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Berlin: Trotz Rekord-Arbeitslosigkeit: Vergebliche Suche nach Floristin

Keine Lust auf Schichtarbeit? Desillusionierende Erfahrungen eines Arbeitgebers Berlin (emv).

Keine Lust auf Schichtarbeit? Desillusionierende Erfahrungen eines Arbeitgebers Berlin (emv).Genau 262 900 Menschen waren in diesem Mai bei Berliner Arbeitsämtern als erwerbslos gemeldet, was einer Quote von 15,4 Prozent entspricht.Trotz dieser Zahlen kann es in Einzelfällen immer wieder dazu kommen, daß Arbeitgeber erfolglos nach Personal suchen.Seit Wochen hängt das auffällige grüne Schild im Schaufenster des Blumenladens im U-Bahnhof Zoo."Gelernte Floristin, gerne auch älteres Semester, ab sofort für Vollzeit gesucht".Anfragen hat Michael Rasch, Betreiber des Geschäftes, eine Menge gehabt."Aber meistens waren es Leute, die nicht qualifiziert waren oder schwarz arbeiten wollten oder deren Interesse abflaute, als sie von Schicht- und Wochenenddienst erfuhren".Tausende von Menschen gehen auf dem Bahnsteig an den Fenstern von "Blumen Rasch" vorbei.Eine ernsthafte Bewerberin war bislang nicht dabei. Florist Michael Rasch ist kein knallharter Ausbeutertyp, sondern ein freundlicher Chef, der seinen Mitarbeiterinnen gerne ein Stück Kuchen mitbringt."Ich biete einen festen Arbeitsvertrag, zahle nach Tarif, und natürlich gibt es Weihnachts- und Urlaubsgeld, bezahlte Überstunden und steuerfreie Sonntagszuschläge", zählt Rasch auf. Die Schichtarbeit bietet keine unzumutbaren Bedingungen.In Raschs Blumenläden in den U-Bahnhöfen Zoo und Wittenbergplatz dauert die Frühschicht von 6.30 Uhr bis 14 Uhr und die Spätschicht von 14 bis 20 Uhr."Es ist möglich, zwischen beiden Schichten zu wechseln, damit für unterschiedliche Bedürfnisse Zeit bleibt", sagt der Blumenhändler.Auch körperlich sei die Tätigkeit nicht übermäßig belastend."Im Gegensatz zu größeren Blumengeschäften müssen wir keine schweren Pflanzenkübel vor den Laden stellen". Floristin ist ein Ausbildungsberuf mit dreijähriger Lehrzeit.Michael Rasch will bei einer Einstellung auf diese Qualifikation nicht verzichten, "denn zumindest die Blumennamen sollte man kennen, wenn man Kunden berät".Nach einigen Gesprächen mit halbwegs in Frage kommenden Bewerbern konnte sich der Florist des Eindrucks nicht erwehren, daß "manche Leute offensichtlich lieber Stütze beziehen, anstatt zu arbeiten".Einigen sei selbst das Bücken zu viel gewesen.Eine Interessentin, eine Hausfrau Anfang 50, habe die Stelle jetzt ganz kurzfristig wieder abgesagt.Ihre Begründung: "Meine Familie hat mich gefragt ob ich bekloppt bin, so viel zu arbeiten". Dem Arbeitsamt hat Rasch die offene Stelle nicht gemeldet, weil er in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit lustlosen Bewerberinnen gemacht habe.Ende April waren in Berlin 311 Floristinnen arbeitslos gemeldet."Wir kennen den Einzelfall nicht, daher können wir nichts dazu sagen", reagierte Landesarbeitsamts-Sprecherin Petra Röhlinger.

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