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Der erste Wohnturm der Stadt soll am Spreeufer in Friedrichshain entstehen. Kosten: 33 Millionen Euro für 45 Wohnungen. Baubeginn ist im Frühjahr.

© Simulation: Living Bauhaus

Ufergrundstücke: Forum Stadtspree will Konflikte versenken

Der Streit um die begehrten Wasserlagen in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg soll sich nicht wiederholen. Verwaltung, Investoren und Mieter sitzen jetzt an einem Tisch. Doch ihre Nutzungsideen und Architekturmodelle liegen weit auseinander.

Es ist „nicht zu spät für einen Neuanfang“, sagt Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) und schaut aus dem Fenster auf die wieder eisfreie Spree. Nach den heftigen Auseinandersetzungen um die Bauprojekte der Mediaspree-Investoren, die in einem Bürgerentscheid gipfelten, wollen sich Senat, Bezirke, Mieter und Investoren noch einmal zusammensetzen, um diesmal alles besser zu machen. „Forum Stadtspree“ nennt sich der neue Dialogprozess. Es soll „kein neues Kapitel Mediaspree“ geschrieben werden, betont Volker Hassemer von der Stiftung Zukunft, die das Forum organisiert, man „dupliziere nicht den Streit der Vergangenheit“. Verhindert werden soll vielmehr, dass der Streit wieder neu aufflammt. Aber das sagt niemand offen.

Drei Treffen soll es geben – das erste fand am Mittwochabend im Radialsystem statt. Dessen Chef Jochen Sandig erklärte die Dialogpremiere zum „historischen Moment“. Es habe schon viele Foren zum Spreeraum gegeben, aber dieses sei ein „offizieller Prozess“. Sandig hofft, dass die Investoren zwischen Jannowitzbrücke und Schillingbrücke – dieses Gebiet hat sich Stadtspree zunächst vorgenommen – noch etwas abrücken von ihren Plänen. Initialfunke für das Forum und die Hoffnung auf neue Nutzungsideen war die Holzmarkt-Genossenschaft, die das Areal der ehemaligen Bar 25 am Holzmarkt zu einem alternativen Kultur- und Gründerzentrum entwickeln will.

Am südwestlichen Spreeufer in Mitte und Kreuzberg stehen – teilweise nur noch als Ruine – Monumente der Berliner Industriegeschichte wie Viktoriaspeicher, Eisfabrik oder Heeresbäckerei, auf der anderen Spreeseite in Mitte und Friedrichshain wurden gläserne Bürotürme gebaut, aber auch alte Substanz saniert, wie beim Energieforum. Zwischendrin ist noch viel Platz für architektonische Visionen. Die meisten Grundstücke sind schon vergeben. Einige Investoren stehen kurz vor Baubeginn, wie Maik Uwe Hinkel mit seinem Wohnturm „Living Bauhaus“ an der künftigen Brommybrücke.

Andere warten noch ab, was in der Nachbarschaft passiert, wie Jürgen Kilian, dem das ehemalige Gasag-Grundstück am Stralauer Platz gehört. Dort sollte ein Hotel entstehen, doch die Pläne waren an die Entwicklung des Nachbargrundstücks gekoppelt, dem Ex-Clubstandort von „Maria am Ostbahnhof“. Mit der neuen Liegenschaftspolitik wurde die Vermarktung des Maria-Grundstücks abgebrochen. 2014 soll das Jugendkulturprojekt Yaam dort dauerhaft siedeln.

Die Immobiliengesellschaft Fortress, die an der Jannowitzbrücke ein großes Areal besitzt, hatte ursprünglich einen Büro- und Dienstleistungsstandort entwickeln wollen, dann blieb der erhoffte Berlin-Boom aus, und man begnügte sich mit einer Zwischennutzung: Tankstelle, Supermarkt, Fastfood und Spielhalle. Diese Nutzung sei wirtschaftlich erfolgreich, sagte Fortress-Vertreter Ulrich Henssen, „das können wir noch 20 Jahre so weitermachen“, aber man wolle sich stadtplanerisch höherwertigen Nutzungen nicht verschließen.

An vielen Stellen am Spreeufer sind Luxuswohnungen geplant – das führt in einigen Fällen zu Konflikten. Der Besitzer der ehemaligen Eisfabrik, Gerhard Spangenberg, möchte das denkmalgeschützte Areal gerne zu einem Kulturstandort entwickeln, doch weil nebenan Wohnungen geplant sind, sei das unrealistisch. Ob das Gespräch zu Lösungen führt, wissen die Beteiligten auch nicht. Zunächst gehe es um eine Bestandsaufnahme und die Frage, welche Bedeutung der Spreeraum für die Stadt habe, sagt Stadtspree-Moderator und Architekt Urs Kohlbrenner. Am 18. März will man sich wieder treffen.

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