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Berlin: Tragbares Statussymbol Uhren zu fantastischen Preisen

Der Siegeszug von Panerai begann mit Sylvester Stallone. Der Actionheld war gerade zu Dreharbeiten in Italien, als er in einem kleinen Laden in Florenz eine klobige Uhr erstand, die dann auch im Thriller „Daylight“ zu sehen war.

Der Siegeszug von Panerai begann mit Sylvester Stallone. Der Actionheld war gerade zu Dreharbeiten in Italien, als er in einem kleinen Laden in Florenz eine klobige Uhr erstand, die dann auch im Thriller „Daylight“ zu sehen war. Stallone kaufte gleich mehrere und verschenkte sie an Freunde. So landete eine am Handgelenk von Johann Rupert, dem Chef und Mehrheitsaktionär des Luxusgüter-Konzerns Richemont. Rupert gefiel die Uhr – und er kaufte Panerai. Die Anschaffung hatte sich schon nach kürzester Zeit bezahlt gemacht. Dabei startet die Marke erst jetzt richtig durch.

In Europa sind die Italiener die größten Liebhaber von Uhren. Gute Uhrwerke kommen zwar praktisch immer aus der Schweiz – und seit 1990 auch aus Sachsen –, aber Italiener geben für Uhren mehr Geld aus als andere, und sie besitzen auch mehr Uhren. Mindestens 3000 Euro muss man für eine Panerai schon anlegen. Gemessen an vielen anderen Zeitmessern der Luxus-Klasse ist das aber noch günstig.

Auf dem Markt für Luxusgüter herrschte in den vergangenen zwei Jahren Flaute, erst jetzt zieht die Nachfrage langsam an. Mit dem fabelhaften Boom, den es im Jahr 2000 gab, ist das zwar noch lange nicht zu vergleichen. Dennoch: Die Leute kaufen wieder Luxus-Uhren. „Wir spüren eine Belebung“, sagt Uwe Beckmann, Geschäftsführer bei Juwelier Wempe in Berlin. Wempe hatte zum 125-jährigen Bestehen unter anderem bei der Traditionsfirma Patek Philippe in Genf 475 Jubiläums-Uhren fertigen lassen und sie je nach Material zu Preisen zwischen 25 000 und 36 000 Euro angeboten. „Alle ausverkauft“, meldet Beckmann. Eine davon, Listenpreis 26 000 Euro, fand gerade bei Sotheby’s in Hongkong einen Abnehmer für 53 000 Euro.

Was macht die Faszination aus? Auch die teuerste mechanische Uhr geht weniger genau als die billigste Quarzuhr. Der Besitz einer solchen Uhr muss also einen anderen Reiz haben. Zum einen bekommt man für sein Geld vermutlich einen angenehmen psychologischen Effekt, der sich bei jedem Blick aufs Zifferblatt wieder erneuert, und oft bekommt man auch eine beständige Wertanlage. Uhren etwa von Rolex und Patek Philippe verlieren nicht an Wert; Patek erreicht im Gegenteil immer wieder atemberaubende Summen bei Auktionen.

Neben dem kostbaren Material ist es vor allem das Innenleben einer Uhr, das den Liebhaber fasziniert: das mechanische Werk. So baut etwa die Firma Lange& Söhne im sächsischen Glashütte eine Uhr mit ewigem Kalender. Das heißt: Bis zum Jahr 2100 berücksichtigt die Uhr, ob der Monat 30 oder 31 Tage hat oder ob ein Schaltjahr ist. Das wäre keine große Leistung, wenn sie einen programmierbaren Chip hätte. Aber sie hat ja nur Zahnräder. „Das sind hoch komplizierte Uhrwerke. Manches Zahnrad dreht sich dann eben nur einmal alle vier Jahre, wenn Schaltjahr ist“, sagt Beckmann. Eine schöne Animation des ewigen Kalenders ist auf www.lange-soehne.de zu sehen.

Lange&Söhne, das ist eine deutsche Erfolgsgeschichte: Nach der Wende kam das Unternehmen zurück in den Besitz der Familie Lange und baut seither wieder Uhren auf höchstem Niveau. Die LangeI kostet 17900 Euro. Übrigens gehört die Firma mittlerweile auch zu Richemont. Der Konzern hat unter seinem Dach außerdem so prestigeträchtige Marken wie Cartier, IWC, Jaeger-LeCoultre, Vacheron Constantin und Baume & Mercier. Konkurrenz hat die Gruppe durch den Luxus-Marktführer LVMH, der aber auf dem Feld der Uhren nicht mit Richemont mithalten kann. LVMH hat „nur“ Ebel, Zenith und Tag Heuer. Dritter Big Player ist die Swatch-Gruppe.

Nur wenige Marken sind noch eigenständig wie Patek Philippe und Rolex, zugleich die am hellsten strahlenden Sterne am Uhrenhimmel. Gen Himmel tendieren auch die Preise. Das Prunkstück von Patek Philippe, die „Sky Moon Tourbillon“ kostet 730 000 Euro. Dagegen ist Rolex geradezu billig – schon für 3000 Euro bekommt man ein Stahlmodell des Klassikers Oyster. So günstig bietet Patek Philippe keine einzige Uhr an.

Für die meisten Männer ist die Uhr das einzige Schmuckstück, das sie sich neben dem Ehering erlauben. Die Uhr wird als Ausdruck der Persönlichkeit gesehen, auch als Statussymbol. Dennoch achten deutsche Käufer im Schnitt stärker auf den Preis als andere. Auf jeden Fall ist die Uhr ein wesentlich handlicheres Statussymbol als Auto, Haus und Boot, die man ja nicht bei sich hat, wenn man an der Bar eine Frau beeindrucken will.

A propos Frauen: Die Uhrenindustrie entdeckt sie gerade verstärkt als Zielgruppe auch teurer Uhren. Patek Philippe hat mit seiner Damenuhr „Twenty-4“ (ab rund 7000 Euro) einen Bestseller gelandet und schiebt jetzt noch die diamantbesetzte Version nach, auf Wunsch mit mechanischem Werk (rund 79 000 Euro). Diamanten sind ohnehin gerade der letzte Schrei. Es gilt das Wortspiel „Iced is cool“ – besonders bei Asiaten und Hip-Hoppern. Mit „Iced“ ist der eiskristallartige Glitzereffekt gemeint, der durch viele Diamanten entsteht. Die Firma Techno-Marine machte von sich reden, weil sie sogar Plastik-Uhren mit Diamanten besetzte.

Fatina Keilani

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