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Die Kältehilfe war diesen Winter bis zu 200 Prozent ausgelastet

© dpa/picture-alliance

Übernachtungen für Wohnungslose: Kältehilfe am Rande ihrer Kapazitäten

Die Kältehilfe war diesen Winter teils bis zu 200 Prozent ausgelastet. Die Wohlfahrtsverbände fordern eine Senats-Unterkunft für Familien und ein Hospiz.

Die Notübernachtungen der Berliner Kältehilfe haben in diesem Winter trotz milder Temperaturen einen beispiellosen Ansturm Wohnungsloser erlebt. Dies liegt nach Auskunft der Kältehilfe-Anbieter am hohen Zustrom von Flüchtlingen. So würden auch mehr Familien vor der Tür stehen, für die die Einrichtungen der Kältehilfe nicht geeignet seien, sagte die Berliner Caritas-Direktorin Ulrike Kostka. Kostka warnte vor einer Überforderung der Berliner Kältehilfe. Der stetig wachsende Anteil an Nichtdeutschen bringe auch massive Verständigungsprobleme mit sich.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Übernachtungen um knapp 9000 auf rund 82.000, sagte die Berliner Diakonie-Direktorin Barbara Eschen. Insgesamt hatten in der Kältehilfesaison zwischen 1. November 2014 und 31. März dieses Jahres 15 Notübernachtungen und 14 Nachtcafés von Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbänden geöffnet. Eschen sprach von einem „besorgniserregenden Trend“. Trotz bereits erhöhter Platzkapazitäten seien die Einrichtungen fast durchgängig überbelegt gewesen. Pro Nacht standen 532 Schlafplätze bereit, Mitte Februar gab es einen Spitzenwert mit 699 Übernachtungsgästen. Allein die Notübernachtung der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße hatte fast täglich eine 200-prozentige Auslastung, sagte Stadtmissionssprecherin Ortrud Wohlwend.

Andere Unterbringungen für Familien

Für den kommenden Winter sehen die Akteure der Kältehilfe deshalb einen Bedarf von 600 bis 650 senatsfinanzierten Plätzen. Auch forderten sie statt 15 Euro nun 36 Euro pro Schlafplatz vom Senat - anders könne man die Kosten nicht decken. Laut interner Statistik der Stadtmission hatten 31 Prozent der Gäste einen deutschen Pass, 69 Prozent kamen aus dem Ausland. Davon waren 13 Prozent Nicht-EU-Bürger. Es suchen zunehmend Osteuropäer Hilfe.

Künftig müssten gerade für die Familien andere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, forderte Kostka. Allein in der von der Caritas betriebenen Notübernachtung Franklinstraße seien während der Saison mehr als 200 Übernachtungen von Kindern registriert worden, im ganzen Jahr 2014 waren es 700. Im Schnitt seien sie zehn Jahre alt.

Der hohe Betreuungsaufwand ist kaum zu leisten

Kostka sprach von einer prinzipiellen Gefährdung des Kindeswohls und forderte von der Politik, eine spezielle Notunterkunft für Familien einzurichten. Zudem appellierte sie an das für Flüchtlinge zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales, eine Wochenendbereitschaft einzurichten. Bislang stehen Asylbewerber da vor verschlossen Türen. Die Polizei oder andere Behörden würden sie dann an die Kältehilfe verweisen. „Die Kältehilfe darf aber nicht zum Ausfallbürgen für andere Einrichtungen werden“, sagte Kostka. Eine weitere Herausforderung sei der wachsende Anteil pflegebedürftiger Wohnungsloser, sagte Diakonie-Direktorin Eschen.

Viele der Obdachlosen seien zunehmend verwahrlost, psychisch und physisch erkrankt oder auf einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe angewiesen. „Diese Menschen sind eigentlich Pflegefälle, für die es besondere medizinische oder pflegerische Angebote geben muss.“ Der hohe Betreuungsaufwand sei von den häufig ehrenamtlichen Mitarbeitern kaum zu leisten. „Die Kältehilfe ist damit überfordert.“ Gebraucht werde eine professionell betreute Krankenstation oder eine Art Pflegehospiz. In Berlin gibt es bis zu 13 000 Wohnungslose. Davon leben vermutlich zwischen 600 bis 1000 Personen auf der Straße.

Die Berliner Kältehilfe wird federführend organisiert von der GeBeWo, Telefon: 030 / 81 05 60 425 Fax: 030 / 81 05 60 420 , Email: kaeltehilfe-berlingebewo.de

Bezirkliche Einrichtungen und freie Träger, die fürs nächste Jahr Schlafplätze anbieten könnten, werden gebeten, sich zu melden.

Mit epd.

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