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Die Deutsche Wohnen AG in Frankfurt Main.

© picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst

Umstrittener Immobilienkonzern: Deutsche Wohnen kritisiert Berliner Mietspiegel als zu niedrig

Wohnraumnot treibt den Gewinn der Deutsche Wohnen. Trotzdem kritisiert sie den neuen Berliner Mietspiegel – und hält an ihrer Strategie fest.

Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat erneut von steigenden Mieten profitiert und im gleichen Zuge den neuen Berliner Mietspiegel als zu niedrig kritisiert. „Das bildet eindeutig nicht die realen Marktentwicklungen ab“, sagte Finanzchef Philip Grosse am Dienstag bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen. Am Vortag hatte der Berliner Senat den neuen Mietspiegel für die Hauptstadt vorgestellt. Demnach stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete in Berlin in den vergangenen beiden Jahren überraschend langsamer als in den Vorjahren: um 2,5 Prozent pro Jahr. Laut Grosse wäre ein Mietanstieg um rund 10 Prozent eine deutlich realistischere Größe.

Dabei kann sich Deutsche Wohnen über geringe Mieteinnahmen nicht beklagen. Der operative Gewinn des MDax-Unternehmens stieg in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich um 16,5 Prozent auf 144 Millionen Euro. Der Grund waren höhere Mieten - vor allem in Berlin.

Die Vertragsmieten des Unternehmens stiegen im ersten Quartal 2019 auf vergleichbarer Basis um 6,1 Prozent auf 205 Millionen Euro. Im Durchschnitt betrug die Miete pro Quadratmeter 6,68 Euro, in Berlin lag sie mit 6,75 Euro darüber. Unter dem Strich blieben in den ersten drei Monaten 111 Millionen Euro als Gewinn hängen nach 103,4 Millionen Euro im Vorjahr.

Den Ausblick für 2019 bestätigte der Konkurrent von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien. Deutsche Wohnen peilt weiterhin einen operativen Gewinn von 535 Millionen Euro an. Daran ändert auch der aus Sicht des Konzerns zu niedrig angesetzte Mietspiegel nichts. Laut Grosse habe man „im aktuellen politischen Umfeld“ damit gerechnet und ihn entsprechend in den Prognosen berücksichtigt. Der Mietspiegel liefert alle zwei Jahre eine Übersicht über ortsübliche Vergleichsmieten, an denen sich Mieter und Vermieter orientieren.

Finanzchef kritisiert „politischen Lärm“ um Mieten

Große Wohnungskonzerne standen zuletzt immer häufiger in der Kritik: Steigende Mieten und Wohnungsnot haben vor allem in Großstädten Forderungen nach einer Enteignung laut werden lassen. In Berlin werden Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt, dessen Name klar zeigt, auf welchen Konzern es auf allem abzielt: „Deutsche Wohnen & Co enteignen - Spekulation bekämpfen“. Deutsche Wohnen vermietet bundesweit mehr als 160 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten und steht wegen seines Umgangs mit Mietern häufig in der Kritik. Die meisten Wohnungen - rund 112.000 - liegen in Berlin. Zum Portfolio gehören auch Pflegeheime.

Das Volksbegehren fordert, dass Firmen mit mehr als 3000 Wohnungen enteignet werden. Das Land Berlin soll die Wohnungen den Firmen zwangsweise abkaufen.

Grosse kritisierte den „politischen Lärm“, der um die Mieten und den Mietspiegel entstanden sei. Beeinflusst dies die Langfriststrategie von Deutsche Wohnen? „Die klare Antwort ist nein“, so Grosse. „Wir bleiben sehr fokussiert auf Metropolen.“

Deutsche Wohnen steckt wie andere Immobilienkonzerne mehr Geld in die Modernisierung. Die Ausgaben hierfür sowie Instandhaltungen betrugen im ersten Quartal insgesamt 73 Millionen Euro - das war ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Für sanierte Wohnungen können Vermieter in der Regel auch die Mieten anheben. (dpa)

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