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Variationen in Aluminium. Insgesamt 224 stilisierte Lindenblätter schmücken das Garagentor der polnischen Botschaft.

©  Thilo Rückeis

Umbau der polnischen Botschaft: Was wird aus dem wertvollen Garagentor?

Polens Botschaft Unter den Linden wird durch einen Neubau ersetzt. Die Idee ist nicht neu, doch der Vorgängerentwurf dazu wurde nie umgesetzt. Unklar beim jetzigen Bauplan ist die Zukunft der metallenen Lindenblätterwand.

Die Botschaft der Republik Polen Unter den Linden dümpelt seit Jahren unbewohnt vor sich hin. Doch das soll sich bald ändern. Die Diplomatie Polens, die momentan in der Grunewalder Lassenstraße stattfindet, zieht nämlich wieder an ihren alten Platz, gegenüber der russischen Botschaft. „In einigen Monaten beantragen wir die Baugenehmigung, und im kommenden Jahr wird auch das alte Gebäude abgerissen, dann, also Anfang 2015, beginnt der Neubau“, sagt Botschafter Jerzy Marganski. Der Einzug ist für 2016/17 geplant, doch beim Zeitplan müsse der Bau der U 5 zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof berücksichtigt werden. Die Kosten werden mit rund 40 Millionen Euro veranschlagt.

Zur Erinnerung: Der Vorgängerentwurf, etwa zehn Jahre alt, wurde nie gebaut. Der Senat lehnte die Fassadengestaltung ab, „außerdem steckte Polen damals in einer wirtschaftlichen Krise und musste überall sparen“, sagt Botschaftssprecher Jacek Biegala. Die Kosten explodierten zum Beispiel durch teures Panzerglas für die Fassade – jetzt sieht der Entwurf des Warschauer Architekturbüros Jems eine streng gegliederte Sandsteinfassade mit transparenten Flächen vor. Innen entstehen Lichthöfe, „zwischen 60 bis 80 Mitarbeiter, von der Putzfrau bis zum Botschafter, werden hier arbeiten“, sagt Jacek Biegala. Wird es auch genügend Platz für die elektronische Ausrüstung geben? Schließlich liegen außer dem Kanzleramt fünf Botschaften samt Bundestagsbüros in Horch- und Guckweite. Die diplomatische Antwort: „Freunde belauschen sich nicht, sagt die deutsche Kanzlerin, und dem stimmen wir voll und ganz zu.“

Stahlbetonskelettbau unter Denkmalschutz

Die alte Botschaft der Volksrepublik Polen entstand in den Jahren 1963/64 auf dem Grundstück des früheren preußischen Innenministeriums Unter den Linden und wurde von Emil Leibold und Christian Seyfahrt entworfen. Der Stahlbetonskelettbau mit seiner Vorhangfassade aus Aluminium und Glas steht unter Denkmalschutz – als Beleg für die DDR-Moderne der sechziger Jahre.

Ein regelrechtes Kunstwerk an diesem Bau aber ist jenes Garagentor mit 224 abgewinkelten, geätzten Scheiben aus Aluminium in Form eines Lindenblattes. 224 verschiedene Lindenblätter. Und nur auf einem sitzt ein Berliner Spatz. Der 1967 verstorbene Kunstschmied, Fotograf, Bildhauer und Schriftsteller Fritz Kühn aus Grünau hat das Tor komponiert. Seine Schwiegertochter Helgard Kühn vom Vorstand der Fritz-Kühn-Gesellschaft sagt, Kühn sah seine Berufung als Kunstschmied darin, Türen und Eingänge zu besonderen Gebäuden individuell zu prägen.

Botschaft als Kunstobjekt

Er entwarf das Portal der Stadtbibliothek in der Breiten Straße mit 117 verschiedenen As und auch das Portal am Eingang zur Komischen Oper. „Das Tor mit Spatz muss erhalten bleiben“, sagt Helgard Kühn, das Werk sei populär und unpolitisch. Leider haben es die polnischen Architekten nicht als Tor berücksichtigt, so dass zu befürchten ist, dass der metallene Lindenblätterwald aus dem Straßenbild verschwindet.

Immerhin, die polnische Botschaft hat sich verpflichtet, das Kunstobjekt zu verwenden. Es könnte Teil des Foyers werden oder in einem der Innenhöfe stehen. Helgard Kühn hingegen fände es gut, wenn das Tor dort erhalten bleibt, wo es ist, denn „die Bevölkerung des Ostens hat die Blätter über Jahrzehnte gemocht“. So etwas gehöre zum Stadtbild, und im Innenhof sei es ziemlich funktionslos. Kleiner Trost: Der Innenhof soll später öffentlich zugänglich sein.

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