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Umbenennungsantrag: Piraten kentern mit der Straße des Todes

Die Berliner Piratenpartei will die Mühlenstraße an der East Side Gallery in "Am Todesstreifen" umbenennen. Was zunächst wie eine Lachsalve erscheint, entpuppt sich als perfide Abschreckungsstrategie für Wohnungskäufer, findet Thomas Loy.

Die Berliner Piratenpartei tritt regelmäßig mit Vorschlägen im Grenzbereich zum Kabarett hervor. Hier ein Gag zur Probe: Berliner Schüler sollten ihr Ferienkontingent um 15 Tage erweitern, als „Maßnahme gegen Schuldistanz“. Witzig, oder? Gelegentlich schießen niedere Piratenränge aber auch deutlich übers Ziel hinaus. Die Piratenfraktion in Friedrichshain-Kreuzberg hat den Antrag gestellt, die Mühlenstraße an der East Side Gallery in „Am Todesstreifen“ umzubenennen. Was zunächst wie eine irrlaufende Lachsalve erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als perfide Abschreckungsstrategie für Wohnungskäufer.

„Am Todesstreifen“ als Adresszeile könnte das Vergnügen, am Mauermahnmal zu wohnen, deutlich mindern. Die Aktion ist auf den Exspion und Penthouse-Tycoon Maik-Uwe Hinkel gemünzt, dessen Wohnturm auf dem ehemaligen Todesstreifen entsteht. Hinter der Umbenennungsidee soll die Initiative „Mediaspree versenken“ stecken, die Investoren vertreiben will.

Lassen sich die Piraten vor den Karren von Szeneaktivisten spannen? Niemals! Das verstieße gegen die Freibeuterehre. Im Antrag werden ganz pragmatische Gründe angeführt. In Berlin gebe es schon sieben Mühlenstraßen, da sei eine weniger nur hilfreich. Und für die touristische Vermarktung der East Side Gallery ist „Am Todesstreifen“ auf jeden Fall besser. Leider dürfen Straßen in Friedrichshain-Kreuzberg nur nach Frauen benannt werden. Großes Piratenpech.

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