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Tragische Todesfälle: Mutter starb an Überdosis, ihr Baby verdurstete

Die 24-Jährige und ihr Kind wurden intensiv betreut. Dennoch starben eine Mutter und ihr sechs Wochen altes Baby. Der Jugendstadtrat beteuert: Es gab keine Auffälligkeiten.

Es war offenbar eine Überdosis Drogen, an der die 24-jährigen Mutter, die am Donnerstag tot mit ihrem Baby in ihrer Charlottenburger Wohnung aufgefunden worden war, gestorben ist. So lautet das vorläufige Ergebnis der Obduktion. Hinweise auf eine Selbsttötung oder Fremdverschulden habe es nicht gegeben. Neben der toten Margareta A. und ihrem verstorbenen Baby wurde zudem ein „Spritzbesteck“ für den Konsum harter Drogen gefunden. „Als wahrscheinlichste Todesursache kommt daher eine Betäubungsmittelvergiftung in Betracht, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Die sechs Wochen alten Tochter sei sehr wahrscheinlich verdurstet, weil die Mutter sich nicht mehr um das Kind kümmern konnte.

„Wir sind zutiefst betroffen, dass trotz der engmaschigen Betreuung der Tod von Mutter und Kind nicht zu verhindern waren“, sagte Jugendstadtrat Reinhard Naumann (SPD) gestern. Seit dem 19. September kümmerten sich das Jugendamt und der Kindergesundheitsdienst um die schwangere Margareta A. Sie war HIV-infiziert, an Hepatitis C erkrankt und dem Amt als Kokainkonsument bekannt. Sie soll als Prostituierte gearbeitet haben. Seit dem 26. September wurde sie vom Sozialdienst der Charité behandelt: er ist auf die Betreuung HIV positiver, schwangerer Frauen spezialisiert. Da „die Prognose für die Frau gut war“, wie Naumann sagte, seien alle Fachkräfte zu der Entscheidung gekommen, dass sie ihr Kind nach der Entbindung behalten darf – allerdings nur mit einer umfassenden Betreuung: Wöchentliche Kinderarztbesuche, wöchentliche Hausbesuche der Kinderkrankenschwester und regelmäßige Urinkontrollen. Unmittelbar bevor die kleine Alexandra am 23. Oktober zur Welt kam, hätten zwei Sozialarbeiterinnen einen Hausbesuch bei der Mutter in der Rognitzstraße gemacht. „Die Wohnung war ordentlich, für die Versorgung des Säuglings war alles vorbereitet, die Mutter machte einen gepflegten Eindruck“, sagte der Jugendstadtrat. Die Lettin, die in ihrer Heimat Jura studiert hat, soll gut Deutsch gesprochen und sich auch um Behördenanträge selbst gekümmert haben. Bei den verabredeten folgenden Hausbesuchen – zuletzt am 26. November – sei die Mutter immer anwesend und kooperativ gewesen. Die letzte kinderärztliche Untersuchung habe gezeigt, dass sich der Säugling gut entwickelt – das Mädchen hatte 400 Gramm zugenommen. Auch das Mutter-Kind-Verhältnis wurde von den Fachkräften als positiv bewertet. Zuletzt war Alexandra am 22. November vom Kinderarzt untersucht worden. „Es gab keine Auffälligkeiten“, sagte Naumann. Auch die Drogentests nach der Schwangerschaft waren negativ. Doch dann muss etwas geschehen sein im Leben von Margareta A.: Ende November hatte sie mit dem Hausmeister einen Handwerkertermin für den 3. Dezember ausgemacht. Als die Handwerker am Montag kamen, öffnete jedoch niemand. Zudem war für Mittwoch ein Termin mit der Krankenschwester vereinbart – auch sie stand vor verschlossener Tür. Mehrfach habe die Krankenschwester versucht, die Frau telefonisch zu erreichen – vergeblich. Am nächsten Tag informierte die Klinik das Jugendamt, dass die Frau nicht zur kinderärztlichen Untersuchung gekommen war. „Daraufhin fuhren sofort zwei Sozialarbeiterinnen zur Wohnung. Als wieder niemand öffnete, ließen sie die Tür aufbrechen, schildert Naumann. Doch da waren Mutter und Kind bereits tot. Wie lange schon, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit.

Jugendstadtrat Naumann betont ebenso wie die Polizei, dass es sich hier um einen „tragischen Fall“ handelt. Er sei mit anderen, bei denen Kinder durch Verwahrlosung oder Misshandlung ums Leben kamen, nicht zu vergleichen. So zählt das zuständige Dezernat beim Landeskriminalamt derzeit sieben Fälle, bei denen Kinder durch mangelnde Fürsorge, Vernachlässigung oder gar Misshandlung ums Leben kamen. Hierzu zählt beispielsweise der Fall der Berliner Modedesignerin, deren Baby von ihrem Freund zu Tode geschüttelt worden sein soll. Oder auch die Kinder, die bei Fensterstürzen ums Leben kamen.

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