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Stummfilm "Die Bergkatze".

© Ufa/Bertelsmann

Ufa-Filmnächte in Berlin: Stummfilm-Klassiker auf der Museumsinsel

Die sechsten Ufa-Filmnächte zeigen Ende August deutsche Stummfilm-Klassiker. Los geht es mit Lubitschs „Bergkatze“, einer Attacke auf die traditionelle Frauenrolle.

Das geht ja nun gar nicht: Klaut doch Rischka, die Räubertochter, dem feschen Leutnant Alexis beim Überfall nahezu alles – bis auf die Unterhose. Entbrennt aber, zurück in der Räuberhöhle und angesichts eines ebenfalls geraubten Fotos des Offiziers, in Liebe zu diesem, hängt erst das Bildnis an die Wand, dann die Hose, sodass deren Beine das Konterfei des Angehimmelten einrahmen – eine im Jahre 1921 gewiss anrüchige Komposition. Die Strafe folgte auf dem Fuße: „Die Bergkatze“ wurde von der Zensurbehörde als nicht jugendfrei eingestuft.

Das sollte blutjunge Besucher der diesjährigen Ufa-Filmnächte auf der Museumsinsel nicht weiter scheren. Und Sorgen um mögliche moralische Anfechtungen durch den Film, ein frühes Werk von Ernst Lubitsch, müssen Eltern sich nicht machen. Und es war wohl ohnehin eher die Veralberung des Militärs, die Publikum und Zensur so stark vergrämte, dass der Regisseur „Die Bergkatze“ als Misserfolg abhaken musste. Operettenhafte Soldaten kamen drei Jahre nach dem verlorenen Krieg nicht so gut an.

Eine glutäugige Attacke auf die traditionelle Frauenrolle

Es sind die bereits sechsten Ufa-Filmnächte, zu der Ufa und Bertelsmann einladen, um bei Live-Musik und unter freiem Himmel Klassiker der frühen deutschen Filmkunst zu präsentieren, von denen man oft nur vage weiß und die es in Kino oder Fernsehen kaum noch zu sehen gibt. Angefangen hatte die Reihe vor der Orangerie im Schlosspark Sanssouci, wechselte dann zum Schinkelplatz in Mitte und ist seit 2014 auf der Museumsinsel vor der Alten Nationalgalerie zu Hause. Über 800 Zuschauer werden pro Abend erwartet.

Das Programm startet am 24. August mit Lubitschs „Bergkatze“. Dieser Wildfang, eine glutäugige Attacke auf die traditionelle Frauenrolle, ist die Räubertochter Rischka, gespielt von Pola Negri, eindeutig die Hauptfigur in dieser Mischung aus Räuberpistole und Militärklamotte, die Studioaufnahmen gedreht in den Ufa-Union-Ateliers in der Tempelhofer Oberlandstraße, die Außenszenen auf dem Kreuzeck bei Garmisch-Partenkirchen. Haupthandlungsorte sind die Räuberhöhle und die Festung Tossenstein, deren zwirbelbärtiger Kommandant optisch eine grotesk überzogene Parodie auf den Bart- und Uniformträger Wilhelm II. ist. Der Räuberhauptmann dagegen? Nicht viel besser, eine Witzfigur auch er, und dass Rischka zuletzt nicht den Frauenschwarm Alexis bekommt, sondern ihren anfangs verkannten, weil schüchternen Räuberkollegen Pepo, erweist sich ohne weiteres als Glück.

Der Film war aber nicht allein durch seine lustvoll-spaßigen, gleichwohl ungeliebten Attacken auf Frauen- und Soldatenbild bahnbrechend, sondern ebenso durch seine Formexperimente. Nur selten sind die Bilder im gewohnten Rechteckformat zu sehen, in der Regel hat Lubitsch sie mit schwarzen Passepartouts abgedeckt, die mal kreis- oder halbrund, oval, als schmaler schräggestellter Streifen, als Doppelkreis und anderes mehr geformt sind. Begleitet werden diese Bilder von der Formation Trioglyzerin gemeinsam mit der Jazz-Combo der Deutschen Oper.

Gespenstische Fortsetzung

Die heiter begonnene Reihe setzt sich am 25. August gespenstisch fort. Gezeigt werden Richard Oswalds „Unheimliche Geschichten“, ein Gruselfilm aus dem Jahr 1919 mit Reinhold Schünzel, Conrad Veidt und Anita Berber in den Hauptrollen. Der Film ist in fünf Episoden nach teilweise berühmten Vorlagen gegliedert, darunter „Der Selbstmörderclub“ von Robert Louis Stevenson und „Die schwarze Katze“ von Edgar Allan Poe. Musikalisch begleitet werden die Spukgeschichten von der Band Northern Lights um Frontmann und Schauspieler Jonas Nay.

Der dritte Film, gezeigt am 26. August, war bereits im Februar auf der Berlinale zu sehen, in einer von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung mit Hilfe von Bertelsmann digital restaurierten Fassung: „Der müde Tod“, Fritz Langs Meisterwerk von 1921 – die märchenhafte Geschichte einer Frau, die ihren verstorbenen Ehemann vom Tod zurückfordert, in den drei ihr gewährten Versuchen, ihn ins Leben zurückzuholen, aber scheitert und zuletzt mit ihm im Flammentod vereint wird. Die Musik liefert DJ Raphaël Marionneau, auch zu diesem wie zu den beiden anderen Filmen spricht die Schauspielerin Caroline Peters („Mord mit Aussicht“) einführende Worte.

Tickets für 15 Euro gibt es unter ufa-filmnaechte.de, gegenbauer-ticketservice.de, unter Tel. 4430 4430, per Mail unter tickets@gegenbauer-ticketservice.de sowie an den bekannten Vorverkaufsstellen.

Stummfilm "Unheimliche Geschichten".
Stummfilm "Unheimliche Geschichten".

© Ufa/Bertelsmann

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