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Mülltonne Berlin

© ddp

Umweltschutz: Getrennte Wege

Überquellende Mülltonnen mit falsch getrenntem Inhalt - in Hausgemeinschaften birgt das Konfliktpotenzial. Besonders häufig scheint Streit darüber in Häusern auszubrechen, in denen Deutsche mit vielen anderen Nationalitäten leben. Doch das lässt sich leicht vermeiden.

„Ist Umwelt- bzw. Naturschutz (k)ein Thema für MigrantInnen?“, war der Titel einer Tagung, zu der das türkisch-deutsche Umweltzentrum des TDZ e.V. und der BUND gestern eingeladen hatten. Das Umweltbewusstsein von Migranten sei zwar vergleichsweise niedriger, sagt Veranstalter Turgut Altug. „Aber nicht, weil ihnen die Umwelt egal ist, sondern weil sie nicht informiert sind.“ Viele wüssten nicht, wie man richtig Müll trenne oder Energie sparen könne.

Isis Haberer vom BUND Berlin bestätigt das. Sie hat das Projekt „Interkulturelle Energiesparberatung“ geleitet, in dem mehrheitlich türkischstämmige Frauen zu Energiesparberaterinnen ausgebildet wurden. „Viele haben Schimmel nicht als solchen erkannt und wussten nicht, dass er schädlich ist. Auch haben sie viel zu viel Waschmittel benutzt und Geschirr mit chlorhaltigem Reinigungsmittel gespült.“ War anfangs der Wunsch, Kosten zu sparen, die Hauptmotivation der Teilnehmerinnen, wurden sie schnell zu „Überzeugungstäterinnen“ und engagierten Energiesparberaterinnen.

Ein Fünftel der in Deutschland lebenden Menschen hat einen Migrationshintergrund. Von Informationskampagnen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz wurden sie bislang aber kaum erreicht. Migrantengruppen müssten gezielt angesprochen werden, sagen Isis Haberer und Turgut Altug. So sei bei der türkischen Community die persönliche Ansprache viel wirksamer als etwa das Verteilen von Flyern. Osteuropäische Migranten hingegen wünschen sich schriftliches Informationsmaterial, auch in russischer Sprache, sagt Andrea Simon vom Verein Life. Aus einer berufsorientierenden Maßnahme für Osteuropäerinnen entwickelte sich auf Initiative der Teilnehmerinnen ein Umwelt-Frauen-Netzwerk. Alle zwei Monate trifft sich die rund 20-köpfige Gruppe und tauscht sich bei Tee und Kuchen zu Fragen aus: Was ist wirklich Bio? Was wird aus Plastik, das in der gelben Tonne landet? „Die Frauen sind dabei sehr handlungsorientiert, fragen immer: Was kann ich jetzt konkret tun?“, sagt Simon.

Antworten auf diese Frage möchte auch Turgut Altug mit seinem erst vor drei Monaten gegründeten Türkisch- Deutschen Umweltzentrum liefern. Projekte wie der „Interkulturelle Garten“ im Görlitzer Park sollen Migranten an Natur und Umwelt heranführen. Und darüber hinaus den Austausch mit den deutschen Nachbarn anregen. Denn Altug versteht Umweltschutz auch als Integrationsfeld: „Schließlich betrifft das uns alle.“

Anna Corves

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