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Berlin: U2 macht Station im Stadion

Am 7. Juli spielen die Iren als erste Rockband im modernisierten Olympiabau. Ein Konzert von seltener Art. Es gibt nicht mehr viele Bands, die große Arenen füllen können

Sie kommen aus Katowice und wollen nach Paris. Und zwischendurch halten sie in Berlin und geben ein Konzert – U2 spielen auf ihrer Vertigo-Welttournee am 7. Juli im neuen Olympiastadion auf und laden damit als erste Rockband zum gemeinschaftlichen Rasenzertrampeln ein.

Rund 70000 Menschen passen bei Konzerten in das Stadion. Und kaum jemand zweifelt daran, dass die Iren diese Zahl an Fans zusammenbekommen. „Mit U2 haben wir endlich die erste große Band im neuen Stadion“, sagt Peter von Löbbecke, der Stadionmanager. „Wer auf Welttournee geht, kommt an Berlin und seinem Stadion nicht vorbei.“

Die Karten in den USA – dort startet die Tournee am 28. März in kalifornischen San Diego – sind umgerechnet ab 40 Euro erhältlich, wie viel die Veranstalter für das Konzert in Berlin verlangen, wird genauso wie die Ticket-Telefonnummer erst in den nächsten Tagen bekannt gegeben. In Europa wird die erste Station am 10. Juni Brüssel sein – Berlin hatte sich vergeblich um dieses Auftaktkonzert bemüht. Dennoch rechnet Peter von Löbbecke auch so mit einem „quasi ausverkauften Haus“, inklusive der vielen Logen, die sich die deutsche Musikbranche sichern werde. Der Auftritt von U2 sei „auch ein wichtiges Signal an andere große Bands, nach Berlin zu kommen“, hofft von Löbbecke.

Aber gibt es überhaupt noch genügend Stars, die so große Stadien füllen können? Madonna hat sich zurückgezogen, Michael Jackson ist passé, auch Prince setzt mehr auf kleinere Konzerte. Vielleicht Bands wie Rammstein oder die Ärzte, denen es jeweils gelang, drei ausverkaufte Abende am Stück in Berlin mit je mehr als 20 000 Fans zu veranstalten? „Weltweit gibt es nur fünf bis zehn Bands von diesem Kaliber“, schätzt Burghard Zahlmann vom Concertbüro Zahlmann, das den U2-Auftritt in Berlin organisiert. Zu den wenigen zählt er die „Rolling Stones, Madonna, Robbie Williams“. Wenn die Toten Hosen allerdings „nur zwei, drei Konzerte geben würden, bekämen sie das Stadion auch voll“. In den nächsten zwei, drei Wochen würde viele Stars ihre Daten für die Europa-Konzerte bekannt geben, und da könnte sich ein weiterer Stadionaspirant in Berlin ankündigen: Von Bon Jovi ist die Rede, er soll im Herbst auftreten.

Auch Brancheninsider Jens Michow, er ist Präsident des Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft, sieht nur eine kleine, aber feine Zahl an Bands und Stars, für die es lohnt, ein ganzes Fußballstadion zu mieten: „Mit Acts wie den Rolling Stones, Grönemeyer oder Pur lassen sich immer noch Stadien füllen“, sagt Michow, der aber über etwas anderes zu klagen weiß: „Große Events wie das U2-Konzert sind schnell ausverkauft und werden auch so kalkuliert. Die Veranstalter werden dabei zu Durchführungsbetrieben degradiert“, sagt er. Hinzu käme die wachsende Konkurrenz der Veranstaltungsorte. Überall wurden in Deutschland neue Hallen und Stadien gebaut.

Allerdings wird es auch im modernisierten Olympiastadion nicht einfach. Weil mehr als 20 000 Menschen im Innenraum stehen, müssen über den Fluchtgraben zwischen Spielfeld und Tribüne drei Brücken geschlagen werden, die mindestens 40 Meter breit sind. Auf die Veranstalter von U2 kommen so rund 140 000 Euro an Kosten zu.

17. Februar 1981:

U2 spielen im Kantkino.

4. November 1981: Das U2-Konzert im Metropol wird aufgezeichnet und 1982 im WDR Rockpalast ausgestrahlt.

1991: U2 nehmen in den Hansa Studios ihr siebtes Album „Achtung Baby“ auf.

15. Juni 1993: Konzert im Olympiastadion. Den 70000 Fans gefällt’s, den Anwohnern ist’s zu laut. 160 Anzeigen gehen während des Konzerts ein. Folge: 5000 Euro Strafgebühr.

29. Juli 2001: Im Olympiastadion wird gebaut, U2 treten in der ausverkauften Waldbühne auf. Anfangs gießt es, dann bricht die Sonne durch.

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