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Umstrittenes Sozialunternehmen: Treberhilfe: Ex-Chef schafft weiter Fakten

Nach der Beurlaubung des neuen Geschäftsführers Fischer wächst das Misstrauen gegenüber der Treberhilfe. Insider berichten dem Tagesspiegel, dass Unterlagen beiseite geräumt werden. Die Staatsanwaltschaft lehnt eine Durchsuchung ab.

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Die Staatsanwaltschaft weist die Kritik zurück, sie würde im Fall der Treberhilfe zu zögerlich ermitteln und keine Durchsuchung der Räume veranlassen, um Beweismittel sicherzustellen. „Zu Eilmaßnahmen besteht aktuell kein Anlass. Und eine rein präventive Durchsuchung ist nicht möglich“, sagte Silke Becker, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Offenbar haben die Staatsanwälte keine Bedenken, dass Beweismittel verschwinden könnten. Insider dagegen berichteten dem Tagesspiegel, dass Unterlagen beiseitegeräumt wurden.

Die Übertragung von Gesellschafteranteilen des ehemaligen Treberhilfe-Chefs Harald Ehlert und des Treberhilfe-Vereins an einen Treuhänder ist entgegen bisherigen Behauptungen noch nicht vollzogen worden. Das erfuhr der Tagesspiegel aus sicherer Quelle. Der notarielle Termin soll in der nächsten Woche erfolgen. Bisher hatten die Banken eine Übertragung verhindert, weil Ehlert persönlich für einen Teil der Kredite der Treberhilfe haftet. Geplant ist, 94 Prozent der Anteile an eine Firma des Berliner Rechtsanwalts Michael Schultz zu übertragen. Schultz, Experte für Immobilienrecht, war bereits in der Vergangenheit für die Treberhilfe tätig. Ehlert hält bislang 50 Prozent des Unternehmens.

Die Finanzlage der Treberhilfe ist inzwischen äußerst prekär. Die Tochtergesellschaft Treberhilfe Brandenburg hat sich durch den Kauf einer Immobilie im Holländischen Viertel in Potsdam für rund 700 000 Euro hoch verschuldet und verfügt kaum noch über liquide Mittel. Sollte die Gemeinnützigkeit entzogen werden, drohen hohe Steuernachforderungen. Gleichzeitig würde die Treberhilfe automatisch aus der Diakonie ausgeschlossen, was Mindereinnahmen von rund einer Million Euro nach sich zöge. Eine Betriebsprüfung durch das Finanzamt gab es bislang nicht. Ob und wann die Finanzbehörden prüfen, ist nicht bekannt.

Gegen den früheren Geschäftsführer der Treberhilfe, Harald Ehlert, und gegen Christian Jäger, Vorstandsmitglied des Treberhilfe-Vereins und Aufsichtsratsmitglied der als Vereinstochter agierenden gemeinnützigen GmbH der Treberhilfe, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue. Die Treberhilfe erhält Zuwendungen in Höhe von 750 000 Euro pro Jahr vom Land Berlin für Straßensozialarbeit und Beratungsstellen und Kopfpauschalen in zweistelliger Millionenhöhe für individuelle Leistungen wie die Betreuung von Obdachlosen.

Politiker fordern jetzt vom Aufsichtsrat der Treberhilfe unverzüglich Transparenz und Offenlegung der Zahlen. „Das Gebaren der Treberhilfe ist Ausdruck dafür, dass sie sich nicht in die Karten schauen lassen wollen“, sagte die frühere Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke). Wie berichtet hat die Treberhilfe den Anfang März eingesetzten Geschäftsführer Jens Fischer beurlaubt und ihm Hausverbot erteilt. Zur Begründung erklärte die Treberhilfe, der Aufsichtsrat sei auf „mögliche betriebsgefährdende Versäumnisse“ Fischers gestoßen. Fischer wollte sich dazu nicht äußern.

Auch einer langjährigen Führungskraft der Treberhilfe wurde das Vertrauen entzogen. Der Bereichsleiter für die Wohnprojekte, Ingo Bullermann, hat jetzt keine Prokura mehr. Bullermann hatte zugelassen, dass seine Mitarbeiter einen Abwahlantrag gegen Ehlert lancierten. Auch die Vorbereitungen zur Wahl eines Betriebsrates hatte er unterstützt.

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