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Berlin: Umbau der Deutschlandhalle: Zukunft liegt "auf" oder "im" Eis

"Berlin ohne Deutschlandhalle - das wäre genau so wenig vorstellbar wie Paris ohne Eiffelturm, London ohne Wembley-Stadion oder New York ohne Freiheitsstatue."Hübsche Worte hatte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen 1985 gefunden.

"Berlin ohne Deutschlandhalle - das wäre genau so wenig vorstellbar wie Paris ohne Eiffelturm, London ohne Wembley-Stadion oder New York ohne Freiheitsstatue."

Hübsche Worte hatte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen 1985 gefunden. Die Deutschlandhalle wurde 50. Diepgens Liebesbekundungen an die Deutschlandhalle lassen sich im Stammbuch der seit einigen Jahren verwaisten Arena nachlesen. Und: Alte Liebe rostet nicht: Wenn es nach dem Wunsch des Regierenden geht, dann soll die Tristesse in dem brachliegenden Gebäude bald ein Ende haben. Nach dem geplanten Abriss der Eissporthalle an der Jafféstraße sollen die Capitals aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ab der Saison 2001/2002 dort eine neue Heimat bekommen. "Der Regierende Bürgermeister und Sportsenator Klaus Böger haben diese Richtung vorgeben", sagte Senatssprecher Michael-Andreas Putz gestern. "Der Senat wird diese Übergangslösung so festlegen."

Eine frohe Kunde für die Capitals oder doch nur eine uralte Nachricht in neuem Gewand? Fest steht, dass der Druck auf die politischen Entscheidungsträger in den vergangenen Wochen gewachsen ist. Trotzdem, so neu ist das jüngste Ansinnen Diepgens nicht. Die Historie um den Umbau der Deutschlandhalle zur Eisarena ist lang, ihre Chronologie liest sich mitunter wie ein Schildbürgerstreich. Ende 1998 nahm die Diskussion ihren Lauf, das erste Dankesschreiben der Capitals für das Engagement von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner ist vom 20. Januar 99. "Wir nehmen erfreut zur Kenntnis, dass Bausenat und Wirtschaftsenator die Deutschlandhalle zur Eishalle umrichten wollen", steht geschrieben.

Branoner legte am 4. März vergangenen Jahres ein sechsseitiges Konzept für den Umbau der Deutschlandhalle vor. Dies sei einen Tag zuvor im Beisein von Diepgen "öffentlich" vorgestellt worden, schrieb Branoner den Capitals. Die Schaffung "einer vollwertigen Ersatzlösung für den bisher in der Eissporthalle betriebenen Breiten- und Spitzensport", sei das Anliegen des Konzepts. Ein weiteres Dankesschreiben der Capitals folgte. Schließlich ließen die Worte im vorgestellten Expose wenig Spielraum, auch wenn es stellenweise von der Semantik her ein wenig holperte. "Die Zukunft der Deutschlandhalle liegt nicht auf Eis, sondern im Eis", wurde dort getitelt. Und das Eis schien gar nicht mal so dünn zu sein, denn am 6. Juni 1999 legte der Senat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause in einem Grundsatzbeschluss fest, dass die Deutschlandhalle zur Eishalle umgebaut werden soll. Die Capitals bedankten sich artig bei Diepgen, "dass Sie definitiv entschieden haben, die Deutschlandhalle bis zum Saisonbeginn am 1. 8. 2000 umzubauen".

Was folgte waren Studien sowie Besprechungen mit Architekten, der Messe GmbH, der Senatsverwaltung für Sport und Wirtschaft, dem Berliner Eissport-Verband (BEV) - und eine verkorkste Bewerbung für die im kommenden Jahr ausgetragene Eishockey-WM in Deutschland. Keine fertige Halle, keine WM: Man habe aus Berlin lediglich eine "formlose Bewerbung", aber keine Zusage über eine taugliche Arena erhalten, sagte Franz Reindl, Sportdirektor beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB).

Am 22. März diesen Jahres wurde es den Capitals dann doch zu bunt, nun wurde nicht mehr gedankt, sondern gemeckert. Acht Monate seien ohne jeglichen Fortschritt vergangen, schrieb der Klub in einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister. Ende Mai stand fest, dass die Eissporthalle nach der Saison 2000/2001 abgerissen werden soll, um einem neuen Südeingang für das Messegelände zu weichen. Ein Ersatz für die Capitals war nicht in Sicht - von abenteuerlichen Plänen, den Verein bei Lokalkonkurrent Eisbären im Sportforum Hohenschönhausen einzuquartieren, mal abgesehen.

Kein Wunder, dass sich die Capitals wegen der Hängepartie um die Deutschlandhalle ob der neuesten Kunde aus der Politik eher bedeckt halten. "Alle Zusagen, die in den letzten zwei Jahren bezüglich gemacht wurden, sind nicht eingehalten worden", sagt Joachim Börner, Sprecher des Aufsichtsrates der Capitals. "Wir werden ab 2003 in der neuen Arena in Siemensstadt spielen, aber was passiert bis dahin?." Die Unsicherheit füge dem Klub derzeit immensen Schaden zu, man könne keine Sponsorenverträge über diese Saison hinaus abschließen, sagt Börner. "Wir werden immer häufiger gefragt, ob es uns nach der nächsten Saison überhaupt noch gibt."

Dass die Deutschlandhalle in einem Jahr noch existiert, sollte hingegen sicher sein, dafür hat sie der Regierende Bürgermeister wohl zu sehr ins Herz geschlossen. Ob die Zukunft der Halle im Jahre 2001 freilich noch "auf Eis" oder "im Eis" liegt, steht auf einem anderen Blatt.

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