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Berlin: Über 30 Minuten in stockdunkler Kabine eingeschlossen

Ein Alptraum wird wahr - für Besucher und VerantwortlicheKlaus Kurpjuweit Bei DaimlerChrysler am Potsdamer Platz ist man zerknirscht. "Es war eine Panne, die so nicht hätte passieren dürfen", sagte gestern Sprecher Mark Münzing.

Ein Alptraum wird wahr - für Besucher und VerantwortlicheKlaus Kurpjuweit

Bei DaimlerChrysler am Potsdamer Platz ist man zerknirscht. "Es war eine Panne, die so nicht hätte passieren dürfen", sagte gestern Sprecher Mark Münzing. Am Sonntag waren, wie berichtet, Besucher der Aussichtsplattform im Hochhaus nach einem Stromausfall durch einen Blitzeinschlag im Aufzug über eine halbe Stunde eingeschlossen. Wer von der Plattform zu Fuß die rund 400 Stufen im Nottreppenhaus nach unten ging, musste den Weg zum Teil in völliger Dunkelheit zurücklegen.

Schwerwiegende Stürze habe es dabei nicht gegeben, versicherte Münzing. Leser hatten mitgeteilt, dass mehrere ältere Menschen in der Dunkelheit auf den Stufen hingefallen seien. Auch im Aufzug musste knapp ein Dutzend Besucher im Stockdunkeln ausharren, bis Techniker die Kabine manuell in Bewegung setzen konnten.

Das Hochhaus mit den 24 Etagen hat zwei Stromkreise. Fällt der Hauptstromkreis aus, soll nach 15 Sekunden das Notstromaggregat anspringen. Am Wochenende waren aber beide Stromkreise nach Münzings Angaben zusammengeschaltet, weil an der Anlage noch gearbeitet werden musste. Als auf dem Dach ein Blitz einschlug, sei der Überlastschalter verschmort, sagte Münzing. Im Normalfall falle dann nur der Hauptstromkreis aus. Da dieser aber mit dem Notstromkreislauf zusammengeschaltet war, gingen alle Lichter aus. Allerdings funktionierte die Etagenbeleuchtung, weil sie noch an den Baustromkreis angeschlossen gewesen sei.

Ohne Notstromversorgung mussten auch die im Aufzug eingeschlossenen Besucher im Dunkeln auf die Techniker der Herstellerfirma Thyssen warten. Dabei habe die Kommunikation zwischen der Notrufstelle und den Eingeschlossenen nicht funktioniert, bestätigte Münzing. Die Festsitzenden bleiben im Ungewissen, wie lange sie eingeschlossen bleiben sollten. Die Techniker mussten bis zum Maschinenraum auf dem Dach hochsteigen, weil sich nur von dort die Kabine manuell bewegen lässt. 35 Minuten waren die Besucher im Aufzug eingepfercht. Das einzige Licht in dieser Zeit kam von der Taschenlampe des Fahrstuhlführers, der bei dem High-Tech-Aufzug stets dabei ist.

Besucher, die bereits auf der Plattform waren, konnten wählen, bis zur Wiederinbetriebnahme des Aufzuges zu warten oder den Weg nach unten durchs Treppenhaus anzutreten. "Von oben sah das Treppenhaus hell aus", sagte ein Betroffener, der sich mit einer Gruppe von knapp 30 Personen auf den Weg machte. Licht kam durch die Fenster. Auf den letzten vier unteren Etagen sei es allerdings stockdunkel gewesen. Man habe sich nur noch tastend nach unten bewegen können. Dabei wurde unter anderem einem Kind unabsichtlich ein Schlag ins Gesicht versetzt. Pannen mit steckengebliebenen Aufzügen gab es auch bereits im Fernsehturm der Telekom am Alexanderplatz und in den Anlagen auf Bahnhöfen der S- und U-Bahn. Auch dort müssen Eingeschlossene warten, bis Techniker der Aufzugsfirmen den Schaden beheben. Dabei kam es auch schon zu Wartezeiten von mehr als einer Stunde. Wenn gar nichts mehr geht, hilft die Feuerwehr. Für Hochhäuser hat sie einen besonderen Höhenrettungstrupp. Am Sonntag war die Feuerwehr auch zum Potsdamer Platz geschickt worden, musste aber nicht eingreifen. DaimlerChrysler erstattete den Betroffenen das Eintrittsgeld für die Aussichtsplattform in Höhe von 6 Mark. Ein Leser, der über die Treppe nach unten gegangen war, lässt sich von der Panne nicht beeindrucken: "Ich war schon dreimal da und komme wieder. Die Aussicht ist einfach zu schön."

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