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Der Berliner Bildhauer und Umweltaktivist Ben Wagin starb im Alter von 91 Jahren.

© Thilo Rückeis

Trauerzeremonie für Berliner Bildhauer: „Ben Wagin hat für seine Werke gebrannt, er war ein Missionar“

Weggefährten und Freunde des Künstlers haben im „Parlament der Bäume“ mit Musik, Tanz und Reden Abschied genommen. Auch Klaus Lederer und Monika Grütters kamen.

Kera, die Künstlerin, trug einen beigefarbenen, ärmellosen Umhang, stand mit ihrem Mikrofon zwischen zwei Bäumen, vor sich Grabplatten mit den Namen von Mauertoten und rund 100 Zuhörer, und sang mit wundervoller Stimme. Sie wehte durch das „Parlament der Bäume“, eine kraftvolle Stimme, begleitet von Gitarre und Orgel, ein musikalischer Auftritt, der die Zeremonie eröffnete, der aber zugleich als Symbol stand.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Berliner Bildhauer und Umweltaktivisten Ben Wagin sollte auch ein Happening sein, eine fröhliche Veranstaltung, so wie es dem Künstler gefallen hätte.

91 Jahre war Wagin, als er Ende Juli starb. Das „Parlament der Bäume“, im Herzen des Regierungsviertels in Berlin, war eines seiner bekanntesten Werke. Und genau hier trafen sich am Mittwochnachmittag ehemalige Freunde, Wegbegleiter, Anhänger des Künstlers. Sie nahmen Abschied, ihr letzter Gruß an den Mann, der sehr fordernd, sehr hartnäckig, sehr unbequem sein konnte, wenn es um seine Ideen, um seine Wünsche ging.

Dieses Unbequeme, dieses Anstrengende, diese Beschreibungen zogen sich durch die Trauerreden, aber immer waren die Begriffe mit Respekt kombiniert, sogar mit einem Stück Bewunderung. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die Wagin seit 1989 kannte, sagte: „Ben war ein eigenwilliger Typ, er konnte hartnäckig und fordernd sein“.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) bedauerte, „dass Ben nie mehr fordernd sein wird, nie mehr nerven wird, leider“. Denn klar wurde auch in den Reden, dass Wagin immer ein Ziel vor Augen hatte, dass diese Hartnäckigkeit Teil auch seines künstlerischen Schaffens war.

Lederer: „Wagin hat für seine Werke gebrannt“

„Ben wollte hier am ,Parlament der Bäume’ einen Friedensappel an die Menschen richten“, sagte Monika Grütters. „Das Parlament steht für Bens Lebensleistung, seinen Respekt vor der Natur.“ Mit dem „Parlament der Bäume“ habe er ein Mahnmal gegen Krieg und für Frieden geschaffen. Und dass das letzte Stück der Originalmauer im Regierungsviertel noch hier steht, das habe man Wagin zu verdanken. Unermüdlich habe er Bäume gepflanzt, 50.000 Stück insgesamt.

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Für Klaus Lederer war Ben Wagin „ein Prediger für ein besseres Jetzt und Hier“. Er habe für seine Werke „gebrannt, er war ein Missionar“. Und ja, „ein bisschen Trauer muss bei aller Happiness sein“.

Kinder der Klasse 2 a der Grundschule Neues Tor nahmen auf ihre Weise Abschied von dem Künstler. Sie hatten schon lange einen Bezug zu ihm, sie hatte schon vor Monaten auf dem Gelände Gärtnerarbeiten gemacht. Wagin hatte vor längerer Zeit schon über die pädagogische Beratungsstelle zur ökologischen und kindgerechten Umgestaltung von Schulhöfen der Senatsbildungsverwaltung Kontakt zu den Schülern bekommen.

Die Kinder hatten eine Idee von Wagin aufgegriffen und extra für die Trauerfeier ein „Parlament der Stühle“ installiert. Auf jedem Stuhl stand ein Blumentopf mit angemalten Zweigen. Vier Schulkinder tanzen um einen Baum, hielten sich an den Händen oder streckten sie in die Höhe, und am Ende verbeugten sie sich. Es war nicht bloß ein Gruß an die Zuhörer, es war auch eine symbolische Geste an Ben Wagin.

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