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Bis 2030 wollen die Berliner Wasserbetriebe rund zwei Milliarden Euro in ihre Klärwerke investieren.

© picture alliance / dpa / Patrick Pleul

Update

Trotz hoher Millionengewinne: Trinkwasser in Berlin soll teurer werden – Pro-Kopf-Verbrauch gesunken

Trotz aller Krisen konnten die Berliner Wasserbetriebe ihren Gewinn noch vergrößern. Die Tarife sollen trotzdem steigen – wenn die Politik mitmacht.

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Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben ihren traditionell üppigen Jahresüberschuss im vergangenen Jahr nochmals deutlich gesteigert – von zuvor 200 auf 266 Millionen Euro. Bei 1,3 Milliarden Euro Jahresumsatz bedeutet das eine Rendite von rund 20 Prozent, die das seit Ende 2013 wieder komplett landeseigene Unternehmen erwirtschaftet hat. 177,5 Millionen Euro vom Gewinn flossen in den Landeshaushalt.

Trotz des erneuten Gewinnsprungs sollen die Preise für Wasser und Abwasser im kommenden Jahr steigen. Details der Erhöhung stehen noch nicht fest. Sie werden vor allem von der neuen Regierungskoalition ausgehandelt werden müssen.

BWB-Vorstandschef Christoph Donner verwies bei der Präsentation der Bilanz für 2022 auf die anstehenden Milliardeninvestitionen in die Klärwerke. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) sagte, das Investitionsvolumen werde auch wegen der stark gestiegenen Zinsen und Baukosten deutlich steigen. Die Mehrkosten müssten zwischen Land, Unternehmen und Kunden aufgeteilt werden. „Jeder wird einen Beitrag leisten müssen.“ Schwarz ist zugleich Aufsichtsratschef der Wasserbetriebe.

Der Senator verwies darauf, dass die Tarife seit zehn Jahren nicht mehr angehoben worden seien. Die BWB-Gebühren lägen im Vergleich von 30 deutschen Großstädten „immer im unteren Drittel“. Das solle auch künftig so bleiben.

113
Liter pro Tag hat der Durchschnittsberliner im vergangenen Jahr verbraucht.

Nach Auskunft von Donner zahlen die Berliner im Durchschnitt bisher etwa 17 Euro pro Monat für Trink- und Abwasser. Am liebsten wären dem zum Jahresbeginn ins Unternehmen zurückgekehrten Vorstandschef saisonabhängige Tarife, um in hochsommerlichen Dürrephasen Verschwendung durch Rasensprenger und Poolfüllungen zu vermeiden. Das ist jedoch mit den bisher üblichen Wasserzählern nicht möglich.

Wasserverbrauch der Berliner ist gesunken

Allerdings scheinen die vermehrten Sparappelle bereits zu wirken: Zum einen wurden offenbar verstärkt automatisch gesteuerte Rasensprenger zur Gartenbewässerung genutzt, die sich nachts einschalten, wenn weniger Wasser verdunstet. Zum anderen sank der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Person von 118 auf 113 Liter pro Tag. Allerdings sei dieser Sparerfolg hauptsächlich ab September erzielt worden, was nahelegt, dass die Leute angesichts explodierender Energiekosten Warmwasser gespart haben.

Wegen der neuen Sparsamkeit der Kunden blieb der Trinkwasserabsatz der BWB mit 215 Millionen Kubikmetern trotz gewachsener Einwohnerzahl konstant. Die Menge des gereinigten Abwassers sank sogar leicht von 261 auf 248 Millionen Kubikmeter. Letzteres lag auch am Wetter: In der Innenstadt fließt das Gros des Regens in die Kanalisation, und 2022 war das trockenste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Donner sieht das bisherige Wassermanagement als Anachronismus angesichts immer neuer Wärme- und Dürrerekorde: Perspektivisch könne das gereinigte Abwasser aus den Klärwerken nicht mehr wie bisher über Spree und Havel aus der Stadt geleitet werden, sondern müsse in der Landschaft gehalten werden. Das gelte erst recht fürs Regenwasser, das bisher nur bei Neubauten über Gründächer und lokale Versickerung gut genutzt werde, nicht aber im Bestand der teils stark versiegelten Stadt. Vom fünf Milliarden Euro schweren Klimafonds, den CDU und SPD planen, „wünsche ich mir einen großen Anteil für die Schwammstadt Berlin“, sagte Donner. „Grüne Parks und saubere Gewässer sind längst auch eine soziale Frage.“

Gefährdet ist Berlins Trinkwasserversorgung aus Sicht der Wasserbetriebe auch bei weiteren Dürrejahren nicht. Aber um die teilweise bis zu 75 Zentimeter gesunkenen Grundwasserstände wieder aufs einst übliche Niveau zu bringen, seien mindestens vier Jahre mit wenigstens durchschnittlichem Niederschlag von 600 Liter pro Quadratmeter nötig. Das gab es zuletzt 2017.

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