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Umstrittenener Bandauftritt: Rechtsextremer Hass nach Noten

Die Band "Kategorie C" will in Berlin auftreten. Experten warnen vor militanten Neonazi-Fans.

Seit einigen Tagen wird für ein Konzert der Band „Kategorie C“ in Berlin geworden – auf der Webseite der bei Neonazis beliebten Modemarke „Erik and Sons“. Die Veranstalter sind auf Geheimhaltung bedacht. Der genaue Ort wird nicht bekannt gegeben, lediglich der Stadtteil Mitte: Interessierte können sich per E-Mail anmelden und bekommen erst kurz vor der Veranstaltung eine persönliche Einladung. Die Polizei weiß von dem geplanten Konzert, der genaue Veranstaltungsort sei ihr bekannt, heißt es.

Die Band sei „besonders wegen ihrer gewaltverherrlichenden Lieder in der Skinhead-Szene beliebt und trat in der Vergangenheit zusammen mit rechtsextremistischen Skinhead-Bands bei Konzerten auf“, heißt es in einer Einschätzung des Verfassungsschutzes Bremen. Zuletzt verhinderte die Polizei Ende Mai bei Rostock mit einem Großaufgebot ein Konzert der Gruppe. Mehrere der 450 angereisten Neonazis griffen Polizisten an. Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Körperverletzung folgten. „Veranstaltungen in so einer Größenordnung, mit mehreren hundert Rechtsextremisten, stellen eine unmittelbare Gefahr für alle Menschen, die sich in der Umgebung aufhalten, dar“, warnt Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus.

Die 1997 in Bremen gegründete Band „Kategorie C“ genießt in der rechtsextremen Szene hohes Ansehen. Der Name leitet sich von der gleichnamigen Polizeibezeichnung für gewaltsuchende Hooligans ab. Auch wenn sich die Musiker seit einiger Zeit als „unpolitische Hooligan-Band“ präsentieren, zeigt ein Blick auf die Texte ein anderes Bild: „Deutschland dein Trikot. Das ist schwarz und weiß. Doch leider auch die Farbe deiner Spieler. In München, Rom und Bern, da gab es noch echte Deutsche. Solche Jungs und diese Siege hätten wir jetzt gerne wieder.“ Und weiter: „Deutschland ist der Schlachtruf. Für Deutschland stehen wir alle ein. Doch Deutschland ist nicht die BRD.“ Das Lied erschien 2006 zur Fußball-WM auf einem konspirativ produzierten Sampler der Naziszene. Zwei Monate später wurde die CD wegen „öffentlicher Aufforderung zu Straftaten sowie Gewaltdarstellungen“ verboten und beschlagnahmt. Bei der Polizei ist ein Musiker der Gruppe bestens bekannt: Im Herbst 1991 war er an einem Brandanschlag auf ein Bremer Flüchtlingsheim beteiligt und wurde dafür zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

„Wir werden alles dafür tun, dass dieses Konzert im Vorfeld verboten wird“, sagte der verfassungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Tom Schreiber, dem Tagesspiegel. Er kündigte an, die Veranstaltung im kommenden Verfassungsschutzausschuss zu thematisieren. „Es geht nicht nur darum, das Konzert zu unterbinden; es müssen auch mögliche Verbindungen von ‚Erik and Sons‘ zur rechtsextremen Szene durchleuchtet werden.“

Die Modemarke „Erik and Sons“ stammt aus Königs Wusterhausen bei Berlin. Das Konzert kündigt sie als Weihnachtsfeier für „Kunden, Partner und Freunde“ an. Zuletzt bedankte sich die rechtsextreme Gruppierung „Nationaler Widerstand Berlin“ auf ihrer Webseite bei der Firma für Spenden für eine Veranstaltung. Die Marke wird unter anderem im Versandhaus „Deutsche Stimme“ der NPD verkauft. Erst kürzlich eröffnete in Lichtenberg das Geschäft „Horrido“, in dem vor allem Kleidung von „Erik and Sons“, aber auch T-Shirts von „Kategorie C“ verkauft werden. Anwohner und Politiker befürchten, dass sich der Laden zu einem rechtsextremen Szenetreffpunkt entwickelt. Johannes Radke

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