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Viele Berliner haben den Eindruck, dass ihre Parks nicht gepflegt werden.

© picture alliance / dpa

Umfrage zu Grünanlagen in Berlin: Viele Parks sind ungepflegt - und unsicher

Eine bundesweite Umfrage zeigt, was Großstadtbewohner von ihren Grünflächen halten. In zwei wichtigen Bereichen liegt die Hauptstadt hinten: bei der Parkpflege und dem Sicherheitsgefühl.

Beispiel Görlitzer Park: Zwei Gruppen, mutmaßlich Drogendealer, geraten in Streit, am Ende liegen zwei Männer auf dem Boden, behandelnde Ärzte konstatieren Verletzungen durch Messerstiche. Das war Ende Oktober, ein herausgriffenes Beispiel für die Situation in der Kreuzberger Grünanlage. Am Montag erst sagte Polizeipräsident Klaus Kandt im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses, die Situation im Park sei „nicht geklärt“, es gebe eine „massive Belästigung der Anwohner“. Und der Görlitzer Park hat symbolische Bedeutung für ganz Berlin, für viele Grünanlagen und Parks in der Hauptstadt. Nirgendwo sonst in einer deutschen Großstadt fühlen sich die Bürger in Natur-Arealen so unsicher wie in Berlin.

Es gibt Zahlen dazu, die Ergebnisse einer deutschlandweiten Befragung durch das Forsa-Institut. 6037 Personen in zwölf Großstädten antworteten zwischen August und Oktober 2104 zum Thema: „Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten bei Parks und Grünanlagen“. Den Auftrag dazu hatte der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau gegeben.

Nur 32 Prozent fühlen sich sicher

Am Dienstag wurden die Ergebnisse vorgestellt. In punkto Sicherheit und Pflege der Grünanlagen liegt Berlin auf dem letzten Platz. Nur 32 Prozent der befragten rund 500 Personen fühlen sich sicher; etwa in Dortmund waren es 40 Prozent. Und Dortmund liegt in diesem Ranking auf dem zweitletzten Platz.

Peter Matuschek leitete die Untersuchung, ihn überrascht dieses Resultat nicht: „Wenn man mit Kindern durch Scherben läuft, kann ich nur bestätigen, dass man den Eindruck hat, hier ist es nicht sicher. Die Situation im Görlitzer Park befördert diesen Eindruck.“

Noch schlimmer, rein statistisch, steht Berlin in Sachen Pflege da. Nur 42 Prozent aller Befragten haben den Eindruck, dass die Anlagen sehr gepflegt werden. Die zweitschlechtesten Städte in dieser Liste, Köln und Nürnberg, liegen bei jeweils 61 Prozent. „Man kennt ja die Haushaltslage“, sagt Matuschek. Anders ausgedrückt: Der Stadt fehlt Geld für Pflege.

Doch es gibt auch positive Nachrichten: 80 Prozent der Berliner sind mit der Anzahl an Grünflächen zufrieden. Mit diesem Wert liegt die Metropole ungefähr im Durchschnitt. Die Stadt ist sogar auch mal positiver Spitzenreiter. 93 Prozent haben angegeben, dass in der Nähe ihrer Wohnung ein Park oder mehrere öffentliche Grünflächen seien.

Die Frage ist nur, wie es dort genau aussieht. „Pflege hat mit Sicherheit zu tun“, sagt August Forster, der Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts-, und Sportplatzbau. Das muss er natürlich auch sagen, immerhin lebt seine Branche von der Pflege. Andererseits sind seine Anmerkungen ja nicht falsch. „Fixer und Dealer treffen sich nicht in einem gepflegten Park“, sagt er. „Wenn Gehölze wild wachsen, bieten sie Verstecke.“

Und Forster hat selbstverständlich auch eine politische Botschaft, deshalb hat sein Verband die Umfrage überhaupt gemacht. „Die Bevölkerung ist grün eingestellt, aber sie nimmt auch wahr, dass die Parks nicht gepflegt werden.“ Das nimmt die Politik zwar durchaus auch wahr, aber Geld fehlt trotzdem. Genau deshalb erklärt Forster auch etwas großzügig, „dass wir uns überlegen, wie wir den Kommunen finanzielle Möglichkeiten geben, damit sie Grünflächen pflegen können. Aber das ist ein längerer Prozess.“

Noch eine politische Botschaft leitet sich aus der Umfrage ab: 81 Prozent der befragten Berliner plädieren strikt dafür, öffentliche Parks und Grünanlagen von Sparmaßnahmen auszunehmen. Nur in Dresden (85), Nürnberg (84) und Düsseldorf (82) hatten sich die Bürger noch klarer positioniert. Ob auch die Polizeieinsätze im Görlitzer Park bei den Sparmaßnahmen ausgeklammert werden sollen, wurde nicht gefragt.

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