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Mitglieder des Unternehmensnetzwerkes "AusserGewoehnlich Berlin" bei einer Veranstaltung. In einer Umfrage hat ein Drittel der Mitglieder erklärt, ihre Firmen seien signifikant von Corona betroffen.

© AusserGewoehnlich Berlin

Umfrage in einem Firmennetzwerk: Auch ohne Infektion belastet Corona jedes dritte Berliner Unternehmen

Der Unternehmer-Club "AusserGewöhnlich Berlin" hat seine Mitglieder zum Corona-Virus befragt. Eines von drei sieht sich bereits "mittel" oder "stark" betroffen.

Obwohl es bisher keinen bestätigten Krankheitsfall in Berlin oder Brandenburg gibt, dürfte die Corona-Krise bereits jetzt vielen Unternehmen in der Hauptstadt schaden (Lesen Sie hier Antworten auf 40 Fragen zum Corona-Thema). Darauf deuten unter anderem die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter Mitgliedern des Unternehmensnetzwerkes „AusserGewöhnlich Berlin“ hin, die dem Tagesspiegel vorliegen.

Die Geschäftsführung des Clubs hatte seine 250 Mitglieder am Montag mit einem Online-Umfragetool gefragt: „Wie sehr beeinflusst Euch die Corona-Krise?“ 180 Führungskräfte aus allen Bereichen der Berliner Wirtschaft hätten am Ende statistisch verwertbare Antworten geliefert, hieß es. Ergebnis: Ein Drittel (32 Prozent) gab an, ihr Unternehmen sei bereits „mittel“ oder „stark“ beeinträchtigt. Ein weiteres Drittel (32 Prozent) fühle sich nur „sehr wenig“ betroffen, der Rest (36 Prozent) habe bisher „gar keine Probleme“ durch die Krise.

Die Art der Probleme ließen sich in drei Kategorien einteilen. Erstens berichten Mitglieder über Lieferprobleme, Produkte aus China und Italien kommen nicht mehr nach und die Lager leeren sich. Ein zweites Problem sind demnach Kommunikationsprobleme: So gaben einige Führungskräfte an, dass Partner, Kunden und Investoren nicht ansprechbar sind oder Verhandlungen stoppen. Drittens leiden Firmen unter Buchungsproblemen: So bleiben Geschäftspartner oder Touristen aus Asien und Italien fern, andernorts werden Veranstaltungen abgesagt.

Die Umfrage genügt zwar nicht den Ansprüchen an eine wissenschaftlichen statistischen Untersuchung, die Stichprobe ist nicht repräsentativ für die Gesamtheit aller Unternehmen. Aber das vor zehn Jahren gegründete Netzwerk erhebt schon den Anspruch, „die Diversität der Berliner Wirtschaft“ abzubilden, wie Clubchef Alexander S. Wolf dem Tagesspiegel am Donnerstag sagte.

Unter den Mitgliedern seien Inhaber eines Geschäfts für Fetisch-Mode genau wie Managern aus der Luft- und Raumfahrtindustrie. „Unsere Umfrage zeigt deutlich, dass zwar nicht das Virus, wohl aber die Auswirkungen schon in Berlin sind“, sagte Wolf. „Es wäre jetzt wirklich beruhigend, wenn unser Senat ein paar Maßnahmen vorstellen würde, um unsere Wirtschaft gut durch die Krise zu bringen.“

Alexander S. Wolf, Vorstandschef des Netzwerkclubs AusserGewöhnlich Berlin, wünscht sich vom Senat mehr Engagement im Kampf gegen die Corona-Krise.
Alexander S. Wolf, Vorstandschef des Netzwerkclubs AusserGewöhnlich Berlin, wünscht sich vom Senat mehr Engagement im Kampf gegen die Corona-Krise.

© AusserGewöhnlich Berlin

Bei einem Treffen am Mittwoch hätten Mitglieder konkretere Angaben gemacht, berichtete Wolf. Demnach habe ein Hotelmanager gesagt, er habe „noch nie so viele Absagen zu ITB in so kurzer Zeit reinbekommen.“ Eine Führungskraft einer großen Praxis habe über „ernsten Versorgungsengpässe bei Medikamenten und Hygieneartikeln“ geklagt, der Inhaber eines Herstellers von Handyzubehör über einen Monat Produktionsausfall. Und die Geschäftsführung eines „größeren Unternehmens“ sprach von dem Problem, dass alle Mitarbeiter, die von Dienstreisen aus Asien heimkehren, 14 Tage in Heim-Quarantäne verbringen müssen.

Für einige wenige Berliner Unternehmen, die das Wort "Corona" im Firmennamen tragen, ist das Virus natürlich schon länger ein Thema. Hier hatte eine kleine Recherche des Tagesspiegels aber ergeben, dass diese Firmen bisher keine negativen Erfahrungen gemacht haben.

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