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Berlin: Trauer im Wohnhaus des Liebespaares Erstochener und die Freundin lebten im selben Haus Der Täter, ein Ex-Freund der Frau, ist flüchtig

Vor der Wohnungstür stehen etwa 20 Paar Schuhe aneinandergereiht. Türkische Männer, „Trauergäste“ – wie ein Verwandter sagt, gehen ein und aus im Haus.

Vor der Wohnungstür stehen etwa 20 Paar Schuhe aneinandergereiht. Türkische Männer, „Trauergäste“ – wie ein Verwandter sagt, gehen ein und aus im Haus. Sie trauern um den 18-jährigen Ömer Y. Sonntag früh wurde der junge Mann am Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg bei einem Beziehungsstreit erstochen. Die Frau, um die es ging, wohnt im selben Haus wie der Getötete – zwei Etagen tiefer. Die Polizei sucht den mutmaßlichen Täter: Hakan T., 17 Jahre. Doch der ist noch immer flüchtig.

Bei dem Streit am Sonntag früh ging es, wie berichtet, um Rabiya A., 17 Jahre. Sie war bis vor zwei Monaten mit Hakan liiert. Doch der konnte die Trennung offenbar nicht verkraften und wollte nicht hinnehmen, dass seine Ex-Freundin nun mit Ömer zusammen war. Bei der „Aussprache“ am Paul-Lincke-Ufer eskalierte die Situation: Mehrmals stach der mutmaßliche Täter seinem später hinzugekommenen Kontrahenten in den Oberkörper. Anschließend flüchtete Hakan mit einem Taxi.

Die 17-jährige Rabiya wird seither psychologisch betreut. Eine Cousine öffnet die Wohnungstür in dem Mehrfamilienhaus. Der Schock sitze noch tief bei Rabiya. Mehr wolle sie zu dem schrecklichen Beziehungsdrama nicht sagen. Das Mädchen aus dem zweiten Stock und der Junge aus der vierten Etage kannten sich schon länger. Freunde von Ömer erzählen, er habe Rabiya schon seit längerem sehr geliebt. Doch sie war da noch mit Hakan zusammen, den sie von der Schule kannte. Rabiyas Cousine sagt, dass Ömers Schwestern nach der Tat vorbeigekommen seien, um der Familie auszurichten, dass Rabiya sich nicht schuldig fühlen solle. Sie könne doch nichts dafür, dass die Jungen ihretwegen in Streit geraten und die Situation dann eskaliert sei. „Der Tod kommt eben“, sagt die Cousine. Und fügt hinzu: „Wir sehen das so. Beide Familien sind sehr gläubig.“ Streit gebe es wegen des schrecklichen Beziehungsdramas zwischen Rabiyas Familie und der Ömers aber nicht. Und die Familie des Täters kennten sie nicht.

Ein Ermittler der Kripo hatte nach der Tat berichtet, dass die Beamten mit Hilfe eines türkischen Notfallseelsorgers innerhalb der beteiligten Familien „vermitteln“ und „ein wenig Ruhe“ hineinbringen sollten. Die Emotionen kochten bei einigen Familienmitgliedern hoch. Man wolle nicht noch mehr Opfer riskieren, hieß es bei der Polizei. Näher wollte sich die Mordkommission gestern nicht dazu äußern. „Wir sind in Kontakt mit den Familien“, kommentierte ein Beamter.

Im Haus Paul-Lincke-Ufer meldet sich ein Onkel im Namen der trauernden Familie des Opfers zu Wort. Ob seine Familie Groll gegen die des Täters hegt, dazu wolle er nichts sagen. Momentan gehe es allen sehr schlecht. Im Hintergrund hört man die Gebete eines Imams.

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