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Berlin: Über Gebühr

Freiberufliche Museumsführer beschweren sich über eine neue Abgabe in den Staatlichen Museen

Anke Schwarz-Weisweber sagt, sie möge ihren Beruf sehr, aber der Spaß sei ihr nun ein wenig verleidet. Schwarz-Weisweber ist Kunsthistorikern, seit zwölf Jahren führt sie Besuchergruppen durch Museen. Für Volkshochschulen, für den Industriellenverband zum Beispiel. Seit Jahresbeginn, sagt Schwarz-Weisweber, laufe das Geschäft aber etwas flau.

Den Grund sieht sie darin, dass die Staatlichen Museen seit Neujahr von Führern, die nicht zu ihren Häusern gehören, eine Lizenzgebühr von 25 Euro je Stunde verlangen – zusätzlich zum Eintrittspreis. Die Gebühr fällt ab einer Gruppenstärke von acht Personen an. Zudem müssen die Führungen jetzt bei den Museen vorher angemeldet werden. Und die privaten Kunstführer haben an eintrittsfreien Tagen keinen Zutritt zu den Museen. Betroffen von der Regelung sind Kunsthistoriker wie auch Reiseunternehmen, die im Rahmen eines Komplettprogramms Museumsführungen anbieten.

„Das“, sagt Anke Schwarz-Weisweber, „ist schon starker Tobak.“ Sie habe nicht grundsätzlich etwas gegen eine solche Gebühr. Sie weiß, das ist international üblich. Allerdings beklagt sie, die Lizenzabgabe sei „deutlich zu hoch“. In Dresden zum Beispiel müssen ihre Kollegen nur 15 Euro je Gruppe zusätzlich zum Eintrittsgeld bezahlen. Und im Gegensatz zu den Berliner Staatlichen Museen gewährten die Dresdner Einrichtungen Gruppenrabatt. Ähnlich sehen es Kollegen. Wie viele freiberufliche Kunstexperten sich in Berlin als Museumsführer verdingen, lässt sich nicht sagen. Es gibt keine Statistiken und keinen Berufsverband.

Unterstützung gibt es nun von den Kulturexperten der Parteien. Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, nennt die Lizenzgebühr „absurd“. Und Strövers CDU-Pendant, Uwe Lehmann- Brauns, findet die Zusatzabgabe „nicht sonderlich sinnvoll, da zum Beispiel für Sonderausstellungen schon ein erhebliches Eintrittsgeld anfällt.“

Einer der Effekte der neuen Regelung ist: Die Museen verschaffen den oft ebenfalls freiberuflichen Führern, die sie selbst anheuern, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber externer Konkurrenz. „Durchaus beabsichtigt“, wie Christoffer Richartz, der Leiter der Abteilung Besucherdienste der Staatlichen Museen, bestätigt. Die Kritik an der Abgabe mag Richartz aber nicht so recht nachvollziehen. Er habe zwar Verständnis für die Nöte, aber „die Museen müssen auch Geld verdienen.“ Seit Jahren stiegen die Kosten für vergünstigte oder kostenlose Angebote. „Und es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, warum wir nicht Geld von Menschen verlangen sollten, die mit Hilfe unseres Angebots Geld verdienen.“ Zudem falle die Abgabe angesichts von Führungspreisen bis zu 30 Euro pro Person nicht übermäßig ins Gewicht.

Argumente, die die Kulturpolitiker nicht überzeugen. „Statt Kulturbetrachtungszölle einzuführen, sollten sich die Museen über die gestiegenen Besucherzahlen freuen“, sagt Lehmann-Brauns – im vergangenen Jahr hatten die Staatlichen Museen über vier Millionen Besucher. Zudem bezweifelt er, dass kontrollierbar ist, ob sich die freiberuflichen Führer an die neuen Regeln halten. mne

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