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Die Alte rollt ins Depot. Die Potsdamer Verkehrsbetriebe wollen die alten Tatrabahnen bis spätestens 2022 ausrangieren.

© PNN/Klaer

Umbaupläne: Potsdams Straßenbahn macht sich dicke

Die neue Straßenbahn kommt. Die bietet mehr Service, ist aber so breit, dass Gleise verlegt werden.

Potsdam geht in die Breite, und deshalb müssen alle erst einmal zusammenrücken. Ab 2022 sollen in Potsdam neue und vor allem breitere Straßenbahnen rollen. Und deswegen sollen die Gleisabstände verbreitert werden, damit die Züge auch aneinander vorbeipassen. Wegen der Umbauarbeiten müssen sich daher die Bewohner der Potsdamer Innenstadt und die Pendler im Potsdamer Norden auf lange Staus und Baulärm einstellen. Auf mehr als sechs Kilometern Länge will der Potsdamer Verkehrsverbund ViP die Straßenbahngleise austauschen.

Die Baumaßnahmen betreffen laut ViP vor allem die Heinrich-Mann-Allee im Süden der Landeshauptstadt – dort soll bereits 2017 gebaut werden – und später die nördliche Friedrich-Ebert-Straße. Bereits heute seien 77 Prozent des Netzes durch breitere Fahrzeuge uneingeschränkt befahrbar. Zuverlässige Zahlen zu den Investitionen könnten erst nach einer detaillierten Planung genannt werden. Allerdings handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen hohen siebenstelligen Betrag.

30.000 Menschen mehr in Potsdam in 15 Jahren

Der ViP begründet die Planungen unter anderem mit der prognostizierten Bevölkerungszunahme in Potsdam. So soll die Einwohnerzahl in 15 Jahren um rund 30.000 Menschen auf mehr als 190 000 Einwohner steigen. Daher müsse sich der ViP auf mehr Fahrgäste einstellen.

Trotz eines gerade beschlossenen Investitionsprogramms für den Potsdamer Nahverkehr von mehr als 50 Millionen Euro sind somit weitere Investitionen nötig, da der ViP unter anderem die alten Tatrabahnen bis spätestens 2022 ausrangieren muss. Laut dem neuen Personenbeförderungsgesetz (PBefG) müssen Straßenbahnen bis dahin vollständig barrierefrei und damit stufenlos zugänglich sein.

Wegen der steigenden Fahrgastzahlen sollen nun die Combino-Trams verlängert und neue, mit 2,40 Metern 20 Zentimeter breitere Bahnen angeschafft werden. Dadurch würden die Gänge in den Bahnen und im Eingangsbereich durchlässiger, „beispielsweise für Kinderwagen und Rollatoren“, sagte ViP-Sprecher Stefan Klotz. Fahrgäste hatten sich zuletzt unter anderem über zu enge Gänge und eine schlechte Aufenthaltsqualität in den Vario-Zügen beschwert.

Dazu gibt es seit Längerem an einigen Stellen ein sogenanntes Begegnungsverbot für Straßenbahnen, an denen die Trams nicht aneinander vorbeifahren dürfen. Dies betrifft etwa die Heinrich- Mann-Allee zwischen den Haltestellen Sporthalle und Friedhöfe. Dieser Abschnitt soll im Zuge des aktuellen Investitionsprogramms saniert werden. An der Langen Brücke in Richtung Alter Markt besteht ein Begegnungsverbot zwischen Trams und Bussen, die die Durchschnittsgeschwindigkeit der Straßenbahnen deutlich reduzieren. Auch an der Ecke Friedrich-Ebert-/Charlottenstraße muss jeweils eine Tram warten. Der Engpass an der Heinrich-Mann-Allee zwischen den Friedhöfen und dem Hauptbahnhof wurde 2014 beseitigt. Ursächlich für die Verbote waren die Probleme mit den Combino-Trams, die umfangreich nachgerüstet werden mussten, wodurch der Wagen in Kurven stärker ausschwenkt.

Neue Wendeschleife am Hauptbahnhof

Neben der Friedrich-Ebert-Straße wird auch der Platz der Einheit in den kommenden Jahren vermutlich zur Baustelle. Da am Hauptbahnhof eine neue Wendeschleife für Straßenbahnen gebaut werden soll, sinkt die Bedeutung des Platzes der Einheit. Er bleibe aber auch künftig ein wichtiger Umsteigeknoten im Nahverkehrsnetz der ViP, so Klotz. Dennoch müssten die Wege zwischen den drei Haltestellen kürzer werden. Entsprechende Baumaßnahmen könnten aber nur gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Stadtwerken erfolgen. „Es geht hier nicht nur um den Personenverkehr, sondern auch um Stadtgestaltung und Erneuerung von zentralen Ver- und Entsorgungsleitungen.“ Einzelheiten zu den Baumaßnahmen, dem Zeitpunkt und den Kosten nannte Klotz nicht.

Schließlich müssen noch bis spätestens 2022 alle Haltestellen niederflurfähig und damit barrierefrei umgebaut werden. Dies betrifft noch die Haltestellen Im Bogen, Alleestraße, Brandenburger Straße, Nauener Tor sowie Pirschheide. Dazu gebe es bereits Gespräche mit der Stadt, ein genauer Bautermin könne gegenwärtig nicht genannt werden, sagte Klotz.

Potsdam plant eine neue Straßenbahn nach Krampnitz

In den kommenden fünf Jahren wollen die Verkehrsbetriebe Potsdam (ViP) rund 50 Millionen Euro in verschiedene wichtige Projekte investieren. Unter anderem ist für 7,5 Millionen Euro eine Tramstrecke bis zum Campus Jungfernsee geplant. Sie soll 2017 eröffnet werden. Die wegen der Brückenüberquerung über die Havel wesentlich teurere Erweiterung bis zum Entwicklungsgebiet Krampnitz und nach Fahrland ist geplant. Auf dem ehemaligen Kasernengelände am Krampnitzsee sollen wie berichtet einmal fast 4000 Menschen wohnen. Mögliche Pläne für den Straßenbahnverlauf wurden bereits im Herbst diskutiert .

Außerdem soll die Streckenführung der Straßenbahn entlang der Heinrich-Mann-Allee für rund 15 Millionen Euro in drei bis vier Bauabschnitten saniert werden. Für Autos steht dann voraussichtlich ab 2017 eine Fahrspur weniger zur Verfügung. Schließlich will der ViP die Streckenführung der Straßenbahnen am Hauptbahnhof verbessern und dort auch einen Wendepunkt bauen. Dafür sind 4,5 Millionen Euro vorgesehen. Für die Modernisierung der bestehenden Tramflotte (Vario, Combino, Tatra) sind rund 22 Millionen Euro eingeplant.

Stefan Engelbrecht

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