zum Hauptinhalt

Berlin: Über den Pascha Ströbele, die Schwester John und den Anatolen Özdemir

GAZETELER RÜCKBLICK Von Suzan Gülfirat Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. „Zum Abschied“ hat Cem Özdemir mit seinen Landsleuten im „Verein der zeitgenössischen und demokratischen Menschen aus Tokat und Umgebung“ gefrühstückt, berichtet das türkischprachige Stadtmagazin „Merhaba“ in seiner aktuellen Oktober-Ausgabe.

GAZETELER RÜCKBLICK

Von Suzan Gülfirat

Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

„Zum Abschied“ hat Cem Özdemir mit seinen Landsleuten im „Verein der zeitgenössischen und demokratischen Menschen aus Tokat und Umgebung“ gefrühstückt, berichtet das türkischprachige Stadtmagazin „Merhaba“ in seiner aktuellen Oktober-Ausgabe. Eine komplette Seite, bunt bebildert, widmete die Redaktion dem Ereignis. Zwar ist der grüne Politiker am 21. Dezember 1965 in Bad Urach, Kreis Reutlingen, auf die Welt gekommen, aber der Vater des „anatolischen Schwaben“ stammt aus der Stadt Tokat.

Die Merhaba zeigt von dem Treffen Aufnahmen eines gut gelaunten Cem Özdemirs inmitten seiner Landsleuten aus Tokat. „Egal, wie die Wahlen ausgehen werden: Ich werde mich aus der aktiven Politik zurückziehen und nur noch Parteimitglied bleiben“, zitiert ihn das Magazin.

Wenige Wochen zuvor war Cem Özdemir von seinem Posten als innenpolitischer Sprecher der Bundes-Grünen zurückgetreten. Aus rechtlichen Gründen konnte er aber seine Kandidatur zur Bundestagswahl nicht zurückziehen. Die Mitglieder des Vereins wollen ihm weiterhin die Treue halten, kann man in Merhaba lesen: „Für uns bleibst Du unser Abgeordneter und das Vorbild für unsere Jugendlichen (…). Wir werden (…) Dir immer zur Seite stehen und darauf warten, dass Du Dich so schnell wie möglich wieder auf den Stuhl des Bundestagsabgeordneten setzt.“ Die Abstammung aus dem gleichen Ort zählt für die Türken im Verein auch über Generationen eben mehr als die Bonus-Meilen-Affäre.

Der Streit über Barbara Johns Ruhestand war den Zeitungen dagegen selten mehr als eine längere Meldung wert. Zwei Zeitungen haben die Ausländerbeauftragte des Senats mit kurzen und bebilderten Texten sogar bereits in den Ruhestand geschickt. Die Tageszeitung Milliyet titelte am Sonnabend: „John geht in Rente.“ „Das Angebot der Freundin der Türken, ehrenamtlich weiter im Amt zu bleiben, hat die Sozialsenatorin des Berliner Senats, Heidi Knake-Werner, abgelehnt“, berichtet das Blatt. Die Hürriyet meldete einen Tag später: „Berliner Türken traurig: Barbara Abla geht in Pension.“ Abla ist die Anrede-Form für ältere Schwestern.

Gleichzeitig hat die Hürriyet einen neuen „Freund der Türken“ ausfindig gemacht: Den jüngst in den Bundestag gewählten Kreuzberger Christian Ströbele. Er ist im Wahlkampf mit der Hürriyet durch seinen Heimatbezirk gewandert, hat türkische Hände geschüttelt. Zu den Fotos gab es einen kurzen Text und ein längeres Interview mit Ströbele, der viel Lob für die Türken in Kreuzberg fand. Auf dem größten Foto sitzt Ströbele auf einem Stuhl in einem türkischen Restaurant und nippt an seinem kleinen Teeglas, während sich hinter ihm die Mitarbeiter im Halbkreis aufgestellt haben. Die Überschrift dazu: „Der Pascha von Kreuzberg.“ Vielleicht hat er der grüne Politiker die schöneren Komplimente für die Türken gefunden als „Schwester“ Barbara John.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false