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Umstrittene Tarifregeln: Taxifahrer wollen die City lahmlegen

Am Morgen wollen Taxifahrer mit einer Protest-Sternfahrt auf die Tarifregeln am Flughafen Schönefeld aufmerksam machen. Haben Sie dadurch im Stau gestanden? Schreiben Sie uns Ihre Erlebnisse ins Kommentarfeld.

Keine Chance – egal ob im Auto oder in den Bussen und Bahnen der BVG. Am heutigen Montag wird die City voraussichtlich dicht sein. Wer sich hineinwagt, braucht starke Nerven. Es kommt alles zusammen: Zwei stark genutzte U-Bahnlinien, die U1 und U2, sind unterbrochen. Und der Verkehr auf den Straßen wird sich am Vormittag heftig stauen, weil Berlins Taxifahrer in Kolonnen mit hunderten Wagen von den Flughäfen Tegel und Schönefeld sowie vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor rollen wollen. Sie protestieren mit der Sternfahrt gegen die vorgesehenen Regelungen bei den Fahrten zum und vom künftigen Großflughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld. Diese führen auch zu unterschiedlichen Preisen für die Fahrgäste. Die Organisatoren rechnen mit 3000 Teilnehmern.

Während der Demonstration von 8.30 bis 14 Uhr dürften Radler und Jogger am Montag die Schnellsten sein. Auch viele BVG Busse werden im Verkehrgewühl steckenbleiben. Und die S-Bahn rechnet mit einem großen Ansturm.

Der Ärger der Taxifahrer entzündet sich an mehreren Bestimmungen: Zum einen sind Fahrten vom Flughafen in die Stadt generell teurer als die Hinfahrten, weil sie jeweils nach unterschiedlichen Tarifen abgerechnet werden. Im ersten Fall gilt der Tarif des Landkreises Dahme-Spreewald, auf dessen Gebiet der neue Flughafen liegt. Bei der Fahrt zum Airport wird hingegen der günstigere Berlin-Tarif eingestellt, weil der Flughafen ja im Prinzip zu Berlin gehört. Dieser Kompromiss soll beiden Seiten entgegenkommen. Das Berliner Taxen-Gewerbe aber wehrt sich dagegen, obwohl ja die Einnahmen steigen, wenn bei der Fahrt ab Flughafen der höhere Landkreis-Preis gilt. Die verschiedenen Tarife öffneten dem Missbrauch Tür und Tor, befürchtet hingegen die Taxi-Innung. Kaum ein Fahrgast könne auch bei Fahrten innerhalb der Stadt kontrollieren, welchen Tarif ein Fahrer einstelle: den günstigeren Berliner oder den teureren Landkreis-Preis. Beschwerden seien vorhersehbar.

Unmut löst bei den Taxifahrern auch die neue Regelung in ihrem Aufstellbereich am Flughafen aus. Dort verlangt die Flughafengesellschaft künftig eine Zuschlaggebühr von 1,50 Euro, die letztlich in den Preis der Fahrt einfließt, also vom Fahrgast bezahlt wird. Das Gewerbe befürchtet nun, dass Fahrgäste vermehrt in den billigeren Nahverkehr abwandern. Der Preis für die Taxifahrt vom Zentrum zum neuen Flughafen werde ohnehin schon viel höher sein als für die jetzigen Fuhren nach Tegel.

Den Zuschlag begründet die Flughafengesellschaft mit dem neuen „Taxi Control System“, das eingeführt wird. Über ein elektronisches Punktesystem steuert es die Wartezeit für Taxis. Punkte werden an jeden Wagen und Fahrer vergeben; bewertet wird dabei etwa, ob ein Kindersitz vorhanden ist oder Kreditkarten akzeptiert werden. Fahrer mit hohen Punktzahlen dürfen den Aufstellplatz schneller verlassen als Kollegen mit weniger Punkten. So schaffe man zugunsten der Kunden Qualitätsanreize, wirbt der Flughafen.

Zudem soll das System Fahrer nach einer Kurzstreckenfahrt bevorzugt behandeln. Sie müssten sich nicht mehr am Ende der Schlange einreihen, heißt es. Die Firma Apoca, die den Auftrag für das neue System erhalten hat, soll sich um die Taxifahrer und Fahrgäste kümmern.

Ein weiterer Knackpunkt ist die wachsende Konkurrenz unter den Taxen, die durch den neuen Flughafen noch zunehmen wird. Denn bis zu 400 Taxis aus dem Landkreis können nun auch Fahrgäste in Berlin aufnehmen. Der Staatssekretär der Verkehrsverwaltung, Christian Gaebler, sieht aber keine Mehrbelastung für das Gewerbe. Bei rund 7220 zugelassenen Taxis fielen weitere 400 nicht sonderlich ins Gewicht. Im Gegenzug dürften die Berliner ja auch Geschäfte am Flughafen machen. Das Berliner Taxen-Gewerbe kämpft hingegen seit Jahren dafür, die Zahl der Konzessionen zu verringern.

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