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Umstrittene Aktion: Ex-Stasi-Häftling kehrt in Zelle zurück

Ein früherer Häftling der DDR-Staatssicherheit lässt sich für eine Woche lang in seiner ehemaligen Zelle in Hohenschönhausen einschließen – als Aktion gegen das Vergessen. Der Pensionär wird wegen seines Engagements für Rechtsradikale kritisiert.

Ein früherer Häftling der DDR-Staatssicherheit ist 20 Jahre nach dem Mauerfall für eine Woche an seinen Leidensort in Berlin-Hohenschönhausen zurückgekehrt. Der 65-jährige Carl-Wolfgang Holzapfel ließ sich am Donnerstag in die Zelle 207 im früheren Stasi- Untersuchungsgefängnis einschließen. Er wolle mit der Aktion gegen das Vergessen an diejenigen erinnern, die unter dem SED-Regime gelitten hätten und jetzt vielfach an den Rand gedrängt seien. Er wird von einer Webcam rund um die Uhr gefilmt. Im Internet kann die Aktion unter www.stasi-live-haft.de verfolgt werden.

Der Pensionär saß in den 1960er Jahren neun Monate in Einzelhaft in Hohenschönhausen. Er ist Vorsitzender der Vereinigung 17. Juni und war bis zum letzten Sommer lange Jahre stellvertretender Bundesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS). "Ich habe mich mental gut vorbereitet", sagte Holzapfel auf die Frage, ob ihn nicht in der Zelle furchtbare Erinnerungen an seine Haftzeit überwältigen würden. Er wisse natürlich nicht, was der nächste Tag bringe. "Aber anders als vor 44 Jahren weiß ich, in sieben Tagen ist die Sache vorbei", meinte Holzapfel.

Der Berliner SPD-Sicherheitspolitiker Tom Schreiber äußerte indes massive Vorbehalte gegen Holzapfel. "Die Aktion im früheren Stasi- Gefängnis ist eine gute Idee, doch Holzapfel ist der falsche Mann dafür", sagte der Abgeordnete. Holzapfel sei mit seiner Nähe zum äußersten rechten Rand der Gesellschaft eine mehr als dubiose Person. Der SPD-Politiker verwies unter anderem auf Holzapfels früheres Engagement für die rechtsradikalen Republikaner sowie im Witikobund, einer deutschnationalen Vereinigung in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. (svo/dpa)

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