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Truman Plaza: Luxussiedlung auf dem Rummelplatz

Die Bebauung der Zehlendorfer Truman Plaza verursacht Ärger. Anwohner kritisieren, dass der Investor dort auch Gewerbe plant.

Luxussiedlungen mit Townhouses und Villen sind derzeit in verschiedenen Berliner Bezirken geplant – so auch in Zehlendorf, wo die Stofanel Investment AG die Truman Plaza für 100 Millionen Euro bebauen will. Das einstige Einkaufszentrum der US-Armee zwischen der Clayallee, der Argentinischen Allee und dem Hüttenweg ist als Festplatz des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes bekannt, das dort 2010 zum letzten Mal stattfinden konnte. Zum Bauprojekt gehören 60 drei- bis vierstöckige Wohnhäuser um einen künstlichen See, aber auch Gewerbebauten. Vor allem diese stoßen bei Anwohnern der Umgebung auf Kritik, am heutigen Sonnabend lädt der SPD-Ortsverband Krumme Lanke deshalb zu einer Veranstaltung mit vielen Beteiligten ein.

Hinter Stofanel stehen der bayerische Unternehmer Ludwig Stoffel und seine Frau, die Designerin Giovanna Stefanel-Stoffel. Die Firma ist für exklusive Wohnsiedlungen bekannt, sie baut auch das „Tilia Living Resort“ am Griebnitzsee und die umstrittene Luxussiedlung „Marthashof“ in Prenzlauer Berg. Das Zehlendorfer Projekt sei „in enger Zusammenarbeit mit Vertretern aus Politik und Verwaltung optimiert“ worden, heißt es. Gegen den ersten Architektenentwurf hatten Bezirkspolitiker starke Bedenken geäußert. „Kräftig diskutiert“ wurde laut Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) zum Beispiel über die Bauhöhen. An der Ecke Clayallee und Argentinische Allee ist aber weiterhin ein sechsstöckiger Neubau mit Läden und Arztpraxen geplant.

Bewohner der nahen Bruno-Taut-Siedlung fürchten um die Existenz kleiner Läden im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte oder in Zehlendorf-Mitte und sehen den Charakter ihres denkmalgeschützten Kiezes bedroht. Der Verein „Papageiensiedlung“, dessen Name von den bunten Fassaden abgeleitet ist, warnt vor einem „Betonmonster“ auf der Truman Plaza. Der SPD-Ortsverband kritisiert „großflächige Supermärkte, gigantische Gewerbeflächen“ und einen „Büroturm“.

Stofanel-Geschäftsführer Torsten Held widerspricht: „Wir planen gar keine Büros.“ Es gehe auch nicht um mehrere Supermärkte, sondern um eine Edeka-Filiale mit 1800 Quadratmetern Fläche, ein 400 Quadratmeter großes Biolebensmittelgeschäft und 300 Quadratmeter für „kleinteilige“ Nutzungen wie eine Bäckerei. Den Supermarkt wolle der Inhaber eines „Edeka“ an der Argentinischen Allee als Zweitstandort betreiben; dies zeige, dass Geschäfte in der Nähe kaum bedroht seien. So sieht es auch Baustadtrat Stäglin: „Es entsteht kein Shoppingcenter, die Läden dienen der Nahversorgung.“ Und da zwischen Argentinischer Allee und Hüttenweg nach dem Alliiertenabzug bereits das „Parkviertel Dahlem“ entstanden sei, mangele es an Einkaufsmöglichkeiten. Die geplanten Geschäfte seien „genau richtig positioniert“.

Unstrittig ist, dass es die Händler im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte schwer haben. Einige Geschäfte in der dortigen Ladenstraße hielten sich nur kurz. Die Betreiber hatten offenbar auf wohlhabende Zehlendorfer gehofft, die es in den Reihenhäusern der Bruno-Taut-Siedlung aber kaum gibt. Auch wegen des begrenzten Angebots der Geschäfte kaufen viele Anwohner andernorts ein. In die Schlagzeilen geriet gerade ein ehemaliger Ladenstraßenhändler, der ein Kind in Kleinmachnow entführt hatte, um seine Schulden mit Lösegeld zu tilgen. Stofanel-Geschäftsführer Held meint: „Die Ladenstraße funktioniert nicht – mit oder ohne Truman Plaza.“

Derzeit können Bürger den Entwurf des Bebauungsplans im Rathaus Zehlendorf einsehen und Einwände äußern. Stofanel will das Nahversorgungszentrum möglichst ab diesem Sommer bauen, für die Wohnungen sollen die Bagger im kommenden Jahr rollen. Zum Gelände gehört auch ein „Mischgebiet“, dessen Nutzung bisher offen ist. Angedacht sind ein Seniorenheim, ein Hotel oder Studentenwohnungen. Eines scheint jedenfalls klar: Die Berliner werden das Deutsch-Amerikanische Volksfest nicht noch einmal auf der Truman Plaza feiern können.

Die SPD-Veranstaltung beginnt heute um 14 Uhr im Gemeindesaal der Ernst-Moritz-Arndt-Gemeinde, Onkel-Tom-Straße 80. Der Bebauungsplanentwurf liegt bis zum 14. März im Stadtplanungsamt aus (Kirchstraße 1–3, Zimmer E 201).

Informationen des Bürgervereins finden Sie unter www.papageiensiedlung.de

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