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Berlin: Trennen oder verbrennen, das ist die Frage

Der Entsorger Alba und die Grünen kritisieren das neue Abfallkonzept der Stadtreinigung

Die Stadtreinigung (BSR) könnte Millionensummen sparen, würde sie die Abfälle besser verwerten und dafür auf den kostspieligen Ausbau ihrer Müllverbrennung zumindest teilweise verzichten. Diese Alternative zum umstrittenen neuen Müllkonzept der BSR haben die Grünen ins Gespräch gebracht. Denn Berlins Abfälle lassen sich aus ihrer Sicht sowie nach Einschätzung des privaten Abfallentsorgers Alba in weit größerem Maße recyceln, als dies BSR und Umweltsenator Peter Strieder (SPD) beabsichtigen.

So lasse die Stadtreinigung außer Acht, „dass ab 1. Januar 2003 alle Firmen ihren Müll gemäß der neuen Verordnung für Gewerbeabfälle getrennt sammeln müssen“, erklärt die grüne Umweltexpertin Felicitas Kubala. Alba wiederum rechnet vor, rund Dreiviertel des meist wahllos zusammengeworfenen Gewerbemülls bestünden aus Pappe, Kunststoffen, Metall und anderen „gut verwertbaren Materialien“. Werde der gewerbliche Abfall der Stadt flächendeckend getrennt gesammelt, ließen sich noch mehr als 260 000 Tonnen wiederverwerten. Laut BSR ist diese Rechnung „viel zu optimistisch“. Schon jetzt würden etliche Unternehmen ihren Restmüll freiwillig trennen .

Jährlich fallen in Berlin eine Million Tonnen ungetrennter Restmüll an, 360 000 Tonnen davon sind Gewerbeabfälle. Bisher werden sie ebenso wie der Hausmüll ausschließlich von der BSR eingesammelt und auf Deponien entsorgt oder verbrannt. Da von 2005 an aber kein unbehandelter Müll mehr abgekippt werden darf, geht auch der Gewerbemüll in die Berechnungen des neuen Entsorgungskonzeptes der BSR ein, das am Dienstag im Senat beraten wird. Es sieht einen massiven Ausbau der Müllverbrennung vor.

Bereits heute bringt die BSR etwa die Hälfte des ungetrennten Haushalts und Gewerbeabfalls zur Verbrennungsanlage in Ruhleben. Der Rest landet noch auf Deponien, soll aber künftig in einer neuen Sortieranlage an der Gradestraße in Neukölln nach gut und schlechter brennbaren Materialien getrennt werden. Was schnell Feuer fängt, will die BSR zu auswärtigen Müllöfen karren oder selbst verfeuern und dafür die Anlage in Ruhleben ausbauen. Dieses Vorhaben soll rund 200 Millionen Euro kosten. Die so genannten niederkalorischen Abfälle will man im brandenburgischen Schöneiche zu Biogas vergären.

Aus Sicht der Grünen ist das „abfallpolitischer Unsinn“, weil sich ein Großteil des vermischten Restmülls gut verwerten lasse. Dabei denken sie besonders an den Gewerbeabfall. Würde er konsequent aufbereitet, wäre dies billiger und umweltfreundlicher als der Ausbau der Verbrennung. Und die Mülltarife könne man dann möglicherweise auf ihrem jetzigen Niveau halten. Alba preschte jetzt im Hinblick auf eine solche „ökologische Lösung“ und die neue Verordnung zum Gewerbeabfall mit einem neuen Service vor: Man will den Kunden vom 1. Januar 2003 an Wertstofftonnen vor die Firmentür stellen oder den Müll selbst sortieren. CS

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