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Der libanesische Trommelspieler Ahmad Khader.

© Doris Spiekermann-Klaas

Trommel-Festival in Neukölln: Trommeln im Kopf

Zum Global-Drums-Festival kommen Perkussionisten aus aller Welt. Unter ihnen ist auch der Berliner Khader Ahmad.

Dum und Tak. Zwei Silben reichen aus, um das Wesen einer ganzen Musikrichtung zusammenzufassen. Weniger ginge wohl nur im Minimal House, der sich mit Dum begnügt. Khader Ahmad macht aus diesen zwei Silben ganze Stücke, er ist einer der gefragtesten Perkussionisten für arabische Musik. Mit seiner Formation Dum Tak Revolution hat Ahmad drei Alben aufgenommen, alle eine Mischung aus elektronischer Musik und arabischer Percussion. Ahmad tritt mit einigen der bekanntesten Bauchtänzerinnen auf und reist als Solist regelmäßig um die Welt. Im letzten Jahr spielte er in China vor rund 2000 Zuschauern.

„In Berlin wäre das unmöglich, da kann ich froh sein, wenn ein paar Hundert kommen“, sagt er. An diesem Samstag spielt er beim zweiten Global-Drums-Festival in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen. Von Freitag bis Sonntag treffen dort bei elf Konzerten Perkussionisten unter anderem aus Japan, dem Iran, Afrika und Europa aufeinander.

Schon als Kind trommelte Ahmad auf allem, was ihm in die Hände fiel

Für Ahmad ist das Festival ein Heimspiel. Er lebt seit 1978 in Berlin, da war er gerade fünf Jahre alt. „Ich wurde im Libanon geboren, aber als dort der Bürgerkrieg ausbrach, flüchteten wir nach Deutschland“, sagt er. Seine Familie landete in Neukölln, damals schon das Zentrum des arabischen Lebens in der Stadt. Anfang der 1980er Jahre entdeckte ein Freund des Vaters, ein Gitarrist, Ahmads Talent und holte ihn in seine Band. Mit gerade zehn Jahren stand er das erste Mal auf der Bühne. „Mein Vater war dagegen, dass ich Musiker werde. Ich sollte etwas Anständiges lernen, mich nicht in Musikclubs rumtreiben.“ Aber der Freund passte ja auf ihn auf, also durfte Ahmad mitgehen, andere Musiker treffen, Erfahrungen sammeln.

Sein Hauptinstrument ist die Darbuka. Das ist eine arabische Bechertrommel, die auf den Schoß gelegt und mit Händen und Fingern gespielt wird. Dum und Tak – so heißen die beiden Grundschläge, aus denen sich die meisten Rhythmen zusammensetzen. Dum: ein dumpfer Basslaut, der durch einen Schlag auf das Fell entsteht. Tak: ein heller Klang, der beim Klopfen auf den Rand entsteht. Leben haucht Ahmad der Musik durch Verzierungen ein, indem er mit den Fingern auf dem Fell wirbelt, laut und leise Schläge variiert und zwischen Handkante und -fläche wechselt.

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Der Klang ist leicht blechern, weil der Korpus von Ahmads Darbuka aus Metall ist. Die hat er sich extra in Ägypten anfertigen lassen. „Ich muss mich mit meinem Instrument doch wohlfühlen“, sagt er. Traditionell wurden Darbukas aus Ton gefertigt und mit Ziegen- oder Fischhaut bespannt. Mit jenen Instrumenten ist Ahmad aufgewachsen. Den Geruch der tönernen Trommel , der ihm in die Nase stieg, wenn er sie auf seinem Schoß spielte, hat er bis heute im Kopf.

Schon als kleiner Junge konnte er nie aufhören, auf allem herumzutrommeln, was ihm unter die Finger kam – seien es ein Küchentisch, der kleine Plastikeimer, der anfangs sein Trommelersatz war, oder bloß die eigenen Oberschenkel. Es ist, erklärt er, als wäre sein Körper mit Rhythmen angefüllt, die unbedingt raus müssen. „Ich habe ein Schulzeugnis, auf dem der Lehrer bemängelte: ’Khader trommelt während des Unterrichts auf dem Tisch’“, sagt Ahmad.

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Es ist beinahe ironisch, dass der 45-Jährige nie Musikunterricht hatte. Alles erarbeitete er sich intuitiv, von arabischen Tonsystemen wisse er nicht viel, nicht einmal Noten lesen kann er. Ein Hindernis sei das nie gewesen. „Meine Musik ist viel freier, sie besteht viel aus Improvisation“, sagt er. So sei es für ihn auch kein Problem, mit Musikern anderen kulturellen Hintergrunds zusammenzuarbeiten. Das Arabische kennt ganz andere Skalen als etwa die europäische Musik, wo beispielsweise Vierteltöne kaum eine Rolle spielen. Aber Ahmad ist Rhythmiker, Harmonien sind ihm nicht so wichtig wie die Dynamik eines Stückes. Die Verständigung mit anderen ist unprätentiös. „Wir spielen uns gegenseitig unsere Ideen vor, daraus ergibt sich unser Stil.“

Am Sonnabend beim Global-Drums-Festival tritt Ahmad als Solist auf. Erst am Tamburin, dann mit seiner Darbuka. Mehr hat er sich nicht zurechtgelegt, der Rest ist Improvisation. Und ganz sicher auch Dum und Tak.

Global-Drums-Festival, Fr ab 17 Uhr, Sa ab 15 Uhr, So ab 14 Uhr. Tagestickets: 12 bis 22 Euro. Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, Neukölln.

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