, musste ich nun in der Probezeit kündigen“, erzählt Koch. 

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Derzeit versuche sie sich mit dem Thema „Kurzarbeit“ auseinanderzusetzen, „das ist aber gar nicht einfach“, beteuert sie. Zudem sei sie, wie auf den Beratungsplattformen der Kammern und Verbände geraten wird, auf ihre Hausbank zugegangen, wie es denn mit Kredithilfe aussieht. „Die haben gesagt, sie wissen gerade auch nicht, wie das läuft, und wollen sich in Kürze wieder bei mir melden“, sagt die Hotelleiterin.

Sie sei froh, dass sie kürzlich noch eine Versicherung abgeschlossen habe, die greife, wenn eine Betriebsschließung erfolgt. Aber das ist natürlich ein Szenario, über das sie noch nicht nachdenken möchte. Derzeit sind noch sechs Zimmer mit Gästen belegt. Doch auch die reisen irgendwann bald ab.

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