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Umstrittenes Sozialunternehmen: Treberhilfe besitzt ein weiteres Anwesen in Caputh

Das sanierungsbedürftige Haus samt 10 000-Quadratmeter-Grundstück wurde 2008 erworben. Mitarbeiter werfen den neuen Chefs Buchungstricks vor.

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Der Schwielowsee scheint es Harald Ehlert angetan zu haben. Dort steht das in den Büchern der Treberhilfe mit zwei Millionen Euro verzeichnete Anwesen der Sozialeinrichtung mit Einliegerwohnung des Firmengründers. Aber der wegen der „Maserati-Affäre“ ins Zwielicht geratene frühere Geschäftsführer hat für die gemeinnützige Gesellschaft offenbar eine weitere Immobilie in Caputh angeschafft: ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück mit sanierungsbedürftigem Haus in der Schwielowseestraße. Bisher hatte die Öffentlichkeit nur von dem 900-Quadratmeter-Grundstück mit einer als Schulungszentrum deklarierten Luxusvilla am Ortsausgang erfahren.

Wozu das zweite, im Jahr 2008 gekaufte Areal genutzt werden sollte, ist nicht ganz klar. Von Insidern ist zu hören, als Verwendungszweck im Sinne der Gemeinnützigkeit sei beim Kauf eine psychiatrische Einrichtung für Kinder angegeben worden. Umgesetzt ist von dieser Planung bisher nichts, lediglich der Zaun zur Straße hin wurde erneuert.

Grundstücke, Immobilien und Neubauten haben in den vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung bei der Treberhilfe bekommen. „Die Treberhilfe hat sich schleichend von einer Sozialeinrichtung in eine Immobiliengesellschaft verwandelt“, sagt ein Insider. Mitarbeiter der Treberhilfe befürchten, dass der vor kurzem eingesetzte Verwalter und Teile des Aufsichtsrates versuchen könnten, Vermögen aus der gemeinnützigen Gesellschaft Treberhilfe herauszulösen und in eine neue GmbH zu überführen. Dessen Umfeld dementiert dies. Das Manöver habe nur das Ziel, Ehlert aus der Schusslinie zu bringen und dessen Anteile an der Treberhilfe einer Treuhändergesellschaft zu übertragen. Die neue Firma ist zwar noch nicht offiziell gegründet. Beim Handelsregister liegen aber bereits die Anträge für die Eintragung der „Hiawata“ vor, die unmittelbar bevorstehen soll.

Zum 26. April steht der gemeinnützigen GmbH außerdem eine Betriebsprüfung des Finanzamtes ins Haus, offenbar die erste seit Bestehen der Treberhilfe. Bisher soll es nur eine Lohnsteuerprüfung gegeben haben, die nicht abgeschlossen sei. Bei der Betriebsprüfung sollen dem Vernehmen nach die Ergebnisse von mehreren Jahren überprüft werden.

Ihre Verunsicherung haben die Mitarbeiter der Treberhilfe in einem Offenen Brief an den neuen Geschäftsführer Luft gemacht. Darin wird Dietrich Fenner das Misstrauen ausgesprochen und eine Neubesetzung des Aufsichtsrates verlangt. Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) nannte dies einen „mutigen Schritt“, der zeige, dass die gute Arbeit der Mitarbeiter der Treberhilfe nicht durch die hier infrage stehende „Zweckentfremdung von Mitteln“ durch die Geschäftsführung in Misskredit gebracht werden kann. „Bei aller Notwendigkeit, etwas bei der Treberhilfe zu verändern, dürfen diese Menschen nicht ihren Arbeitsplatz verlieren“.

Der vom Aufsichtsrat beurlaubte zweite Geschäftsführer Jens Fischer kann die Vorgänge nur von außen verfolgen. Er ist mit einem Hausverbot belegt, die neuen Treberhilfe-Chefs werfen ihm geschäftsschädigendes Verhalten vor. Sein Drei-Monatsvertrag läuft Ende Mai aus. Von der Treberhilfe war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.

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