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Berlin: Tränenreiche Freude

Was ein Opfer des La-Belle-Anschlags nach der Einigung mit Libyen empfindet

Brunhild Freiwald erfuhr die Nachricht von ihren Kollegen. Als die Kellnerin – 1986 eine der Verletzten beim Anschlag auf die Diskothek La Belle – am Dienstag zur Arbeit kam, hörte sie von der Einigung der Opferanwälte mit der libyschen Gaddafi-Stiftung. „Die Freude ging durch den ganzen Körper“, erzählt die 37-Jährige. „Mir kamen die Tränen, ich habe meine Kollegen umarmt – und war unheimlich erleichtert.“ Kurze Zeit später meldete sich ihr Anwalt Stephan Maigné und nannte die erzielte Entschädigungssumme von 153 000 Euro. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt sie, „die Anwälte haben Großes geleistet. Jetzt ist die Sache vom Tisch. Endlich ist Ruhe.“

In den letzten Jahren habe es viele Momente gegeben, „wo ich dachte, das geht nie vorbei.“ Die Bilder des Terroranschlags verfolgen Brunhild Freiwald bis heute. Drei Menschen sterben, fast 300 werden verletzt, als am 5. April 1986 um 1.40 Uhr drei Kilogramm Semtex-Sprengstoff in der voll besetzten Diskothek in der Hauptstraße 78 in Friedenau explodieren. Freiwald hat die Diskothek gerade betreten, als die Bombe explodiert. Eine Wand begräbt ihren Körper vom Becken abwärts. Verletzte stolpern panisch über sie, während sie eingeklemmt und mit Brandverletzungen am Bein auf dem Boden liegt.

Rechtsanwalt Hajo Ehrig von der „Interessengemeinschaft Entschädigung für die La-Belle-Opfer“ ist mit der Einigung zufrieden. „Wir haben eine angemessene und beachtliche Entschädigungssumme erzielt“, sagte er dem Tagesspiegel. Sein Anwaltskollege Stephan Maigné wies darauf hin, die Entschädigung für die leicht und schwer verletzten Opfer des Anschlages sei eine „juristische Premiere“. In keinem vergleichbaren internationalen Fall sei bisher für überlebende Opfer eines terroristischen Anschlages Schmerzensgeld gezahlt worden. Nach monatelangen Verhandlungen hatten am späten Dienstagabend Opferanwälte und Vertreter der libyschen Gaddafi-Stiftung eine Einigung über die Entschädigung der Opfer des Bombenanschlags in Höhe von insgesamt 35 Millionen Dollar (rund 30 Millionen Euro) erzielt.

Brunhild Freiwald will mit ihrer Entschädigungssumme vor allem die Ausbildung ihrer 16-jährigen Tochter finanzieren – und „so bald wie möglich“ Urlaub machen. Wohin, das weiß sie noch nicht, nur eines ist sicher: „Nach Libyen geht es sicher nicht.“

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