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Wo führt sie hin? Und wer soll sie eigentlich nutzen? Anwohnerinitiativen kritisieren die Pläne des Senats, der im Süden des Flugfeldes eine Brücke errichten will.

© Simulation: promo/Senat

Umgestaltung des Tempelhofer Feldes: Brücke ins Nirgendwo

Bibliothek? Busbahnhof? Wohnungen? Über die Zukunft des Tempelhofer Feldes wird noch immer heftig gestritten. Doch der Senat schafft schon einmal Fakten und gibt viel Geld aus.

Noch ist nicht entschieden, was alles am Tempelhofer Feld gebaut wird – aber die konkreten Pläne für eine neue Brücke, die das Gelände mit der Oberlandstraße verbinden soll, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung trotzdem schon mal vorgelegt. 4,2 Millionen Euro soll das Bauwerk kosten und bereits im Jahr 2016 das Tempelhofer Feld mit dem südlich gelegenen Gewerbegebiet verbinden. Der architektonische Wettbewerb für dieses Vorhaben wurde jetzt entschieden. Für Preise und Beratungshonorare gab die Stadtentwicklungsverwaltung nach eigenen Angaben 35 000 Euro aus. Planerisch berücksichtigt ist dabei auch der Bau eines S-Bahnhofs östlich der Brücke mit einem direkten Zugang.

Die Brücke werde unabhängig von den anderen Planspielen für die Tempelhofer Freiheit auf jeden Fall gebaut, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland am Mittwoch. Das Bauwerk solle vor allem den Verkehr zur künftigen Zentral- und Landesbibliothek aufnehmen, deren Bau in „trockenen Tüchern“ sei. Und auch den Baustellenverkehr, der vom Tempelhofer Damm aus nicht zu schaffen wäre, ergänzte Staatssekretär Christion Gaeber. Erste Gelder für die Bibliothek sind bereits in den Haushalt eingestellt. Der Neubau ist aber nach wie vor heftig umstritten. Zuletzt war als alternativer Standort für die Bibliothek das ICC ins Gespräch gebracht worden, was vom Senat aber schnell abgelehnt worden war.

Widerstand gibt es bisher auch gegen die Pläne von Stadtentwicklungssenator Michael Müller, an den Rändern des Feldes Wohnungen und Gewerbebauten zu errichten. Von den bestehenden 303 Hektar sollen 95 Hektar versiegelt werden. Geplant sind gegenwärtig 4650 Wohnungen und Gewerbeflächen für 7750 Arbeitsplätze. Der südliche Rand des Feldes ist gut erschlossen: S-Bahn und die Autobahn 100 verlaufen hier, dazwischen liegen Einkaufsparks und Gewerbegebiete. Diese sollen ergänzt und durch die Brücke mit dem Feld verbunden werden.

Nur ein Denkspiel ist bisher auch die Überlegung, auf dem Gelände einen zweiten Omnibusbahnhof anzulegen, der die bestehende Anlage am Funkturm entlasten soll. Den vorgesehenen Standort auf dem Gelände wollte die Verwaltung nicht mitteilen. Als Alternative zu Tempelhof ist aber auch weiter der Ostbahnhof im Gespräch. Derzeit geht die Tendenz allerdings dahin, gar keinen zweiten Busbahnhof zu bauen und statt dessen den vorhandenen am Messegelände zu modernisieren und auch zu erweitern.

Die Südbrücke war zudem zur Erschließung der ursprünglich im Norden geplanten Bundesgartenschau 2017 vorgesehen. Über sie hätten die Busse die Parkplätze erreichen können. Inzwischen hat der Senat jedoch beschlossen, die Gartenschau in Marzahn zu präsentieren.

Für die architektonische Gestaltung der Brücke hatte es ein europaweites Bewerbungsverfahren gegeben. Unter dem Vorsitz des Beratenden Ingenieurs Stephan Engelsmann, Stuttgart, entschied sich das Preisgericht nach einer eintägigen Beratung für den Entwurf der Arup GmbH und Kolb Ripke Architekten, Planungsgesellschaft mbH, beide aus Berlin.

Die Brücke überspannt die Ringbahn mit den Gleisen für die S-Bahn und den Güterverkehr. Hierbei mussten die Pläne der Bahn berücksichtigt werden, die Gütergleise mit einer Oberleitung zu elektrifizieren. Die Brücke muss deshalb relativ hoch werden – mit Rampen auf beiden Seiten. Beschlossen ist die Elektrifizierung jedoch noch nicht. Hierfür ist erst ein aufwendiges Genehmigungsverfahren nötig.

„Die Brücke ist überflüssig, denn dort wohnen kaum Menschen“, sagt Hermann Barges, Sprecher der Bürgerinitiative „Tempelhof 100%“. Die Pläne ergäben nur dann Sinn, wenn der südliche Teil des Feldes bebaut wird, was die Initiative verhindern will. Auch ein Radwegenetz, das von Süden quer durch das Feld führt, sei dort geplant. „Haushaltsrechtlich bedenklich“ nennt Barges die Pläne auch, weil „nach den uns vorliegenden Informationen noch nicht alle Grundstücke im Eigentum Berlins sind, die die Brücke überquert“. Unklar seien die Folgen der Planungen auch für die Kleingartenanlage „Tempelhofer Berg“. Der Bezirk wolle die Anlage erhalten. Durch die Bebauung der Ränder des Feldes sei diese aber gefährdet.

Staatssekretär Gaebler kontert, die Brücke ermögliche auch einen neuen Zugang zum ehemaligen Flugfeld, der bisher im Süden fehle. Vor allem für Radfahrer.

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