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Berlin: Überfall: Rechte greifen Konfirmanden an

Eine Horde offenbar rechtsgerichteter Jugendlicher hat am Freitagabend unter angehenden Konfirmanden Angst und Schrecken verbreitet. Mit Baseballschlägern und Eisenstangen zerschlugen die rechten Angreifer Scheiben und zertrümmerten das Mobiliar in der evangelischen Kirchengemeinde am Köpenicker Weg in Rudow.

Eine Horde offenbar rechtsgerichteter Jugendlicher hat am Freitagabend unter angehenden Konfirmanden Angst und Schrecken verbreitet. Mit Baseballschlägern und Eisenstangen zerschlugen die rechten Angreifer Scheiben und zertrümmerten das Mobiliar in der evangelischen Kirchengemeinde am Köpenicker Weg in Rudow. Dort feierten die 13- bis 15-jährigen Konfirmanden ein Fest. Geladen waren auch türkische Jugendliche. Die Angreifer überstiegen einen Zaun vor dem Grundstück, dann schlugen sie wahllos auf Scheiben und Möbel ein.

Zum Thema Newsticker: Aktuelle Meldungen aus Berlin und Brandenburg Die Betreuer der Kirchengemeinde stellten sich schützend vor die verängstigten Jugendlichen und brachten sie in den hinteren Bereich des Grundstücks in Sicherheit, berichtete die Mutter eines der Opfer. Als die Angreifer auch im hinteren Grundstücksbereich durch das Gebüsch brachen, retteten sich alle in das Gebäude. Als die Polizei eintraf, flohen die Täter.

Nach Auskunft des Lagezentrums der Polizei wurde bei dem Angriff niemand verletzt. Es sei auch nicht erkennbar gewesen, dass die Täter gezielt unter den ausländischen Gästen ihre Opfer gesucht hätten. Noch am Freitagabend seien zwei 20 und 21 Jahre alte Verdächtige festgenommen worden. Inzwischen ermitteln die Dienstelle für Jugendgruppengewalt sowie eine Spezialdienststelle des Staatsschutzes, die sich mit politisch motivierten Straftaten befasst.

Man dürfe jedoch nicht davon ausgehen, dass die Terroranschläge in den USA die Rechten zur Jagd auf Ausländer veranlasst hätten, warnte ein Ermittler. Vielmehr handele es sich um eine bereits seit langem schwelende Fehde zwischen einer Gruppe rechtsgerichteter Jugendlicher aus Rudow und dem angrenzenden Altglienicke sowie Neuköllner Jugendlichen türkischer Herkunft.

Ausgangspunkt der verbalen wie körperlichen Auseinandersetzungen ist nach Beobachtungen der Polizei in Rudow eine Kirmes am Neudecker Weg - das "3. Rudower Herbstfest". Dort treffen die verfeindeten Jugendgruppen regelmäßig aufeinander, suchen nach jedem noch so nichtigen Grund zum Losschlagen - um schließlich sinnlos aufeinander einzuprügeln. Dabei sei in der vergangenen Woche ein Skinhead durch einen Messerstich in den Hals schwer verletzt worden. Die rechtsgerichteten Jugendlichen wollten daraufhin schon am Tag nach der Tat Rache üben, wurden aber durch massive Anwesenheit der Polizei daran gehindert, sagte ein Beamter vom zuständigen Abschnitt. Möglicherweise sei der Angriff vom Freitag auf die Jugendlichen auf dem von der Kirchengemeinde veranstalteten Fest die Vergeltung gewesen, vermutete der Beamte. Ob dies aber tatsächlich das Motiv für die Schlägerei war, das müssen die Ermittlungen ergeben.

Die Feindschaft zwischen den Jugendgruppen, viele von ihnen kennen sich offenbar auch von der gemeinsamen Schule, währt angeblich schon Jahre. Die Jugendlichen sprächen auch ganz offen darüber - selbst gegenüber der Polizei, berichtete der Beamte vom zuständigen Abschnitt. Sie belauerten einander, und so bald sie meinten, einen Grund für eine Prügelei gefunden zu haben - meist weil ein Mädchen "falsch" angesprochen wurde - prügeln sie sich, bis Blut fließt: West-Side Story in Rudow.

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