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Berlin: Tu Gutes und werde geehrt

Ingeborg und Jörg Harmsen haben ihr Haus verkauft, um Hospize zu eröffnen – nun dankt ihnen der Bundespräsident

Es gibt nicht viele Menschen, die ihr Haus verkaufen, um etwas Gutes zu tun. Ingeborg und Jörg Harmsen haben genau das getan. Deswegen wurden sie zum Neujahrsempfang von Bundespräsident Johannes Rau ins Schloss Bellevue eingeladen.

Ein Hospiz ist ein Ort für Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden. Wenn keine Hoffnung auf Heilung mehr besteht, bereiten sich Kranke dort gut betreut auf ihren Tod vor und verabschieden sich würdig von Verwandten und Freunden.

Dass es in Deutschland Hospize gibt, hat viel mit Ingeborg (77) und Jörg Harmsen (71) zu tun. Als die Pensionierung näher rückte, suchten sie nach einer neuen Aufgabe und fanden sie in England. Von dort brachte das Ehepaar die Idee zu einem deutschen Hospiz mit nach Hause: „Wir zogen landauf, landab, um Geld zu sammeln, doch ohne Erfolg.“ Darum fassten sie 1984 den ungewöhnlichen Entschluss, ihr Haus in der Nähe von Frankfurt am Main zu verkaufen und mit 25000 Euro in München das erste Hospiz zu gründen. Weitere folgten in den nächsten Jahren. 1994 brachten die Harmsens ihr Geld in eine Stiftung ein und eröffneten ein ambulantes Hospiz auch in Berlin.

Im April 2003 starteten die gebürtigen Berliner zusammen mit Georgious Giannakopoulos als Geschäftsführer den Betrieb des stationären Theodorus-Hospiz – mit Christina Rau als Schirmherrin. In einem vierstöckigen Seitenflügel des Krankenhauses Moabit leben nun 15 todkranke Menschen in großen, gut ausgestatteten Zimmern. Manche nur einen Tag, manche mehrere Monate. Ehrenamtliche Helfer pflegen und betreuen sie körperlich und seelisch – bis zum Tod.

„Natürlich ist das eine sehr schwierige Aufgabe“, sagt Jörg Harmsen. Nur durch psychologische Aufarbeitung des ständigen Beziehungsaufbaus und -abbaus ist diese Arbeit auszuhalten. „Aber wir bekommen viel mehr zurück, als wir geben können. Vor allem ist es eine Vorbereitung: Ich habe die Angst vor dem eigenen Tod verloren.“

Die Einladung zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten ist für die Harmsens eine Anerkennung ihres Engagements. „Es ist eine willkommene Möglichkeit, für unser Hospiz zu werben“, sagt Jörg Harmsen.

Denn das Theodorus-Hospiz braucht nicht nur Spenden, um die vorgeschriebenen zehn Prozent Eigenfinanzierung aufzubringen, sondern auch dringend ehrenamtliche Helfer. Sie erhalten eine kostenlose Ausbildung und werden regelmäßig fortgebildet. ses

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