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Von Anwohnenden selbst gepflanzte Bäume in Berlin-Prenzlauer Berg.

© Foto: privat

Umgang mit engagierten Bürgern: Das Verhalten der Berliner Bezirksämter ist unsensibel und demotivierend

Wenn Bürger sich für etwas engagieren, gibt's Schutzbehauptungen vom Bezirksamt. Gegen Engagement einzuschreiten klappt unverzüglich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Patricia Wolf

Man könnte meinen, dass Ämter sich immer dann besonders herausgefordert fühlen, wenn Bürger:innen eine Angelegenheit in die eigenen Hände nehmen. Der Anlass für diese Beobachtung: Es gibt einen neuen Fall zivilen Aufbegehrens. Er könnte Anwohner der Siedlung Carl Legien in Prenzlauer Berg allerdings teuer zu stehen kommen.

Die Mieter hatten zwei Straßenbäume in Eigenregie gepflanzt, nachdem vor acht Jahren Bäume gerodet wurden, ohne dass jemals die versprochene Nachpflanzung stattfand. In dieser Woche wurden sie nun aufgefordert, die Bäume zu entfernen – ansonsten drohten 10.000 Euro Bußgeld.

Kürzlich hatten wir hier über einen ähnlichen Fall berichtet: Anwohner hatten Gehwegvorsteckungen auf die Straße gemalt, um den Durchgangsverkehr im Viertel einzuhegen. Wohlgemerkt, nachdem jahrelang nichts getan worden war.

Die Anwohner hatten immer wieder gefordert, die Verkehrssicherheit im Kiez zu erhöhen. Einen Tag nach der Malaktion ließ das Bezirksamt flugs die Bemalungen auf der Straße entfernen.

Bei allem Verständnis dafür, dass Regeln für alle gelten müssen und nicht jeder in Wildwestmanier machen kann, was er will: Es mutet merkwürdig an, dass in solchen Fällen von bezirklicher Seite nicht nur schlecht kommuniziert wird. Und auch auf Nachfrage erklärt wird, dass Personal oder Geld fehlten, um die gewünschten Maßnahmen umzusetzen.

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In dem Moment freilich, in dem Menschen die Angelegenheit selber in die Hand nehmen, sich engagieren, ist plötzlich das Personal da – und zwar nicht, um den Bürger:innen bei ihren Anliegen zur Seite zu stehen. Sondern um gegen sie einzuschreiten.

Dieses Verhalten ist unsensibel und demotiviert die Mitbürger. Warum sollten sie sich überhaupt noch engagieren für ihr Umfeld, Klimaschutz, ihren Kiez, die Sicherheit ihrer Kinder?

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  • Anwohner sollen selbstgepflanzte Bäume fällen: Wie geht es weiter in der Denkmalschutz-Posse von Prenzlauer Berg?
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