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Umfrage in Berliner Gemeinden erfolgreich: Ideen für Reformen kommen aus der Basis

Im vergangenen Jahr befragte der evangelische Landesbischof Markus Dröge die Gemeinden nach ihren Wünschen und Problemen. Nun folgt ein Masterplan.

Der frühere Berliner Bischof Wolfgang Huber scheute sich nicht vor klaren Worten. Seine Kirche sei zu insiderisch, arm an Riten und unkreativ, warf er ihr 2007 vor und verordnete den Pfarrern ehrgeizige Reformen. Sie sollten verkrustete Strukturen aufbrechen, hinaus in die Kieze gehen, sich neue Gottesdienstformen ausdenken. Es war von „Taufquoten“ die Rede, davon, dass die Mitgliederzahlen bis 2020 um ein Viertel gesteigert werden sollen. Die Empörung war groß. Gemeinden fühlten sich überfahren, Pfarrer waren sauer, derart von oben gegängelt zu werden.

Viele Gemeinden haben sich dennoch Neues einfallen lassen. Doch neue Mitglieder ließen sich durch die Anstrengungen bisher kaum gewinnen. Bei anderen Gemeinden machte sich vor lauter Überforderung „der Wunsch breit, es möge alles beim Alten bleiben“. So heißt es in einem Papier, über das am Freitag und Sonnabend die Synode der Landeskirche, das oberste Kirchenparlament, abstimmen will.

Thesen für ein neues Kirchenbild

Um den Reformen einen „neuen Impuls“ zu geben, geht Landesbischof Markus Dröge einen anderen Weg. Statt von oben herab ein Konzept zu verordnen, hat er 2013 alle 1300 Gemeinden nach ihren Wünschen und Problemen befragen lassen.

„Wir sind kein großer Tanker, wo einer auf der Brücke steht und lenkt, sondern ein Konvoi von Schiffen, die alle selbst gesteuert werden. Wir als Landeskirche können aber die Fahrrinne markieren“, sagte Dröge.

„Die Resonanz war ordentlich“, sagt ein Kirchensprecher: 153 Gemeinden haben den Fragebogen ausgefüllt, zusätzlich gab es 800 Seiten Kommentare. Die Synodalen wollen zehn Thesen verabschieden, die aus der Umfrage abgeleitet wurden und die das Kirchenbild der kommenden Jahre bestimmen sollen. Darin heißt es, dass statt eines Masterplans wieder regionale Unterschiede zwischen Stadt und Land, Ost- und Westbiografien und fünf Bundesländern gestärkt werden sollen. Auch ist eine Vielfalt von Gottesdienstformen erwünscht.

Spannungen abbauen

Die Angebote der professionellen Diakonie sollen stärker mit sozialen Projekten in den Kirchengemeinden vernetzt werden – auch weil die Diakonie ein hohes gesellschaftliches Ansehen genießt, wie kürzlich eine Umfrage ergeben hat. Die Kirchenmusik, eine weitere „Brücke in die Gesellschaft“, soll durch ein „Kompetenzzentrum“ gestärkt werden. Auch will man die „Spannungen“ zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen abbauen.

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